Köln | Erstmals unter Leitung der Koelnmesse, die auch die Betreiberin der Art Cologne ist, findet an diesem Wochenende in Berlin die Art Berlin statt. Die Köln-Berliner-Kooperation ist auch eine Reaktion auf die Ankündigung der MCH Group AG in Basel, der Betreiberin der Art Basel, mit der neuen Kunstmesse Art Düsseldorf (17.-19. November 2017) die Art Cologne direkt anzugreifen.
Die Art Berlin ist gleichsam die Fortführung der art berlin contemporary (abc) unter veränderten Vorzeichen. 2008 von Berliner Galeristen gegründet, verstand sich die abc als Plattform für das aktuelle Kunstschaffen in Berlin. Die gezeigte Kunst sollte nie älter als zehn Jahre sein, manches Exponat kam gleichsam frisch aus den Berliner Ateliers. Zugleich sollten die Galerien jeweils nur einen Künstler pro Koje zeigen. Doch das Konzept der abc ging nie auf. Den potentiellen Käufern war das Angebot zu eng; kaufkräftige Käufer scheinen zudem etabliertere Künstler zu bevorzugen. Noch dazu kam, dass die Berliner Politik, wie so oft, den heimischen Kunstmarkt mit allein 250 Gallerien im Stich ließ.
Unter der Ägide der Koelnmesse wird aus dem Galerien-Event nun eine richtige Messe: 110 Galerien präsentieren ihre Kunst in dem ehemaligen Postbahnhof Station am Glasdreieck. Nur noch die Hälfte der Galerien kommt dabei aus Berlin; aus Köln ist u.a. die Galerie Klaus Benden dabei. Über die Zusammenarbeit zwischen Maike Cruse, der bisherigen Leiterin der abc und neuen Chefin der Art Berlin, und Daniel Hug, dem Chef der Art Cologne, drang nichts Negatives an die Öffentlichkeit.
Flankiert wird die Art Berlin im Rahmen der Berlin Art Week mit zahlreichen Veranstaltungen. Erhalten geblieben sind auch die „Gallery Openings“. Zahlreiche weitere Kulturinstitutionen wie die Nationalgalerie, C/O Berlin oder das KW Insititute for Contemporary Art haben sich der Berlin Art Week angeschlossen, dazu auch einige der in Berlin sehr starken privaten Kunstsammlungen wie die Julia Stoschek Collection (Düsseldorf), das Museum Frieder Burda (Baden-Baden), die Sammlung Boros etc. Der me collectors Room des Sammlers des Sammlers Thomas Olbricht bietet einen ungewöhnlichen Einblick in der Schaffen von 50 zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen (!) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Wahrscheinlich gibt es in keiner anderen Stadt der Welt gegenwärtig so viele aktive Künstler wie in Berlin. Berlins Dilemma: Viele Künstler, viel neue Kunst, wenige kaufkräftige Sammler, wenig Unterstützung von der Politik. Ob Berlin im zweiten oder dritten Anlauf reif ist für eine kommerzielle Kunstmesse, an denen es weltweit nicht mangelt, wird sich zeigen. Über die Zusammenarbeit mit der Art Cologne titelte die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ schon einmal: „Die Retter vom Rhein“.
Autor: Von Christoph Mohr