Köln/Dakar | Was für ein Lebenskünstler…
Der Kölner Andreas „Hacky“ Hagemeyer fristete viele Jahre ein bürgerliches Gastronomen-Dasein, ehe ihn die Abenteurlust packte.
Der Junge aus der Südstadt machte sich auf gen Afrika und ist mittlerweile am Strand des Senegals angekommen, wo er eine Bar eröffnet hat. Für report-K schildert der Aussteiger seinen Erlebnisbericht und grüßt fröhlich die Heimat!
Kölner Abenteurer schreibt Aussteiger-Bericht für report-K
Die Reise mit meinem alten ausgedienten und umgebauten Schulbus sollte mich, so Plan A, ja ins südliche Afrika bringen, um dann irgendwann auf der Ostflanke über Tansania, Kenia, Äthiopien, Sudan etc wieder nach Europa zurückzukehren.
Im beschaulichen, westafrikanischen Guinea-Bissau, wo ich die Südstadt-Legende Carlos Robalo, den ehemaligen Sänger der Band Dunjabele und seine wunderbare Großfamilie besuchen durfte, wurde es dann auch hier politisch etwas ungemütlicher.
Staatspräsident Embaló konnte mit letzter Kraft seiner Leibgarde einen Putsch der örtlichen Drogenmafia verhindern.
Die Strassen mit ihren metergroßen Kratern lassen hier auch nur noch Tagesetappen von max. 100 km zu. Geschlossene Grenzen, unklare Corona-Verhältnisse, Militärputsche und überteuerte Visa liessen mich erstmal wieder in die beschauliche Casamance zurückkehren, wenngleich auch hier rebellische Separatisten sich regelmäßig Scharmützel mit den hiesigen Streitkräften liefern. Zumindest gibts hier kein Corona. Sagt man.
Im westafrikanischen Senegal hab ich, und wer hätte das von mir erwartet, erst das Herz einer zauberhaften Prinzessin gewonnen und dann auch noch mit Millionen anderen Fussball-Fans und den Löwen der Teranga den Coupe d`Afrique. Läuft!
Ich geniesse die Tage am Strand oder auf meiner neuen, alten quietschgelben Vespa. Die Zeit reift für Plan B. Die Regenzeit droht nun nämlich mit ihren sintflutartigen Ausschüttungen mein beschauliches Camperdasein nachhaltig zu beeinträchtigen. Und Anna, eine hagere Französin, sucht einen Mieter für ihr Haus am Strand von Cap Skirring, einem beschaulichen Fischerdorf an einem der westlichsten Punkte der afrikanischen Atlantikküste.
Kölner Gastronom Hacky Hagemeyer startet mit Bar Aznavour neu durch
Dazu gehört sowohl die trächtige Hauskatze „Chausette“ (wie kann man seine Katze nur „Socken“ nennen, ab sofort hört sie auf den Namen „Katze“. Oder eben auch nicht.) Ach, und ihr Strandlokal „Chez Anna“ wird derweil geschlossen. Ich miete Haus, Katze und Bar und überlege mir ein Alternativkonzept zu den allgegenwärtigen Reggae-Bars.
Ich mache jetzt auf „Fronkreisch Fronkreisch“, allerdings ohne diese doofen blau-weißen Ringelshirts. in Köln hab ich ja schon den „falschen Belgier“ mit Belgischen Fritten und edlen Trappistenbieren gegeben. Nun also Aznavour und andere französische Gassenhauer. Und Pastis für 75 Cent für die große frankophone Expat-Gemeinde. Der Einfachheit halber heißt die Kaschemm jetzt auch „Bar Aznavour“.
Gereicht werden die besten Pommes am Atlantik, kambodschanische beefsticks und Platten, prall gefüllt mit riesigen, lokal gefischten Tiger-Gambas. Freibier täglich von 18 bis 19 Uhr. Die Eröffnung wird toll, sogar der französische Chansonier Patrice Dorleac schaut am späten Abend auf ein paar Bierchen vorbei. Er ist begeistert und bietet mir an, mal an einem Abend in meinem Laden für umme aufzutreten. Er wohnt ja ums Eck.
Im November kommt Anna zurück. Mein italienischer Hippie-Freund Georgio und ich überlegen derweil, ob wir dann nicht eine kultige Pizzeria „Pasta, Pizza et Mandolino“, also praktisch eine italo-Kaschemm im Ort aufmachen sollen. Und ständig läuft „Una fiesta sui prati“. Und „Azzurro“. Das Ganze praktisch zum Start der Fußball-WM 2022. In welcher Gruppe war jetzt nochmal Italien?
Hacky Hagemeyer, ehemaliger Schülersprecher, Diskjockey, Hausbesetzer, Operetten-Statist, Kriegsfotograf, Festival-Veranstalter, Hochzeitslimousinen-Chauffeur und Bratwurstverkäufer arbeitet an seinen Memoiren, die unter dem Titel „Als Gaddafi vergaß, mich am Flughafen abzuholen“ erscheinen sollen.