Köln | In Interviews stellen sich die Kölner Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2013 den Lesern von report-k.de vor. Hendrik Rottmann kandidiert für die Alternative für Deutschland im Wahlkreis Köln I. Der gebürtige Kölner arbeitet als Betriebswirt und Offizier bei der Bundeswehr.

Report-k.de: Die Wahl des Direktmandats ist auch eine persönliche Wahl. Stellen Sie sich unseren Lesern bitte kurz vor.

Hendrik Rottmann: Mein Name ist Hendrik Rottmann und ich bin 1969 in Köln-Porz geboren. Ich habe eine Lehre als Einzelhandelskaufmann bei der Kaufhof AG in Köln erfolgreich abgeschlossen und bin dann als Freiwilliger in die Bundeswehr eingetreten. Seit 25 Jahren bin ich Soldat, seit 1997 staatlich geprüfter Betriebswirt und Offizier. Derzeit bin ich in der Streitkräftebasis eingesetzt. Seit 20 Jahren bin ich verheiratet und habe einen Sohn.

Warum haben Sie sich für eine politische Laufbahn entschieden?

Ich engagiere mich seit 1993 politisch, weil man nur etwas bewegen kann, wenn man tätig wird. In die AfD bin ich eingetreten, weil der Einheitsbrei, der im Deutschen Bundestag sein Unwesen treibt, aus meiner Sicht die Sorgen und Probleme von uns Bürgern nicht mehr als Antrieb ihrer Politik sieht. Das wird zwar behauptet, ist aber nicht mehr erkennbar. Es geht nur um Macht, Parteipolitik und um das eigene Fortkommen. Lobbyisten, Großkonzerne und Banken werden gut vertreten, die wirklich wichtigen nicht. Kinder und Familien haben keine Lobby, obwohl diese die Zukunft eines Landes darstellen. Das muss sich aus meiner Sicht dringend ändern.

Wie bekommen Sie Ihren Beruf und die Politik unter einen Hut?

Das ist nicht so einfach, da Termine erst nach Dienstschluss wahrgenommen werden können. Das bedeutet im Klartext, dass nach dem normalen Diensttag auch noch ein quasi zweiter Arbeitstag folgt und an den Wochenenden auch nur wenig Zeit für die Familie bleibt. Die muss dabei mitspielen, sonst reibt man sich schnell auf. Da ich die Unterstützung meiner Familie habe, ist das momentan kein Problem.

Was reizt Sie am Bundestagsmandat?

Wenn die AfD in den Bundestag eingezogen ist, dann befinden sich wieder Bürger im Bundestag. Und wir Bürger sind es doch, die von den Entscheidungen des Bundestages profitieren sollen. Das ist die originäre Aufgabe der Abgeordneten. Ich möchte mit meinem Engagement dazu beitragen, dass die Politik das macht was jeder Abgeordnete schwören muss, nämlich, Schaden von uns Bürgern abzuwenden und eine gute Zukunft zu gestalten. Die Politik soll uns Bürger ernst nehmen und ihr Handeln nach uns und nicht nach Konzernen und DAX-Werten ausrichten.

Was wollen Sie in Berlin für Schwerpunkte setzen?

Als Soldat ist mein Schwerpunkt die Sicherheitspolitik. Sowohl die Innere wie auch die Äußere Sicherheit ist wichtig für Deutschland. Allerdings bin ich nicht der Auffassung, dass die deutsche Sicherheit am Hindukusch verteidigt werden muss. Daher fordere ich den schnellstmöglichen, kompletten Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan. Der Einsatz war ein Fehler und es ist ein noch größerer Fehler mit einer Ausbildungsmission dort zu verbleiben. Gleiches gilt für den Einsatz in der Türkei. Es gibt aus meiner Sicht keine Grundlage für die Präsenz der deutschen Truppe und da diese auch nicht willkommen sind, sollten wir niemanden zwingen uns willkommen zu heißen. Deshalb sollten wir uns sofort zurückziehen.

Zur Inneren Sicherheit gehört auch eine vernünftige Zuwanderungs- und Integrationspolitik. Zuwanderung ist schon aus demografischer Sicht notwendig, aber diese darf nicht in die Sozialsysteme erfolgen. Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung. In Spanien und Griechenland sind viele junge Menschen arbeitslos, warum bieten wir diesen nicht eine Chance. Das von der Bundesregierung hierzu angelegte Programm ist lächerlich und bedarf einer Überarbeitung. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Zuwanderung nicht gleichzusetzen ist mit Asyl. Wer berechtigt Asyl in Deutschland beantragt, dem soll und muss es auch gewährt werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Familienpolitik. Deutschland muss familienfreundlicher werden. Dies beginnt mit einer kinderfreundlichen Infrastruktur ( als Spielplatzpate weiß ich wovon ich spreche) und endet mit dem Angebot einer guten Ausbildung. Der beste Studiengang der Welt wurde ohne Not abgeschafft, aber das muss ja nicht so bleiben.

Was möchten Sie in Berlin für Köln erreichen?

Ich werde mich in meinem Veedel (Wahlkreis) dafür einsetzen, dass die Situation für die Kinder und Jugendlichen verbessert wird. Es ist nicht hinnehmbar, dass Oper und Schauspiel für 253 Millionen Euro saniert werden, wenn gleichzeitig Jugendzentren geschlossen werden und Eltern für den Toilettengang ihrer Kinder an den Schulen zahlen sollen und davon die notwendige Sanierung der Toiletten abhängig gemacht wird.

Viele Kommune, darunter auch Köln, sind hoch verschuldet. Wie muss die finanzielle Situation der Kommunen verbessert werden und wie wollen Sie sich hier für Köln einbringen?

Die Entscheidungen, die der Bund fällt, dürfen nicht zu Lasten der Kommunen gehen. Dies ist aber oft genug der Fall und man fragt sich, ob den Bundespolitiker dies nicht bewusst oder egal ist. Einige der finanziellen Probleme werden also von außen in die Stadt getragen. Um mit einer Kölner Mundartband zu sprechen: „wä de Musik bestellt, dä bestemp wat se spillt!“ aber der soll die Musik dann bitte auch bezahlen! Köln ist nicht nur eine Stadt, Köln ist auch ein Gefühl. Das diese Lebensart nicht verloren geht, dafür möchte ich mich auch einsetzen. Als Porzer liegt mir natürlich auch die Entwicklung meiner Heimatstadt Porz besonders am Herzen. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Mein wichtigster Wunsch für Porz ist, dass das alte Hertie-Gebäude endlich abgerissen wird und Platz macht, für eine moderne Einkaufspassage oder einzelne Geschäfte.

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Autor: Frida Baumgarten | Foto: PR
Foto: Hendrik Rottmann, AFD-Direktkandidat im Wahlkreis Köln I