Der Geburtsort von Jacques Offenbach in Köln.

Wie aus dem kölschen Köbeschen ein Pariser Jacques wurde

Köln | Die großen Persönlichkeiten prägen die Geschichte einer Metropole wie Köln. Das gilt auch für das Kulturleben der Domstadt, die bekannte Künstler wie den Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, den Volksschauspieler Willy Millowitsch oder den Musiker Wolfgang Niedecken hervorgebracht hat. Im heutigen Serienteil blicken wir auf den in Köln geborenen Komponisten Jacques Offenbach. Wir stellen sein Leben vor und besuchen die Orte, die heute noch an ihn erinnern.

Die 200-Jahre-Feiern

Vor drei Jahren wurde sein 200. Geburtstag in Köln groß gefeiert. Er gehörte zu den bekanntesten Komponisten, in seiner Geburtsstadt war Jacques Offenbach aber bis zu den Feierlichkeiten nur wenig präsent. Das war einer der Gründe, die 2015 zur Gründung der Kölner Offenbach-Gesellschaft geführt haben, die das Jubiläumsjahr ganz maßgeblich organisiert und koordiniert hat. Doch auch danach arbeitet sie unter anderem mit verschiedenen Veranstaltungsformaten daran, die Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt am Leben zu erhalten.

Sein Vater Isaac Juda Eberst kam 1802 von Offenbach als Kantor zur jüdischen Synagogengemeinde an den Rhein. Dort ließ er sich zunächst in Deutz nieder, bevor er 1816 ins linksrheinische Köln zog. An seinem neuen Wohnort nahm er den Namen seiner Heimatstadt an. Er starb im Jahr 1850. Sein Grab befindet sich auf dem alten Jüdischen Friedhof in Deutz.

Der Geburtsort

Jakob, der in Köln Köbeschen genannt und aus dem in Paris Jacques wurde, kam am 20. Juni 1819 als siebtes von zehn Kindern am Großen Griechenmarkt zur Welt, wo bis heute eine Gedenktafel am Gebäude mit der Hausnummer 1 an sein Geburtshaus erinnert, das 1870 abgerissen wurde. Wie einige seiner Geschwister zeigte der junge Jakob schon bald sein musikalisches Talent. Im Gymnicher Hof am Neumarkt trat er zusammen mit seinen Geschwistern Juda und Isabella als Trio auf, um Geld für den Musikunterricht zu verdienen.

1833 brachte sein Vater ihn und seinen Bruder Julius nach Paris. Dort sorgte Isaac Offenbach mit seiner Hartnäckigkeit dafür, dass seine Söhne am Konservatorium ihre musikalische Ausbildung bekamen. Das war der Beginn des Siegeszuges des Komponisten Jacques Offenbach. 1855 eröffnete er sein eigenes Theater und wurde später mit Stücken wie „Orpheus in der Unterwelt“ und vor allem mit seinem „Höllen-Cancan“ weltberühmt. 1848 kehrte Offenbach, wohl um den französischen Revolutionswirren zu entfliehen, für einige Monate nach Köln zurück, wo er als virtuoser Instrumentalist bei der 600-Jahr-Feier zur Grundsteinlegung des Doms auftrat. Er starb 1880 in Paris und wurde auf dem Friedhof am Montmartre bestattet.

Der Offenbach-Platz in Köln im Jahr 2022. | Foto: Stephan Eppinger

Hier finden sich heute Spuren von Offenbach

Sein Name findet sich neben der Gedenktafel im Griechenmarktviertel, die an den Erfinder der Operette erinnert, auch an dem zentralen Platz in der Kölner Innenstadt, wo sich die Oper und das Schauspiel befinden. Besonders ansehnlich ist dieser Ort allerdings wegen der Dauerbaustelle für das neue Opernquartier nicht. Vor Ort gibt es einen direkten Bezug zum Leben des Komponisten – seine Familie zog 1831 in die Dienstwohnung des Kantors der Synagoge an der Glockengasse 7. Der Platzname erinnert damit nicht nur an den Komponisten Jacques Offenbach, sondern auch an dessen Vater Isaac und die 1938 zerstörte Synagoge an der Glockengasse.

Ferner findet sich Jacques Offenbach in seiner Geburtsstadt auch unter den 124 steinernen Figuren am Turm des Historischen Rathauses wider. Der Komponist steht dort im zweiten Obergeschoss an der Südseite zwischen dem Unternehmer Gustav von Mevissen und dem Gesellschaftstheoretiker Karl Marx. Gestiftet wurde die Figur vom damaligen Kölner Plattenlabel Emi. Im Historischen Archiv befinden sich außerdem gut 23 Regelmeter mit Briefen, Fotografien, Partituren und Theaterprogramm zu Offenbachs Leben und Werk.

DIE SERIE „Kölner Köpfe und Orte“

In der Serie „Kölner Köpfe und Orte“ blicken wir auf Persönlichkeiten in der langen Geschichte der Domstadt. Diese hat Feldherren und Politiker genauso hervorgebracht wie herausragende Wirtschaftsführer und Sportler oder bekannte Künstler und Kulturschaffende.

In der ersten Folge drehte sich alles um einen Reitergeneral, der zur Legende wurde: https://www.report-k.de/der-reitergeneral-und-die-hochnaesige-magd/

In der zweiten Folge wird ein Mann beleuchtet, der die Kölner Museenlandschaft nachhaltig prägte: Der Kunstsammler und Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf
https://www.report-k.de/koelner-namen-und-orte-der-kunstsammler-und-gelehrte-ferdinand-franz-wallraf/

Tipp: Am kommenden Wochenende beschäftigt sich die report-K Serie Kölner Köpfe und Orte mit Konrad Adenauer.