Köln | aktualisiert | Es ist kurz vor 23 Uhr. Auf der Deutzer Brücke ist auch auf der Nordseite noch jede Menge Platz, der Rheingarten in der Altstadt ist da schon pickepackevoll. Die Menschen liegen auf der Wiese und spielen mit ihren Smartphones. Um 23:30 Uhr ein lauter Donnerschlag und das Feuerwerk beginnt. Kurz nach Mitternacht dann der Run auf den Kölner Hauptbahnhof – alle wollen wieder nach Hause.
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Fotostrecke: Kölner Lichter – der etwas andere Blick auf Tunnel, Menschenmassen, Polizei, Deutzer Brücke, illuminierter Bollerwagen, An- und Abreise und Rheingarten >
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Die Polizei hat LKWs und Busse auf den Straßen quergestellt. Ansonsten war, zumindest in der Altstadt oder auf der Deutzer Brücke bis Mitternacht wenig bis gar nichts von uniformierten Beamten zu sehen. Weder auf dem Bahnhofsvorplatz, der Domplatte, dem Roncalliplatz, noch Alter Markt oder Heumarkt standen Beamte. Auch auf der Deutzer Brücke waren auf der Nordseite gar keine Beamten in Uniform, lediglich drei Rotkreuzradler waren unterwegs. Die Stimmung eine Stunde vor dem Feuerwerk bei der Durchfahrt der Schiffe friedlich und ruhig. Den Menschen an Bord wurde zugewunken und man grüßte sich mit einem lauten Hallo oder Johlen. Zudem war schon das erste kleinere Vorfeuerwerk am Kölner Tanzbrunnen zu sehen und die ersten Videofilmer mit Smartphone zu Gange. Selfies, auch während des Feuerwerks, waren sehr beliebt oder auch Filmaufnahmen, wenn man mit tausenden Anderen durch den Tunnel unter der Domtreppe zum Hauptbahnhof ging. Auch Selfiesticks, von denen man schon glaubte, dass es sie gar nicht mehr gibt, waren mit von der Partie.

Illuminierter Bollerwagen, leuchtende Ohren die an Mickey Maus erinnerten, Decke, Kerze im Glas, Chips oder Klappstuhl, die erfahreneren Kölner Lichter Zuschauer waren entsprechend ausgerüstet. Allerdings die Zahl der Pittermännchen und vor allem Jugendlichen die Kistenweise Flaschenbier auf die Deutzer Brücke schleppten, scheinen vorbei. Seltener geworden ist auch der ambitionierte Hobbyfotograf mit Stativ. Hier hat das Smartphone eindeutig gewonnen und es wird auch mehr gefilmt als fotografiert.

Die Anreise, da zeitverzögert, dürfte bei den meisten Zuschauern problemlos geklappt haben. Auch die Abreise, zumindest im Kölner Hauptbahnhof dürfte für die meisten Besucher der Kölner Lichter eher ruhig von statten gegangen sein. Die Polizei sortierte die Reisenden und trotz des enormen Ansturmes schluckte der Hauptbahnhof tausende Menschen und diese verließen zügig in ihren Zügen – zumindest bis ein Uhr Nachts – den Bahnhof. Auch bei der KVB gestaltete sich am Hauptbahnhof die Abreise eher reibungslos. Als ein leerer Zug mit der Beschilderung „Nicht einsteigen“ einfuhr, wurde dessen Leerfahrt zu einer vollen Fahrt nach Klettenberg über den Barbarossaplatz, dafür sorgten die Bahnsteigmitarbeiter. Das sorgte für spontanen Szene-Applaus.

Und das Feuerwerk? Für denjenigen der es noch nie gesehen hat, für den mag es beeindruckend sein, aber viele Kölner die schon mehrfach dort wagen, sagen, neu ist eigentlich immer nur die Musikzusammenstellung. Hört man diese nicht, dann ist es eben nur ein Feuerwerk mit viel Donnerhall und Rauch. Dennoch bei der Begeisterungsfähigkeit der Kölner waren alle glücklich damit.

Die Sicherheit: dafür mag ein Fazit noch zu früh sein. Die Polizei hat ihre Ankündigung wahr gemacht und LKW und Busse quergestellt. Ob diese Maßnahme wirklich notwendig war, darüber lässt sich streiten. Die sichtbare Präsenz von Polizeibeamten zumindest rund um den Dom und Hauptbahnhof und in der linksrheinischen Altstadt und Deutzer Brücke gering bis gar nicht. Am Hauptbahnhof waren es nach Mitternacht ein wenig mehr Beamte. Auch von den 500 angekündigten Beamten der Bundespolizei, waren zumindest am Kölner Hauptbahnhof eher weniger zu sehen. Der Bahnhofsvorplatz war in großen Teilen hell ausgeleuchtet.


Ein neuralgischer Punkt: An der Hohenzollernbrücke steht während der Kölner Lichter nur ein schmaler Durchgang offen, um als Fußgänger unter der Brücke zu passieren, der von wenig Sicherheitspersonal eines privaten Wachdienstes gesichert wird. (Karte: www.mapz.com, Grafik: report-K)

Das Sperrkonzept mit den schwarzen Planen auf Bauzäunen ist für viele Menschen und vor allem auswärtige Besucher, zumindest linksrheinisch nicht auf Anhieb zu erkennen. Immer wieder treffen Menschen auf schwarze Zäune und wissen nicht, wie es weitergeht. Hier wäre eine eindeutige Beschilderung sinnvoll.

Auffällig ist auch, dass an einigen Stellen, die man durchaus als neuralgische Punkte ansehen kann, nur minderqualifiziertes Sicherheitspersonal eines privaten Wachdienstes eingesetzt ist. So ist der Rheingarten in Richtung Norden fast eine Sackgasse (siehe Skizze). [Fotostrecke: die winzigen Durchgänge auf der Südseite der Hohenzollernbrücke] Die Treppe zum Museum Ludwig ist komplett abgesperrt und auch der Weg unten am Rhein entlang unter der Hohenzollernbrücke ist verriegelt. Dort stehen zwei Sicherheitsmitarbeiter eines privaten Securityunternehmens, die ohne Megaphone, schon mit dem normal auflaufenden Publikum ihre liebe Not hatten. Das ist wie eine Falle, nur eine schmale Treppe führt zu einem offen gehaltenen Bogen der Hohenzollernbrücke und dort ist ein rund zwei bis drei Meter breiter Durchgang offen, später folgt eine schmale Straße neben dem Rheinufertunnel, der hier wieder an die Oberfläche kommt. Man mag sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die vielen hunderten, vielleicht sogar tausenden Menschen, die sich im Rheingarten befinden in diese Falle – womöglich in Panik – laufen würden. Auch war in diesem gesamten, auch noch sehr dunklen Bereich weit und breit rund um den Weltjugendtagsweg, der auch als Kriminalitätsschwerpunkt bekannt ist, kein uniformierter Polizeibeamter zu sehen. Lediglich rund zehn Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes, die schon mit dem normalen Andrang überfordert schienen, sicherten diesen gesamten Bereich ab.

Auch der Tunnel unter der Domtreppe könnte zum Nadelöhr werden, auch hier war wenig Sicherheitspersonal – eine lange Zeit nach Mitternacht, als schon tausende durch den Tunnel strömten – eigentlich gar keines zu sehen. Es gäbe also durchaus noch Optimierungsbedarf.

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Reaktionen und Bilanzen der Stadt Köln und Bundespolizei

Stadt Köln spricht von „entspanntem Feiern“ zu den Kölner Lichtern 2016

Die Stadt Köln hat in einer ersten Bilanz von 1:00 Uhr von entspannten Feiern gesprochen. Ein erstes schriftliches Statement zitiert die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Die Entscheidung aller Sicherheitskräfte, stärkere Präsenz in der Altstadt, dem Rheinufer und auch an den An-und Abfahrtspunkten der Stadt zu zeigen, war richtig. Köln hat damit Flagge gezeigt, dass hier friedliebende Menschen, egal woher sie kommen, gemeinsam schöne Stunden verbringen können und dass wir diesen Wert schätzen und verteidigen. Beruhigt und erleichtert bin ich, dass alles gut verlaufen ist und freue mich für die vielen Zuschauer von jung bis alt, dass sie ein paar schöne Stunden hatten und beeindruckende Impressionen genießen konnten.“

Weiter heißt es man habe früher als geplant Sperren, vor allem im Bereich der linksrheinischen Altstadt abbauen können. Zudem sei die Hohenzollernbrücke auf der Südseite früher wieder für den Rad- und Fußgängerverkehr freigegeben worden.

Bundespolizei spricht von „entspanntem und ruhigen Reiseverkehr“

Die Bundespolizei spricht von einer starken sichtbaren Präsenz und intensiven Fahndungsmaßnahmen und stellt fest, dass im Kölner Hauptbahnhof und dem Bahnhof Köln-Deutz/Messe weniger Straftaten begangen worden sein sollen. Die Bundespolizei schildert einige Einzelfälle: So soll ein Mann am Hauptbahnhof festgenommen worden sein, gegen den ein Haftbefehl wegen Körperverletzung vorlag. Zudem habe man gegen eine nicht benannte Zahl Taschendiebe Platzverweise erlassen. Zwei Zivilbeamten sei auf der Domtreppe Marihuana zum Kauf angeboten worden. In der Rückreisephase mussten, so die Bundespolizei, der Zufluss zu einigen Bahnsteigen geregelt werden. Man habe zum ersten Mal ein Boot zum Schutz der Hohenzollernbrücke auf dem Rhein im Einsatz gehabt.

Die Nachtbilanz der Kölner Polizei gegen 2:00 Uhr morgens

Bis 2:00 Uhr morgens habe die Kölner Polizei keine wesentlichen Störungen, die bis dato bekannt sind, festgestellt. Die Polizei erteilte 130 Platzverweise, rund 100 mehr als im vergangenen Jahr. Dies sei der höheren Präsenz geschuldet, so ein Polizeisprecher. Die Zahl der Festnahmen mit fünf und Ingewahrsamnahmen mit zehn Personen entsprechen dem Bild des letzten Jahres. Zudem seien 40 Strafanzeigen, ungefähr doppelt so viele, wie im Vorjahr gefertigt worden. Nicht berücksichtigt sind in dieser Statistik Straftaten, die nach zwei Uhr morgens verübt wurden.

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Autor: Andi Goral