Der legendäre Zementkopp. Foto: Bucco

Köln | Wieder ein Kölner Original weniger!

Und das Milieu trauert: Denn mit Erich aus Nippes, dem „Zementkopp“ (†83), ist ein weiterer Protagonist des legendären „Chicago am Rhein“ von uns gegangen, wie report-K am Sonntag Abend exklusiv erfuhr.

„Als Lude wird man nicht geboren. Man wird dazu gemacht“, bekannte er einst dem Reporter. Zementkopp war einer derer, die bis zuletzt nichts ausließen, er kannte die Größen wie Schäfers Nas in und auswendig, jettete mit Klein Köln-Chef Beckers Schmal im weißen Smoking zum Zocken nach Vegas, spielte mit Weltmeister Heinz Flohe in der legendären Zuhälter-Elf FC Johnny Fußball, stand bis zuletzt in seinem Stammladen in Nippes seinen Mann am Glas. Er verdiente sich den legendären Spitznamen, weil er er mal mit dem bloßen Schädel auf Zuruf einen Zementblock spaltete.

Zementkopp (ganz l.) in trinkfester Gesellschaft in Las Vegas, u.a. mit Beckers Dieter (hinten rechts). Foto: Roland Bebak

Chicago am Rhein: Kumpel Roland Bebak erinnert an Zementkopp

Die Szene schilderte er einst selbst so:

Es war die Zeit, in der der Schmitze Jupp noch da war. Wir waren ständig nachts unterwegs. Es gab das Café Geratz, da sind wir morgens immer hin, weil man hinter dem Vorhang ein frisches Kotelett bekam. Das war ein altes Café. Da haben wir immer durchgesoffen.

Und die hatten da noch diese alten Tische drin, mit den Marmorplatten drauf. Und irgendwie kam es mal zu einer Diskussion wegen der Platten. Da sagte der Schmitze Jupp: „Das kriegt man nicht durch.“ Ich sagte: „Sei nicht läbsch, da brauch ich keine Faust für, das hau ich mit dem Schädel weg.“ – „Du Jeck.“ „Moment“, sag ich, bumm war die Ecke weg. Geschwindigkeit ist keine Hexerei. Jupp sagte: „Das gibt‘s ja gar nicht, der hat ja ’nen Kopf wie Zement.“ Tja, seitdem war ich der Zementkopp.

Mitspieler beim FC Johnny: Zementkopp (Zweiter von r.) mit Beckers Dieter (.). Foto: Roland Bebak

Szenekenner und Erichs Kumpel Roland Bebak bestätigt uns die traurige Kunde vom Ableben des Mannes, der nach eigener Aussage als erster und einziger Ostdeutscher aus der DDR einst ausgewiesen wurde: „Ich habe soeben vom Tode Erichs erfahren. Er hatte ja bekanntlich Herzprobleme und kam vor ein paar Tagen ins Krankenhaus. Nun leider ist er nicht wieder dort herausgekommen. Wir sind alle sehr traurig.“

Nach dem Verlust von „Karate Jacky“ und „Protestvogel“ nun die nächste Hiobsbotschaft für die Freunde des einstigen „Chicago am Rhein“. Die Einschläge kommen immer näher, die Reihen lichten sich. Er habe mehr verprasst als alle anderen, bekannte der frühere Lude und Mitbesitzer des „Klein Köln“ einst und sagte: „Meine Mädels grüßen mich noch heute.“

Im Buch „Wenn es Nacht wird in Köln“ von Roland Bebak sind auch die Anekdoten von Zementkopp verewigt.

Er liebte die Gesellschaft, war auch stets Stammgast beim Oktoberfest vom Em Hähnche vor St. Gereon, wo er mit Milieu-Urgestein Pille Rolf aufzuschlagen gewohnt war.

Vor ein paar Tagen hatte Erich noch bei einer Geburtstagsfeier eines alten Kumpels das Glas erhoben, berichtet Buchherausgeber Bebak: „Ich bin schockiert, dass das jetzt passiert ist. Als wir das Buch „Wenn es Nacht wird in Köln“ 2016 gemacht haben, wenn man sieht, wer seitdem verstorben ist, das ist erschreckend.“

Report-K-Chefreporter Markus Krücken mit Zementkopp beim Oktoberfest vom Em Hähnche 2018. Foto: Krücken

Auch Stadtführer Anton Claaßen alias „der Lange Tünn“, versteht die Welt nicht mehr und ist über den neuerlichen Verlust konsterniert: „Es war immer lustig, wenn wir uns gesehen haben. Mit Zementkopp bekam man immer was zu lachen. So einen kann man nicht erfinden.“

Hein Rockstroh vom Klein Köln ebenfalls traurig: „Ich kann dazu nur sagen, dass er ein super Mensch war. Und ich mochte ihn sehr.“ So genoss Erich bei ihm auch bis zuletzt im Laden Narrenfreiheit. Rockstroh erinnert sich: „Ja, da das Klein Köln ja heute mir gehört, und er auch früher Teilhaber war, ist ja bei uns das so, dass – wenn sie vorbeikommen – sie niemals zahlen müssen.

Zement kommt kommt rein und die Dame gibt ihm ein Bier und sagt 1.50 €, dann sagt er zu der Dame: „Ich zahle nie“ – die Bedienung fing schon an zu zittern und schrie nach mir und ich habe das Boot ins Wasser gebracht. Der war einfach nur super.“