Uwe Koschinat zu seiner Zeit als Fortuna-Coach. Foto: Bopp

Köln | Tumulte bei Fortuna Köln. Nach dem blamablen Aus im Mittelrheinpokal gegen Hobbytruppe und Fünftligist Hürth zählen enttäuschte Anhänger des Regionalligisten Trainer von Ahlen und seine Schützlinge an. Viele rufen nach Ex-Coach Uwe Koschinat, der Fanliebling ist nach seiner Beurlaubung in Saarbrücken auf dem Markt.

Das Interview mit report-K.

Herr Koschinat, Fortuna fliegt gegen Hürth raus und es gibt Tumulte. Ihr Name fällt bei den Fans. Was sagen Sie dazu?

Koschinat: Ich hab das nicht mitbekommen, ich war Donnerstag als Zuschauer gegen den FC II noch brutal beeindruckt, von der 1.Halbzeit, weil das in Sachen Spielanlage und Intensität sehr sehr stark war. Vergangenen Sonntag war ich auf der Gegengerade gegen Münster dabei, um die Atmosphäre zu spüren. Insofern überrascht mich das, ich hab nicht erwartet, dass man in Hürth ausscheidet, aber ich hab das Spiel selbst nicht gesehen. Aber oftmals hat der Pokal ja seine eigenem Gesetze.

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Holt Fortuna Sie zurück? Gab es einen Anruf?

Koschinat: Ich war bei den Spielen aus Verbundenheit da. Aber selbstverständlich stand ich in den letzten Jahren stets in Kontakt, zumal mein Sohn ja für Fortuna tätig ist. Ich mache ich ja keinen Hehl draus, dass ich, anders als nach Sandhausen, jetzt die Zeit nutzen möchte, Spiele zu sehen und sicher sicher nicht Kollegen Druck zu machen. Mein Gott, das ist mein Verein, da will ich das live verfolgen. Jetzt wo ich die Zeit habe.

Wird sich der Kreis denn mal für Sie am Südstadion schließen oder sagen Sie, ich muss weiter höherklassiger trainieren als Regionalliga?

Koschinat: Wenn ich da eine Aussage mache, die zeitlich bezogen wäre, wäre das ein Zeichen von Arroganz. Ich kann es nochmal sagen, ich bin im Austausch mit Menschen, die lange Zeit an meiner Seite waren. Man sollte das Einzelereignis von Hürth nicht überbewerten. In meinem ersten Jahr sind wir in Düren bei einem Bezirksligisten auf Asche ausgeschieden, hätte der Verein da emotional reagiert, wäre die Geschichte eine andere geworden mit mir. Man sollte das nicht überbewerten, ich hab die Mannschaft stabil gesehen.

Es soll auch nicht so rüberkommen wie: Wenn ich mit den Finger schnipse, muss man reagieren. Ganz klar hab ich höherklassig trainiert, und bin dabei die Dinge in Saarbrücken aufzuarbeiten, aber es ist kein Szenario da, dass ich sage: ich muss sofort zurück auf die Bank. Auch wenn ich am liebsten sofort wieder gearbeitet hätte. Es hat in dieser Richtung nie einen Kontakt gegeben. Ich versteh die Emotionalität, aber das ist mir auch wie erwähnt passiert, ich will da niemandem deshalb was in den Mund legen.

Aber die Tumulte nach dem Spiel lassen kaum vermuten, dass es so weitergehen kann, auch mit dem Coach van Ahlen.

Koschinat: Solche Bilder sind schade, das steht nicht für die Fortuna, unabhängig, ob jemand beliebt ist oder nicht, ich selbst kann keinen schlechten Satz über ihn sagen, ich kenne ihn seit ich 16 Jahre alt bin. Fortuna hat sich immer ausgezeichnet, mit einer respektvollen Art miteinander umzugehen.

Viktorias Coach Olaf Janßen ist nach einer Coronaerkrankung wieder gesund. Foto: Bopp

Hat es Sie aus der Ferne geärgert, wie Viktoria der Fortuna sportlich den Rang abgelaufen hat?

Koschinat: Es ist das eingetreten was wir alle in 2011, als ich angefangen habe, prognostiziert haben. Die große Hoffnung war, dass nach dem Abwehren des Angriffs die Macher dort das Interesse verlieren. Man muss aus der Ferne den Hut ziehen, aber es ist nicht mehr mit Geld nur gemacht, es ist eine bewusste Förderung junger Spieler, die sind komplett in unsere Fußstapfen getreten, den Standort Köln mit vielen positiven Faktoren als Nummer 2 gut zu nutzen.

Man muss ehrlich anerkennen, dass sie ein etablierter Drittligist sind, und loben wie stabil sie in der Führungsebene und auf der Trainerposition sind. Die Fortuna muss ihren eigenen Weg gehen.

BAUMI ist für mich Jahr für Jahr Trainer des Jahres

Uwe Koschinat

Wie verarbeiten Sie die Erfahrung Saarbrücken?

Koschinat: Ich analysiere die sehr tiefgehend, die aktuellen Ergebnisse sind herausragend, viele Spieler identifizieren sich, die Mannschaft beweist, dass sie zu den Top Teams der Liga zählt. Wir haben letzte Saison permanent um Platz 3 gespielt, dann sind wir nach Lautern und dem Punkteabzug zusammengebrochen.

Wir haben einen fantastischen Start hingelegt, dann ist im Verein etwas passiert, meine Sicht ist es dann in die falsche Richtung gegangen, die Machtverhältnisse wurden durcheinander gewirbelt und daher war die Trennung sinnvoll. Viele meiner Neuverflichtungen, die mit meinem Namen verbunden waren, haben nicht so eingeschlagen. Es war richtig getrennte Wege zu gehen. Aber ich bin nicht „gescheitert“, ich habe einen stabilen Punkteschnitt hinbekommen. Ich hab die beste Defensive der Liga zusammengestellt, das ist die Grundlage. Ich analysiere aber sehr kritisch was gut und schlecht war.

FC-Coach Steffen Baumgart. Foto: Bopp

Sie haben vor Jahren Steffen Baumgart schon gefeiert, als der gerade neu im Business war. Sehen Sie sich bestätigt, wenn Sie rüber zum FC schauen?

Koschinat: Ich habe das getan, weil ich so ähnlich wie alle seine Spieler unglaublich begeistert war von seiner direkten klaren Art. Mit Baumi kannst dich fantastisch zoffen, er respektiert, dass sein Gegenüber dasselbe will wie er selbst. Er nimmt alle mit, im Kader und auf der Tribüne. Jeder seiner Kollegen umarmt ihn herzlich, das ist ein hohes Gut, darüber hinaus fand ich faszinierend, dass er eine ganz klare Idee hat, die beeinhaltet, dass jeder Spieler alles raushauen muss, damit das Kollektiv erfolgreich ist.

Daher kannst du als Zuschauer Vollgas-Fußball genießen. Ich ziehe den Hut davor, dass er nie jemand ist, der über Abgänge mault und das als Alibi in Anspruch nimmt. Er redet seine Spieler stark und sucht keine Ausflüchte, er ist für mich Jahr für Jahr Trainer des Jahres. Letztens haben wir uns am Geißbockheim gesehen, er hat sich Zeit genommen und ist Typ geblieben und vergisst Menschen nicht.

Jeder normale Trainer hätte nach dem Modeste-Verkauf direkt Ersatz gefordert und permanent geredet, dass es nur noch um Schadensbegrenzung gehen muss. Aber jedes Heimspiel bleibt sein Eintrittsgeld wert. Wer das als FC-Fan nicht anerkennt, da kann ich nur den Kopf schütteln.