Persönliche Momente im Werk von Käthe Kollwitz

Köln | Wer die Künstlerin Käthe Kollwitz auf alten Fotoaufnahmen sieht, blickt auf eine ernst und konzentriert schauende Frau, die mit ihrem Werk als die bedeutendste deutsche Künstlerin der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt und deren Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen eine weltweite Strahlkraft besitzt. Ihre politischen Plakate wie „Nie wieder Krieg“ (1924), eine Ikone der Friedensbewegung, die Radierung „Weberzug“ (1893/97) oder die Lithografie „Deutschlands Kinder hungern!“ (1923) gehören seit Generationen zum Kanon der Schulbuch-Illustrationen.

Doch ihre Kunst umfasst weit mehr. In Köln befindet sich die weltweit umfangreichste Sammlung ihrer Werke. Seit dem 22. April 1985, dem 40. Todestag der Künstlerin, vermittelt das Käthe Kollwitz Museum Köln mit seiner weltweit umfangreichsten Kollwitz-Sammlung einen umfassenden Überblick über ein Werk, das über eine rein politische Vereinnahmung weit hinausgeht. An kaum einem anderen Ort kann man Käthe Kollwitz näher kommen.

Im 75. Todesjahr von Käthe Kollwitz lenkt das Kölner Museum den Blick auf die persönlichen Aspekte ihres Werks. Die sonst so ernste Künstlerin erscheint darin als liebevolle Ehefrau, Mutter und Großmutter, die gerne lachte und mit ihrer Familie feierte. Im wieder waren ihre Söhne und Enkel ein Motiv für Kollwitz Zeichnungen. Aber auch die beiden Hunde finden sich dort wieder. Viele Bögen, die jetzt in der Sonderausstellung bis zum 20. September gezeigt werden, stammen aus dem privaten Nachlass der Künstlerin und waren noch nie oder nur sehr selten in der Öffentlichkeit zu sehen.

Zwei Themen stehen dabei mit den Motiven der „Liebe“ und des Abschieds „Lassenmüssen“ im Mittelpunkt. „Liebe und Lassenmüssen des Geliebtesten, und es halten (wollen) – immer dasselbe“, sinniert Kollwitz im Januar in einem Brief an ihren Sohn Hans. Wie ein roter Faden zieht sich die künstlerische Reflexion von privaten und auch intimen Momenten durch ihr Lebenswerk. So begleiten ausgewählte Zitate aus ihren Tagebüchern und Briefen den Besucher durch die Schau. „Die Tiefe ihres Ausdrucks und die Schönheit ihrer Sprache begeistert sofort“, sagt Museumsdirektorin Hannelore Fischer. Insgesamt werden jetzt am Kölner Neumarkt 220 Werke von Kollwitz gezeigt.

Die neue Sonderausstellung im 75. Todesjahr von Käthe Kollwitz ist auch die Wiedereröffnung des Kölner Museums nach der coronoa-bedingten Schließung Mitte März. Während der Schließung fanden im Museum umfrangreiche Bauarbeiten für den Brandschutz statt. Geplant sind als besondere Veranstaltungen unter anderem eine Extraführung „Kollwitz – Meisterwerke“ am Geburtstag der Künstlerin am 8. Juli um 18 Uhr (Anmeldung bis 7. Juli), eine Konzertlesung „Zur Orientierung“ am 26. August sowie verschiedene Workshops und ein Programm für Kinder.

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Service: Käthe-Kollwitz-Museum, Neumarkt 18-24 (Neumarktpassage), Köln, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-16 Uhr, Führung: Donnerstag und Sonntag 15 Uhr, Eintritt: fünf (ermäßigt zwei) Euro. Es gelten die Abstands- und Hygieneregeln: Im Museum muss eine Schutzmaske getragen werden, Führungen sind für bis zu fünf Personen möglich und es dürfen maximal 65 Personen gleichzeitig ins Museum.

Autor: Von Stephan Eppinger