Köln | Alleinerziehende haben die besondere Situation, Kinder und und Beruf miteinander vereinbaren zu müssen. Arbeitssuchende Alleinerziehende haben es besonders schwer, einen Job zu finden. Hier setzt die individuelle Unterstützung des Projektes „Kölner Alleinerziehenden im Aufbruch“ an. Sie hat im vergangenen Jahr über 360 Müttern und Vätern den Weg in Richtung Berufsleben geebnet, knapp 60 von ihnen gelangten dadurch unmittelbar an eine Beschäftigung.

Zu den  Kooperationspartnern des seit 2013 bestehenden Projekts zählen neben dem Jobcenter Köln und der Volkshochschule der Stadt Köln, der Vingster Treff als rechtsrheinische Beratungsstelle sowie der  Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit in Nippes als Beratungsstelle für das linksrheinische Gebiet. Jeweils 48 Teilnehmende gleichzeitig werden für die Dauer von drei bis sechs Monaten in den beiden Einrichtungen betreut.

Kinderbetreuung und flexible Zeitkonten

Alleinerziehende haben hier die Möglichkeit, ihre Kinder betreuen zu lassen, während sie an der Qualifizierungs- und Beratungsmaßnahme teilnehmen. Hierfür sind 15 Stunden pro Woche, von Montag bis Freitag vorgesehen. Um auf die individuelle Situation der überwiegend alleinerziehenden Frauen besser berücksichtigen zu können, haben sowohl die linksrheinische als auch die rechtsrheinische Einrichtung für ihre Teilnehmerinnen ein flexibles Zeitkonto eingerichtet. Konkret bedeutet dies, dass sie Kurse so wahrnehmen können, wie es ihr Alltag ihnen ermöglicht.

Die Kurse umfassen neben einer Berufswegeplanung auch ein Coaching für Bewerbungsschreiben und Unterstützung bei Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Dabei hat jede Teilnehmerin einen festen Ansprechpartner. Begleitend dazu bietet die Volkshochschule Köln speziell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmte Kurse für Kleingruppen von drei bis fünf Personen an.

368 Teilnehmende in 14 Monaten

Zwischen April 2014 bis Ende Juni 2015 nahmen an dem Projekt insgesamt 368 Personen teil. Knapp 60 von ihnen fanden dadurch unmittelbar eine Beschäftigung in Form einer Festanstellung oder auch in Form einer Ausbildungsstelle. Die Quote derer, die unmittelbar im Anschluss an die Maßnahme eine Beschäftigung aufnähmen, liege im Schnitt bei 15 bis 17 Prozent, so Olaf Wagner, Geschäftsführer des Jobcenters Köln. Dies sei ein guter Wert und zeuge vom Erfolg des Projektes.

Dabei befasse sich das Projekt nicht etwa nur mit einer kleinen Personengruppe, erläuterte Wagner. In Stadtgebiet Köln gebe es rund 63.000 Familien, so Wagner, die Hartz-IV-Leistungen bezögen. In rund 11.000 Fällen davon handle es sich um Haushalte von Alleinerziehenden. Die Zahl zeige, so Wagner, dass es sich hier nicht um ein Phänomen am Rande der Gesellschaft, sondern vielmehr um eines mitten in der Gesellschaft handle. Das Jobcenter sei bei der Arbeitsvermittlung von Alleinerziehenden auf Partner angewiesen, wie in dem seit 2013 bestehenden Kompetenz-Cluster. „Ich löse Arbeitslosigkeit bei Alleinerziehenden nicht alleine dadurch, dass ich ihnen Jobs anbiete“, erklärte Wagner. Hier müssten Herausforderungen einerseits und Potenzial andererseits austariert werden, um zu einem tragfähigen Ergebnis zu kommen.

Durch Filemanager auf Projekt aufmerksam geworden

Zwei Teilnehmerinnen von „Kölner Alleinerziehenden im Aufbruch“ sind Farca A. (32) und Renate K. (39). Farca A. lebt seit der Scheidung von ihrem Mann allein mit ihren drei Kindern im Alter von zwei bis 13 Jahren. Ihr Filemanager beim Jobcenter hatte sie auf die Einrichtung Vingster Treff und das Programm aufmerksam gemacht. Über das Projekt fand sie innerhalb eines Vierteljahres einen Ausbildungsplatz als medizinische Fachangestellte, befindet sich derzeit im zweiten Ausbildungsjahr. Ihre Ansprechpartnerin hatte ihr auch dabei geholfen, einen U3-Platz an einer neu eröffneten Kita ganz in der Nähe ihrer Wohnung zu finden.

Kurz vor ihrer mündlichen Prüfung zur examinierten Krankenschwester brachte Renate K. ihr erstes Kind zur Welt. Dadurch fehlt ihr ein Berufsabschluss. Ebenfalls durch ihren Filemanager wurde sie auf die Einrichtung in Nippes aufmerksam gemacht. Seit Februar nimmt sie an dem Programm teil, hat bereits mehrere Qualifizierungskurse durchlaufen, mit dem Ziel, ihren Abschluss als Krankenschwester nachzuholen. Auch sie ist mit dem Angebot der Programms sehr zufrieden, ist wieder motiviert und hat durch die Betreuung ihres achtjährige Sohnes auch die Möglichkeit, an den Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen zu können.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Vlnr.: Karin Hofmann, Leitung Frauen gegen Erwerbslosigkeit und Beate Mages, Bereichsleitung Vingster Treff helfen arbeitssuchenden Alleinerziehenden, wieder im Beruf Fuß zu fassen.