Köln | Schon lange wird über die autofreie Kölner Altstadt diskutiert. Bereits vor knapp einem Jahr schlug die Stadtverwaltung eine Sperrung für den Autoverkehr rund um das Rathaus in der Altstadt vor. Die historische Altstadt ist die Visitenkarte Kölns – davon sei die Kölner SPD im Stadtrat überzeugt. Die Fraktion will dem Rat der Stadt Köln daher vorschlagen, den Fußgänger- und Radverkehr im historischen Zentrum der Stadt eine deutliche Priorität einzuräumen, indem die zentralen Altstadtbereiche autofrei gestaltet werden. Ihre Idee präsentieren die Kölner Sozialdemokraten am heutigen Nachmittag inmitten der Altstadt. Frühere Dombaumeisterin Professor Dr. Barbara Schock-Werner unterstützt die Lösungsvorschläge der SPD für die autofreie Verkehrsführung im zentralen Bereich der Altstadt.

Andreas Pöttgen, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion spricht von einem veralteten Konstrukt, denn die Kölner Altstadt sei nicht auf der Höhe der Zeit – vor allem im Blick auf die laufenden Stadtentwicklungsprozesse wie Masterplan, Miqua und Via Culturalis. „Wir wollen eine autofreie Altstadt, in der Menschen sich gerne aufhalten, in der sie flanieren und verweilen. Da passt es nicht, dass man in nahezu jede Altstadtgasse mit dem Auto fahren kann. Die Altstadt soll an erster Stelle Fußgängerinnen und Fußgängern vorbehalten sein. Die autogerechte Stadt der sechziger Jahre ist ein Relikt der Vergangenheit“, betont Pöttgen.

Vorschlag der SPD-Fraktion

Die SPD Fraktion im Rat der Stadt Köln schlägt nun vor die historische Altstadt zwischen Deutzer Brücke/ Cäcilienstraße, Nord-Süd-Fahrt, Komödienstraße/Trankgasse und Rheinufer bis auf wenige Ausnahmen komplett vom Autoverkehr zu befreien.


Illustration: SPD
blau – Fußgängerzone (Bestand)
rot – Fußgängerzone (SPD-Vorschlag)
grün – Zufahrtsstraßen (SPD-Vorschlag)

Parkhäuser sollen weiterhin erreichbar bleiben

Die Zufahrt zu den Parkhäusern soll dabei, nach Ansicht der Sozialdemokraten, weiterhin bestehen bleiben. Doch Verkehrsführung sollten sich, so die SPD-Fraktion, nicht nur nach der Lage der Parkhäuser richten. Daher hält Pöttgen die Erreichbarkeit der Parkhäuser von allen Himmelsrichtungen für nicht notwendig.

Zudem sei in den vergangenen sieben Jahren ein deutlicher Rückgang in der Nutzung der Parkhäuser festgestellt worden. Als Beispiel nennt Pöttgen Parkhaus Farina am Laurenzplatz. Wo im Jahr 2010 an einem Samstagnachmittag die Kapazität im Parkhaus Farina noch zu 100 Prozent ausgeschöpft war, erreiche das Parkhaus heute an einem Samstagnachmittag nur noch eine 24-prozentige Nutzung, so Pöttgen. „Die Parkhäuser haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung verloren.“ Alle anderen Parkhäuser rund um die Altstadt wären derzeit im Schnitt bei einer 40-prozentigen Auslastung, ergänzt Pöttgen. 

Dr. Schock-Werner unterstützt die Vorschläge der SPD Fraktion und geht sogar einen Schritt weiter: „Ich bin davon überzeugt, dass wir langfristig auf alle Parkhäuser in der Altstadt komplett verzichten sollten“, betont die ehemalige Dombaumeisterin am heutigen Nachmittag. Keine andere vergleichbare deutsche Stadt habe, rund um ein Rathaus, einen zweispurig laufenden Verkehr.

Altstadtparkplätze würden wegfallen – Alternative: Parkhäuser

Der Vorschlag der SPD Fraktion beinhaltet den Wegfall der Parkplätze rund um die Altstadt. Doch eine Alternative würden dann die Parkplätze in den Parkhäusern bieten.

[infobox]Über den Beschluss der SPD-Fraktion soll im Rat der Stadt Köln im Dezember abgestimmt werden.

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Illustration: SPD | Als Beispiel für die Kölner Altstadt nennt Pöttgen die Städte Florenz und Barcelona, die überwiegend autofrei sind.
rot – Fußgängerzone
grün – Zufahrtsstraßen

Autor: Irem Barlin
Foto: Andreas Pöttgen und Professor Dr. Barbara Schock-Werner in der Kölner Altstadt. Auch diese Straße, Unter Goldschmied, soll nach Vorschlag der SPD, autofrei werden.