Köln | Die Kriminalstatistik der Kölner Polizei in den letzten fünf Jahren kennt nur einen Trend: Nach oben. Waren es noch 2010 „nur“ 136.660 erfasste Straftaten sind es in 2014 mittlerweile 157.113. Alleine von 2013 auf 2014 waren es 3.369 Fälle mehr, die die Polizei Köln erfasst hat. Die Aufklärungsquote in Köln liegt bei 43,47 Prozent und damit 6,33 Prozent unter dem NRW-Landesdurchschnitt. Nach der Kriminalitätshäufigkeitszahl, die die Kriminalitätsbelastung pro 100.000 Einwohner abbildet, ist Köln weiterhin die gefährlichste Stadt in Nordrhein-Westfalen.

Die Polizei Köln zeigt einen Film. Aufgenommen in der Haltestelle Appellhofplatz in einer Freitagnacht. Ein Betrunkener schläft auf einer Bank am Rande des Bahnsteiges. Wir sehen fünf Täter, die den Mann beklauen. Täter Eins klaut das Smartphone, Täter zwei schneidet die Gesäßtasche auf, zieht die Geldbörse ab, nimmt aber nur einen Teil des Inhaltes mit und legt die Börse wieder auf den Schlafenden und der dritte erfolgreiche Täter von Fünf, klaut auch diese noch. Erschreckend ist, dass die Tat sich nicht in einer abgelegenen Haltestelle ereignet hat, sondern die Haltestelle ist trotz der frühen Morgenstunden belebt. Taschendiebstahl ist auch das größte Sorgenkind der Kölner Polizei, denn in diesem Deliktfeld gab es die größten Steigerungen.

Smartphones machen Taschendiebstahl lukrativ

Alleine über 3.000 Smartphones von insgesamt über 10.000 wurden bei Taschendiebstählen entwendet. In 2014 gab es in Köln 2.865 Taschendiebstähle mehr als noch in 2013. Insgesamt 14.059. Eine Steigerung von 24 Prozent und damit liegt Köln 15,5 Prozent über der Steigerungsrate des Landes NRW. Und dabei hat man eine eigene Ermittlungsgruppe mit 40 Mitarbeitern und die hat auch 300 Täter mehr auf frischer Tat festgenommen als noch 2013. An den Karnevalstagen und während der Weihnachtsmärkte finden 35 Prozent aller Taschendiebstähle statt. An den Wochenenden sind die Kölner Ringe und die Altstadt Schwerpunktorte der Taschendiebe. Von den ermittelten Tätern weiß man, dass 62 Prozent von ihnen reisende Täter sind. Die Kölner Polizei stelle seit drei Jahren eine Veränderung in der Täterstruktur fest. Die Taschendiebe stammten nicht mehr vorwiegend aus Ländern der Balkanregion, sondern zunehmend auch aus Nordafrika. Die Polizei fordert einen besseren technischen Schutz der Smartphones, damit der Taschendiebstahl uninteressant wird. Denn kann der Täter das Smartphone nicht danach nutzen und veräußern, warum sollte er es klauen. Smartphone-Besitzer sollten auf alle die 15-stellige IMEI-Nummer Ihres Smartphones notieren. Wer „Stern-Raute-Null-Sechs-Raute“ (*#06#) eingibt bekommt diese angezeigt. Diese ist für die Anzeige bei der Polizei wichtig.

Drogendelikte nehmen zu

In der Kölner Innenstadt vor allem im Bereich des Weltjugendtagweges hat sich eine schwunghafte Handelsszene für Marihuana etabliert. Hier ermittelt die Kölner Polizei intensiv. 1.073 Straftaten mehr wurden festgehalten. Die Szene rekrutiert sich vor allem aus Menschen aus Mittelafrika, wie die Kölner Polizei die Tätergruppe beschreibt. Dabei handelt es sich meist um Kleindealer, die ihre Depots in der unübersichtlichen Grünfläche angelegt haben. Mit hoher Präsenz wolle man den Straßenhandel eindämmen. Zudem sei man in Gesprächen mit der Stadt Köln, die Situation übersichtlicher zu gestalten.
Mehr Straftaten meldet die Kölner Polizei auch bei den Verstößen gegen das Ausländerrecht, also bei den Asylbewerbern. Hier stieg die Fallzahl um 1.752. 5057 Wohnungseinbrüche wurden in Köln verübt. Vollendet wurden davon rund 3.000. Auch hier steigen in Köln, entgegen dem Landestrend die Zahlen. Man sei alles andere als zufrieden, lässt die Kölner Polizei verlauten. Auch hier konnte die Zahl der auf frischer Tat Ertappter gesteigert werden. Waren es 2013 noch 120, so wurden 2014 schon 214 Täter festgenommen. Auch hier werde man weiterhin einen Schwerpunkt setzen und die Kooperationen etwa mit dem Kölner Handwerk fortsetzen. Auch die großen Wohnungsbaugesellschaften sollen noch intensiver in die Präventionsarbeit eingebunden werden.

Weitere Schattenseiten der Kölner Statistik

In Köln wurden mit 710 Kraftwagen  mehr PKW in 2014 entwendet als noch in 2013. Mit 3.516 Straftaten hat die Internetkriminalität in Köln abgenommen, stabilisiert sich aber auf dem hohen Niveau den das Tatmittel Internet seit 2012 erreicht hat. Meistens handelt es sich hierbei um Betrugsdelikte. Im Jahr 2014 gab es in Köln 37 Drogentote.

Es gibt auch Erfolge

In 2014 gab es weniger Tötungsdelikte und versuchte Tötungsdelikte. Alle wurden aufgeklärt. Es gibt einen Rückgang bei der Gewaltkriminalität um 192 Fälle. Dies führt man vor allem auf die höhere Präsenz und die Ordnungspartnerschaft Kölner Ringe zurück. Die schweren Körperverletzungsdelikte sind um drei Prozent, der Raub um 4,5 Prozent und der Straßenraub um 8,7 Prozent zurückgegangen. Auch die Diebstähle aus und an Kraftfahrzeugen ist um sechs Prozent und die Sachbeschädigungen um 8,6 Prozent zurückgegangen. Die Fallzahlen der Wirtschaftskriminalität sind auf 724 zurückgegangen. Mit über 217 Millionen Euro Schadenssumme macht diese Form der Kriminalität allerdings 67,5 Prozent der Gesamtschadenssumme aus. Insgesamt geht die Polizei von rund 322 Millionen Euro Gesamtschadenssumme aus. 2013 waren dies noch rund 272 Millionen Euro. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 98 Prozent. 75 Prozent der Tatverdächtigen waren Männer und 25 Prozent Frauen. 79 Prozent waren Erwachsene und 60 Prozent hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, 40 Prozent kamen nicht aus Deutschland.  

Wie geht die Polizei Köln 2015 vor

Ein Schwerpunkt, so Polizeipräsident Wolfgang Albers, sei die Bekämpfung des Salafismus. Man habe zehn bis 15 Personen identifiziert, die von Köln aus nach Syrien ausgereist seien. Drei von ihnen seien bei den Kampfhandlungen ums Leben gekommen, fünf zurückgekehrt. Man habe bei der Polizei Köln eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Ein weiterer Schwerpunkt werde die Gewalt beim Fußball in Köln bleiben. Auch zu den Auseinandersetzungen in der Zülpicher Straße am vergangene Samstag, als Köln gegen Frankfurt spielte, habe man eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Der Wohnungseinbruch und die Taschendiebstähle werden weiterhin besonders intensiv von der Kölner Polizei beobachtet. Auch den Druck auf die Drogenszenen am Josef-Haubrich-Forum und am Weltjugendtagsweg werde man aufrecht erhalten. Man sei sehr flexibel und könne schnell reagieren, so Albers.

Autor: Andi Goral
Foto: Norbert Wagner leitet die Direktion Kriminalität bei der Polizei Köln und stellte mit Polizeipräsident Wolfgang Albers die Kriminalstatistik 2014 vor.