Köln | Christian Nagel ist Galerist. Im Gespräch mit Christoph Mohr zieht er seine ganz persönliche Kultur- und Kunstbilanz 2018 und blickt auf 2019. Kölner Stimmen hört in der Kultur und Kunst-Community nach

Welche drei Künstler haben Sie in diesem Jahr begeistert?

Christine Wang

Die amerikanische Künstlerin mit taiwanesischem Hintergrund malt politische und post-feministische kritische Bilder, die sich teilweise an der Geschmacksgrenze bewegen. Sie ist meines Erachtens die Künstlerin, die Social Media am besten in der Malerei umsetzen kann. Ihr Studium bei Andrea Fraser, hat ihren Werken eine gewisse Härte und Schärfe gegeben, die den Betrachter nach Luft schnappen lassen.

Luke Willis Thompson

Der auf den Fiji Inseln geborene, in Neuseeland ausgebildete und mittlerweile in London lebende Künstler Luke Willis Thompson, sorgt mit seinen anti-rassistischen Videos und Kunstwerken für die künstlerische Aufarbeitung und Darstellung rassistischer Verbrechen. Die Darstellung in den Videos ist meist monumental, ohne Bewegung und ohne Ton. Dadurch wirken die Arbeiten wie Monumente der Erinnerung.

Kader Attia

Der aus Algerien stammende und in den Banlieues von Paris aufgewachsene und heute in Berlin lebende Künstler Kader Attia, beschäftig sich seit nun mehr 15 Jahren mit Postkolonialistischen Fragestellungen, die die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der ersten, zweiten und dritten Welt untersuchen. Ein Hauptansatzpunkt seiner Arbeit ist der Begriff des „Repair“. Kader Attia weiß, dass die Welt und ihr System an vielen Stellen repariert und geändert werden muss. Er stellt dies oft an reparierten Artefakten aus Afrika und anderen Gegenden dar.

Welche drei Ausstellungen haben Sie in diesem Jahr begeistert?

Marcel Broodthaers – Retrospektive im MoMa; Kunstsammlung NRW

Der Poet, Tüftler und Künstler aus Belgien hat in den 60er Jahren mit seinen lapidaren Objekten wie leeren Muschelschalen in Töpfen und leeren Eiern in Behältern für Furore gesorgt. Unter anderem war er einer der Erfinder der die künstlerische Installation mitbegründet hat. Hier zeigte er oft, eine tiefsinnige Kritik an belgischen Waffenhändlern, Kriegstreibern und anderen. Seine Ausstellung Musee de Sieclexxxx/Adler in der Düsseldorfer Kunsthalle war eine legendäre Präsentation aller möglichen symbolhafter Darstellungen des Adlers.

Hans Haacke – Gift Horse; auf dem Trafalgar Square London

Auf einem großen Sockel vor der britischen Nationalgalerie stand die Bronze eines Pferde-Skeletts, was im wahrsten Sinne des Wortes einen sehr ausgemergelten Charakter hatte. Es trug ein Leuchtschriftband, was die aktuellen Börsenkurse der Londoner Börse zeigte. Weltwirtschaft und Kapitalmarkt lassen viele ihrer Beteiligten verhungern!?

Adrian Piper – A Synthesis of Institutions, 1965-2016; Museum of Modern Art, New York

Auch Adrian Piper bearbeitet seit den 60er Jahren und dem Beginn ihrer künstlerischen Arbeit die Fragen einer schwarzen Frau in den Vereinigten Staaten. Hierfür betrieb sie zum Beispiel ein Rollenspiel in dem sie sich mit Schnurrbart in die Straßen Manhattans begab. „Funk Lessosn“ von 1983-1984 war eine Gruppen Performance in der Adrian Piper einer großen Gruppe den New Yorker Groove der New Yorker Musikszene lehrte. Adrian Piper ist eine der komplexesten Künstlerinnen der letzten 40 Jahre.

Hier dürfen Sie ein bisschen Werbung für sich machen. Was dürfen wir von Ihnen in 2019 erwarten?

Wir eröffnen das Jahr in unserer Galerie in Köln mit dem Kölner Künstler Joseph Zehrer, den wir seit 1990 zeigen. Danach zeigen wir den international renommierten Künstler Mark Dion. Als erste Messen folgen die Art Basel Hong Kong und die Independent New York.

Autor: von Christoph Mohr