Eine Stadtbahn der Kölner Verkehrsbetriebe KVB

Köln | Der Rat der Stadt Köln hat auf Antrag der CDU und Volt-Fraktion im November vergangenen Jahres beschlossen, zwischen dem Heumarkt und Neumarkt 90 Meter lange Stadtbahnen fahren zu lassen. Diese Fahrten sollen am kommenden Sonntag, 14. April 2024 stattfinden. Aber was sollen die Fahrten bringen? Stadtverwaltung und KVB sagen der Test könne lediglich optisch vermitteln wie 90 Meter lange Stadtbahnen im Stadtbild wirken, weitere Erkenntnisse seien nicht zu erwarten. Kosten: 10.600 Euro.

Im Bürokratendeutsch heißen die 90-Meter langen Züge „Dreifachtraktion“. Die Stadtbahnen sollen auf der Ost-West-Verbindung als 90 Meter lange Züge fahren. Dazu sind massive Umbauten an Stadtbahnhaltestellen nötig, die teilweise von Bürgerinitiativen etwa im Kölner Westen abgelehnt werden. Aus der Linken kam zuletzt noch einmal der Vorschlag, die Bahnen bei einer Länge von 60 Metern zu belassen und dafür die Taktfrequenzen vor allem auf dem Stück zwischen Neumarkt und Heumarkt zu verdichten. Diese Lösung hätte einen enormen Kosten- und Zeitvorteil, da die aufwändigen Umbauarbeiten der Bahnsteige vermieden werden könnten und die Umsetzung schneller erfolgen könnte. Kritiker des Versuchs am kommenden Sonntag in „Dreifachtraktion“ sehen darin Lobbyarbeit für die Tunnellösung.

Der Test am kommenden Sonntag

Für die Fahrten haben die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) an einem, wie sie betonen, Heimspielfreien Sonntag des 1. FC Köln eine Testsituation angelegt. Die 90 Meter langen Züge sollen zwischen dem Bahnhof Deutz/Messe und dem Neumarkt fahren. Die Bahnen werden an den beiden Bahnhöfen wenden.  Die Testfahrten sollen im Zeitraum zwischen 14.30 und 16.30 Uhr stattfinden. Die Bahnen der Linien 1, 7 und 9 sollen von dem Test nicht betroffen sein und nach ausgedünntem Sonntagsfahrplan fahren. Die 90-Meter-Testzüge werden alle 15 Minuten verkehren. Die Züge werden jeweils 6 Minuten für die Fahrten benötigen.

Die erste Bahn startet ab Deutz um 14.29 Uhr und die letzte Testbahn kommt dort um 16.42 Uhr an. Am Neumarkt startet die erste Bahn ab 14.42 Uhr und die letzte Testfahrt endet dort um 16.36 Uhr.

Nur Optik

Die Überwege für zu Fuß gehende, Radfahrende und den motorisierten Verkehr sollen mit KVB Personal zusätzlich gesichert werden. Die technische Aufsichtsbehörde habe den Test genehmigt. Die Kosten für den Testlauf sollen nach Angaben der KVB 10.600 Euro betragen. Schon im Vorfeld des Tests erklärt die Verwaltung der Stadt Köln und die KVB, dass das Ziel, das CDU und Volt mit dem Test erreichen will unrealistisch ist. So schreibt die KVB: „Der Testlauf findet zur Schwachverkehrszeit, ohne Fahrgäste und ohne Umprogrammierung der Lichtsignalanlagen statt. Das innerstädtische Verkehrsaufkommen ist gering und nicht repräsentativ für einen durchschnittlichen Tag. Im Gegenzug kann mit Schaulustigen gerechnet werden, deren Bewegungsmuster und Verhalten nicht dem des normalerweise aufkommenden Fußverkehrs entspricht. Eine Übertragbarkeit jedweder Zähl- oder Messdaten auf eine Realsituation ist aus Sicht der Verwaltung nicht möglich. Der Testbetrieb kann lediglich der Anschauung dienen, wie die oberirdisch geführten Langzüge im Straßenbild und in den Haltestellen optisch wirken.“ Hier sei die Frage gestattet: Hätte das nicht auch mit Photoshop billiger visualisiert werden können?

Wozu ein Test ohne konkrete Ergebnisse?

Die KVB fährt aktuell im Liniendienst nicht nach Fahrplan, weil ihr Personal fehlt. Jetzt braucht die KVB Personal für einen Test und verursacht fünfstellige Kosten von dem Sie vier Tage vor Beginn schon sagt, dass dieser nicht zu konkreten Ergebnissen führt. Sie wird keine Ergebnisse an die Öffentlichkeit und die Kommunalpolitik kommunizieren, schreibt die KVB.  In dem Schreiben heißt es: „Selbstverständlich werden Fachleute der Stadt Köln und der KVB den Test begleiten und sich im Nachhinein hinsichtlich möglicher Eindrücke und eventueller Rückschlüsse ins Benehmen setzen. Dies wird aber nicht direkt im Anschluss an den Test erfolgen und kann daher auch nicht im direkten Anschluss an den Test, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert werden. Hierfür bitten Stadt Köln und KVB sowohl die politischen Parteien als auch die Medienvertreter um Verständnis.“ Im Klartext heißt dies, es wird keinen objektiven Erkenntnisgewinn geben. Aber es wird am Sonntag ein Medientermin von KVB-Chefin Stefanie Haaks und dem Beigeordneten für Mobilität der Stadt Köln Ascan Egerer ermöglicht. Diese werden Statements abgeben, nachdem die Langbahnen durch die Stadt rollten und fotografiert werden können. Und es wird natürlich auch schöne Fotos vom Medientermin geben.