Das Pressefoto des Festkomitee Kölner Karneval zeigt Timo Schwarzendahl, Mitglied der Akademie und des Stammtisches Kölner Karnevalisten. | Foto: Festkomitee Kölner Karneval/Belibasakis

Köln | Der Kölner Karneval und seine Künstler bilden eine eigene Künstlergattung, die zugegebenermaßen in Köln gehegt und gepflegt werden will und muss. Denn ohne die, die oben auf der Bühne des Sartory, Gürzenich oder der Mülheimer Stadthalle stehen und das jecke Volk in Kölscher Tradition delektieren wollen, gäbe es das Format Sitzung bis Party nicht. Zur Hege und Pflege gibt es aus der jecken Funktionärs-Hochburg am Maarweg Neuigkeiten.

Die Künstler im kölschen Fasteleer können nicht einfach importiert werden, auch wenn bei einigen Kölschen Superstars der Export durchaus in die Republik gelingt. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Kölner Ganzjahresexportschlager Höhner. Kölscher Fasteleer mit Rednern aus Gonsenheim? Oder aus Düsseldorf? Undenkbar. Also muss der kölsche Karneval für den eigenen Nachwuchs sorgen, denn auch der Fastelovend lebt nicht von Ostermann allein. Das ist insofern eine Herausforderung, da die Beschäftigungszeit derjenigen, die sich auf dieses Experiment einlassen, auf die fünfte Jahreszeit beschränkt ist, also ein paar Monate und dort aber besonders intensiv. Das gilt natürlich nicht für die Musik, die auch im Sommer gut beschäftigt ist auf diversen Oktoberfesten oder Parties im Sunnesching. Redner dürfen nicht im Sunnesching palavern, sondern nur wenn es draußen kühl ist.

Im Oktober geht es um die Wurst oder nicht?

So lange Rede passend zum Literarischen Komitee, kurze Zusammenfassung: Der Kölsche Künstler muss im Oktober auf Vortragsveranstaltungen, die in der Eifel beginnen und bei einem Präsentationsabend im feinen Ballsaal des Hotel Maritim enden können geboren werden. Bisher präsentierte auch das Festkomitee Kölner Karneval seinen vorher in der Akademie des Literarischen Komitees aufgepäppelten Nachwuchs in einer eigenen Show. Damit ist jetzt Schluss. Die Veranstaltung – diplomatisch gesprochen – reüssierte schon seit einigen Jahren nicht mehr wirklich, sondern siechte und quälte sich dahin. So wie die Präsentationsabende sich seit Jahren veränderten und nicht mehr dem reinen Zwecke dienten, dass Rednerinnen und Redner oder Bands ihr neues Programm vorspielten, um anschließend im Foyer massenhaft mit Auftrittsverträgen durch Literatinnen und Literaten beworfen zu werden. Die Programme im Kölner Karneval sind seit Jahren im voraus gebucht. Das ist heute Agenturbusiness. Aber für Shootingstars, die besonders mit einer Rede brillierten oder von der hiesigen Presse nach ihrem Auftritt bei einer der Künstlervereinigungen hochgelobt werden, gab es noch Löcher im Programm, die dann gefüllt wurden. Dabei unterschieden sich oft die Performance der Newcomer auf dem Vorstell- oder Präsentationsabend vor fachlich vorgebildetem Publikume, ausgehungert nach vielen jeckleeren Fastenmonaten und Sunnesching, und später in der Session auf der echten Sitzung. Was auf dem Vorstellabend Standing Ovations bekam, führte später vor dem echten Publikum zu Massenflucht ins Foyer. Aber No Risk No Fun. Routinierte Literatinnen und Literaten goutieren einen solchen Fauxpas mit einem Achselzucken.

Neue Ära

Pünktlich zur aktuell laufenden Saison der Vorstell- und Präsentationsabende nun eine Mitteilung des festordnenden Komitees. Mit dem Ende des eigenen Vorstellabends endet eine Ära beim Literarischen Komitee. Die hohen Damen und Herren des Festkomitees sprechen von einer neuen Struktur der Künstlerförderung. Und die sieht so aus.

Das Festkomitee werde die sich meldenden Talente coachen und ausbilden. Diese sollen sich dann auf den Vorstellabenden der Künstlervereinigungen präsentieren. Dazu musste das Regularienwerk in seiner doch nicht immerwährenden Tradition geändert werden. Jetzt dürfen Künstlerinnen und Künstler Mitglied im Literarischen Komitee und einer Künstlervereinigung sein. Das war bisher nicht möglich, denn während der Zeit im Literarischen Komitee galt die Dienstpflicht nur diesem gegenüber. Die Leiterin des Literarischen Komitees Nadine Krahforst erklärt dies so: „Künftig werden wir gemeinsam den Künstlern die bestmögliche Vorbereitung für ihre spätere Bühnenkarriere bieten.“ Etablierte Künstlerinnen und Künstler dürfen in Zukunft auch die Ausbildungs- und Fortbildungsangebote der Akademie des Festkomitees nutzen. Aber es machen noch nicht alle Künstlervereinigungen mit. Bisher hat das Festkomitee nur den Kreis rheinischer Karnevalisten und den Stammtisch Kölner Karnevalisten an Bord.

Bütt & Bands

Statt des Vorstellabends soll es in wechselnden Kölner Lokalitäten ein neues Format mit dem Namen „Bütt & Bands“ geben, dass, so die Mitteilung des Festkomitee Kölner Karneval in bestem Kölsch, als „Try-Out-Konzertreihe“ einordnet. Es gibt auch bereits einen Vorzeigekünstler: Timo Schwarzendahl. Der ist Mitglied in der Akademie und dem Stammtisch Kölner Karneval. Der sagte dem Festkomitee, das ihn zitiert: „Ich habe mit dem Vorstellabend vom Stammtisch eine große Bühne mit viel Reichweite und mit den Try-Outs der Akademie eine tolle Gelegenheit, mich auch unter dem Jahr auszuprobieren. Die Mischung ist für mich perfekt, und die Teilnahme am Rosenmontagszug 2023 war sicherlich mein absolutes Auftrittshighlight.“

Report-K berichtet über die Vorstellabende dieser Session.