Berlin | aktualisiert | Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) will von Dienstagabend 21:00 Uhr bis zum Mittwochmorgen 06:00 Uhr ihre Arbeit bundesweit niederlegen. Das teilte die Gewerkschaft am Dienstag mit. Neben Fern- und Regionalzügen sollen auch Güterzüge sowie die von der Deutschen Bahn betriebenen S-Bahnen stillstehen.

Die Gewerkschaft hat neben den Lokomotivführern auch Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten und Instruktoren/Trainer zum Streik aufgerufen. Die GDL fordert für das Zugpersonal unter anderem fünf Prozent mehr Lohn, eine zweistündige Arbeitszeitverkürzung auf 37 Stunden pro Woche und eine „dem Gewinn des Konzerns entsprechende Mitarbeiterbeteiligung“. Im Tarifkonflikt mit der Bahn hatte die GDL zuvor bereits angekündigt, „in den nächsten Tagen zum flächendeckenden, befristeten Streik aufrufen“ zu wollen.

Die Deutsche Bahn zeigte dafür kein Verständnis: Die Ankündigung flächendeckender Streiks sei „völlig überflüssig“, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns. „Das ist einfach nicht wahr, dass wir als Arbeitgeber eine Gewerkschaft in einen Konflikt treiben. Kompromisse findet man nur am Verhandlungstisch. Der GDL-Führung geht es aber darum, das Terrain von Konkurrenzgewerkschaften erobern zu wollen“, sagte Ulrich Weber, Vorstandsmitglied bei der Bahn.

Bahn rechnet mit Streik-Auswirkungen bis Mittwochmittag

Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass sich die Auswirkungen des Lokführer-Streiks bis Mittwochmittag auswirken werden. „Da die GDL erneut keine Informationen über die bestreikten Züge zur Verfügung stellt, bittet die DB um Verständnis, dass Auskünfte über Ausfälle und mögliche Ersatzverkehre erst nach Streikbeginn möglich sind“, hieß es in einer Mitteilung. Damit die Kunden am Dienstagabend noch ihre Reiseziele erreichen, empfiehlt die Bahn, Züge zu benutzen, die vor 21 Uhr im Zielbahnhof eintreffen.

Eigentlich soll der Streik nur bis 6 Uhr andauern, es sei aber mit „erheblichen Beeinträchtigungen im morgendlichen Berufsverkehr zu rechnen“.

IG-Metall-Chef Wetzel: Arbeitgeber gefährden Tarifeinheit

In der Auseinandersetzung um die Tarifeinheit in Deutschland hat der IG-Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel die Arbeitgeber angegriffen. „Das Gesetzesvorhaben ist vorrangig von den Verbänden der Arbeitgeber gefordert worden. Die IG Metall kritisiert scharf, dass sich die Initiatoren des Gesetzes nicht an der gesellschaftlichen Diskussion über das Gesetz beteiligen“, sagte Wetzel dem „Tagesspiegel“ (Mittwochausgabe).

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will in Kürze einen Gesetzesentwurf vorlegen, der die Tarifautonomie von Kleingewerkschaft einschränken soll. In den aktuellen Tarifkonflikt bei der Bahn sieht sich die Lokführergewerkschaft GDL von diesem Vorhaben bedroht. GDL, Beamtenbund und die Ärztegewerkschaft Marburger Bund haben bereits eine Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz angekündigt.

Autor: dts