Düsseldorf | Der nordrhein-westfälischen CDU bleibt ein langwieriger Machtkampf erspart. Im Ringen um die künftige Führung des Landesverbandes haben sich die beiden Kontrahenten Armin Laschet und Karl-Josef Laumann auf eine Doppelspitze geeinigt. Der frühere Integrationsminister Laschet soll neuer Parteivorsitzender der NRW-CDU werden. Laumann soll sein Amt als Fraktionsvorsitzender behalten. Die beiden Christdemokraten informierten den Landesvorstand am Donnerstagabend über die Einigung. Während es im Vorfeld Kritik an den Plänen gab, soll die Vorstandssitzung harmonisch abgelaufen sein.

Seit dem dramatischen Absturz der CDU bei der Landtagswahl ist der mitgliederstärkste Landesverband auf der Suche nach einem neuen Parteivorsitzenden. Der bisherige CDU-Chef Norbert Röttgen hatte noch am Wahlabend seinen Rücktritt erklärt. Versuche, rasch einen Nachfolger zu finden, scheiterten in der vergangenen Woche. Auch wenn sich weder Laschet noch Laumann öffentlich bekannt hatten, wurden beiden Ambitionen auf das Führungsamt nachgesagt.

Doppelspitze statt alles in einer Hand

Mit der Einigung auf eine Doppelspitze ist die anfangs von vielen CDU-Mitgliedern favorisierte Lösung mit einer Bündelung beider Ämter vom Tisch. „Die Aufgabe ist eigentlich zu groß, als dass einer alles stemmen kann“, sagte Laschet. In Zukunft solle die volle inhaltliche und personelle Breite der Partei zum Ausdruck kommen. Viele CDU-Mitglieder hätten zudem in den vergangenen Tagen den Wunsch geäußert, eine Kampfabstimmung zu verhindern. „Es wird unsere gemeinsame Aufgabe sein, dass die CDU ganz schnell wieder aufsteht“, sagte Laumann. Laschet gilt als Vertreter der Großstadt-CDU, während Laumann eher der ländlichen CDU zugeordnet wird.

Die personelle Aufstellung der Partei wurde am Donnerstagabend auf einer dreieinhalbstündigen Sitzung des CDU-Landesvorstands diskutiert. Laut Laschet habe es eine „intensive Debatte“ gegeben, der Vorschlag für eine Doppelspitze sei aber begrüßt worden. Die Einigung sei zudem mit Erleichterung aufgenommen worden, ergänzte Laumann. Weitere Kandidaturen für den Vorsitz gab es nicht.

Im Vorfeld der Sitzung war allerdings Unmut über die Vorgehensweise öffentlich geworden. Laut Medienberichten fordern mehrere Kreisvorsitzende für die kommenden Wochen Regionalkonferenzen. „Hinterzimmer-Entscheidungen sind nicht zielführend, wenn man die NRW-CDU wieder auf Erfolgskurs bringen will“, sagte der Vorsitzende der Kölner CDU, Bernd Petelkau, der „Rheinischen Post“. Eine Initiative der Duisburger CDU kritisierte in einem offenen Brief an den Vorstand ebenfalls die Art und Weise der Kandidatenfindung und befürchtete eine Austrittswelle.

Laschet sucht den Dialog

Am 30. Juni soll auf einem Sonderparteitag in Krefeld die neue Führung der NRW-CDU gewählt werden. Laschet kündigte an, bis dahin möglichst alle 54 Kreisverbände im Land zu besuchen. Die ausgehandelte Lösung ist nach Meinung beider langfristig angelegt. „Wir beide sind uns darüber im Klaren, dass wir das über eine Wahlperiode machen“, sagte Laumann. Spekulationen, wonach Laumann nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr nach Berlin wechselt und Laschet dann auch Fraktionschef wird, erteilten beide eine Absage. Zudem solle die Festlegung nicht als Vorentscheidung auf die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl in fünf Jahren begriffen werden.

In den vergangenen zwei Jahren zog Laschet gleich zwei Mal im Kampf um Spitzenämter den Kürzeren. Erst verlor er denkbar knapp die Wahl zum Fraktionsvorsitzenden gegen Laumann, ehe er sich Röttgen in einem Mitgliederentscheid um den Parteivorsitz geschlagen geben musste. Im Wettstreit mit dem damaligen Bundesumweltminister hatte Laschet für eine „Düsseldorfer Lösung“ geworben, wonach der Landesvorsitzende dauerhaft im Land präsent sein solle. Als Röttgens Nachfolger will Laschet dies nun umsetzen. Die Partei müsse „tiefer im Land verankert“ und „breiter in den Themen“ aufgestellt sein, sagte er.

Autor: Christian Wolf, dapd | Foto: Patrick Sinkel/dapd
Foto: Der designierte Parteivorsitzende der nordrhein-westfälischen CDU, Armin Laschet (l.), und der Fraktionsvorsitzende der nordrhein-westfälischen CDU, Karl-Josef Laumann, gaben am gestrigen Donnerstag in Düsseldorf in der CDU-Geschaeftsstelle nach einer Sitzung des Landesvorstands der CDU NRW ein Pressestatement.