Blick in die aktuelle Ausstellung im Palais Oppenheim mit einem Werk von Mikulas Medek im Vordergrund Foto: Eppinger

Köln “Viele der Werke, die wir aktuell zeigen, sind in Osteuropa zwischen 1950 und den frühen 70er Jahren noch hinter dem ‘Eisernen Vorhang’ entstanden. Damals gab es von der Führung der jeweiligen Staaten die Forderung, sich als Künstler dem figurativen sozialistischen Realismus anzuschließen. Künstler, die gegen den Strom schwammen, hatten es in dieser Zeit schwer und mussten ohne Einkommen und ohne die Möglichkeit, ihre Werke ausstellen zu können, leben. Oft wurden sie auch von den Geheimdiensten verfolgt. So entstanden oft sehr persönliche und auch subversive Arbeiten”, sagt Kuratorin Tessa Kostrzewa.

Noch bis zum Mittwoch, 8. November, zeigt das Auktionshaus Sotheby’s in den Räumen des Palais Oppenheim am Gustav-Heinemann-Ufer die Ausstellung “20th Century Art: A Different Perspective”. Zu sehen ist zum Beispiel der tschechische Künstler Jiri Kolar mit verschiedenen Werken. “Kolar hat als Poet begonnen, musste aber wegen seinen Texten für sechs Monate ist Gefängnis. In der bildenden Kunst sah er einen besseren Weg, um sich auszudrücken, ohne direkt in den Fokus der Staatsmacht zu geraten. Er arbeitet bevorzugt mit Collagen. Seine Bilder waren schon unter anderem im Guggenheim-Museum zu sehen. Die Werke, die wir hier in der Auktion haben, stammen aus privaten Sammlungen”, erläutert die Expertin.

Künstler aus Osteuropa in Zeiten des „Eisernen Vorhangs“

Kolar gehört zu den Künstlern, die hierzulande durchaus bekannt sind. So hat er nach seiner Ausweisung aus der Tschechoslowakei eine Zeit lang in Deutschland gelebt und gearbeitet. Erst mit der “Samtenen Revolution” konnte er wieder in seine Heimat zurückkehren. Heute lebt der Künstler in Paris. Gezeigt werden in Köln auch Arbeiten von Kolars Landsmann Mikulas Medek.

Der polnische Maler Boleslaw Biegas widmete sich in den 1920er Jahren dem Kubismus und schuf in diesem Stil außergewöhnliche Porträts, die jetzt im Palais Oppenheim zu sehen sind. Zu den bekanntesten tschechischen Künstlern auf dem internationalen Markt zählt Frantisek Kupka, von dem in Köln Papierarbeiten gezeigt werden.

Das Werk mit dem höchsten Schätzpreis in der Auktion stammt vom kroatischen Konzeptkünstler Josip Vanista und wurde mit einem Wert zwischen 300.000 und 500.000 Euro in die bevorstehende Auktion aufgenommen. Es trägt den Titel “Black Line” und zeichnet sich durch seine reduzierte und abstrakte Darstellung aus. Vanista war Teil der 1959 gegründeten avantgardistischen Künstlergruppe Gorgano, die sich gegen die Machthaber stellte und die ihre eigene Freiheit feierte.

Ein Kunstwerk im verschneiten Winterwald

Zu den besonderen Aktionen des Künstlers zählte, dass er von seinem Werk eine Replik anfertigte und diese dann im verschneiten Winter mitten im Wald platzierte, um sie mit der sie umgebenden Natur interagieren zu lassen. Das Ganze hielt er in Fotografien fest, die als Serie in berühmten Museen wie der Tate Gallery in London oder dem Moma in New York zu sehen war.

Der tschechische Künstler Alphonse Mucha gehörte zu den Mitbegründern der Stilrichtung Art Nouveau, dem Jugendstil. Er war bekannt für seine außergewöhnlichen Porträts, war aber neben der Malerei auch Plakatkünstler, Grafiker, Illustrator, Fotograf und entwarf auch Schmuck und Möbel. In Köln ist das Porträt von Hanna Vitousek von 1912, in einem von Mucha selbst designten Bilderrahmen, zu sehen. Das Kunstwerk hat einen Schätzwert von bis zu 250.000 Euro.

Service: Ausstellung “20th Century Art: A Different Perspective” bis zum 8. November bei Sotheby’s im Palais Oppenheim, Gustav-Heinemann-Ufer 136-138, Öffnungszeiten: täglich 10 bis 17 Uhr.