Köln, 8.9.2007, 21:55 Uhr > Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat am Donnerstag, 6. September 2007, Bürgerinnen und Bürgern den vom Bundespräsidenten verliehenen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgehändigt. In einer Feierstunde auf Burg Heimerzheim in Swissttal-Heimerzheim dankte der Ministerpräsident den Ausgezeichneten: „Ein solches Engagement wie das Ihre ist nicht selbstverständlich – erst recht nicht in einer Zeit, in der der berufliche und private Alltag ohnehin immer vollgepackter und hektischer zu werden scheint. Die lebendige Bürgergesellschaft lebt davon, dass solches Engagement gewürdigt wird. Im alltäglichen Miteinander, aber eben auch und gerade von Seiten des Staates. Mit Ihnen ehren wir heute Vorbilder denen es nachzueifern lohnt“.
 
Den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, das Verdienstkreuz am Bande haben erhalten:
– Dr. Jürgen Neuhaus, Köln
– Dietmar Schneider , Köln
– Thomas van den Valentyn, Köln

Die Laudationes des Ministerpräsidenten für die Geehrten im Wortlaut:
 
Dr. Jürgen Neuhaus, Köln (Verdienstkreuz am Bande)
Banker genießen den Ruf, mit Zahlen umgehen zu können. Aber nicht nur im Finanzsektor braucht man Menschen, die über diese Fähigkeit verfügen, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Deshalb ist es ein Glück und ein Gewinn für uns alle, dass es Persönlichkeiten wie Dr. Jürgen Neuhaus gibt, die weit über ihr berufliches Tätigkeitsfeld hinausblicken. Neben seinen beruflichen Aufgaben bei der Dresdner Bank AG hat er sich ehrenamtlich viele Jahre lang in die Arbeit von berufsständischen Gremien eingebracht. Auch die Förderung von Kunst und Kultur war ihm ein besonderes Anliegen.

Nicht nur die Industrie- und Handelskammer zu Köln griff immer wieder gerne auf seine Expertise zurück. Als Mitglied diverser Ausschüsse schrieb er sich zum Beispiel die Förderung junger Unternehmer und Existenzgründer auf die Fahnen. Auch die Bankenvereinigung Nordrhein-Westfalen e.V. schätzte seinen Sachverstand. Ihr diente er jahrelang als Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender. Nicht zuletzt hat er großen Anteil daran, dass der Kölner Wirtschaftsrat zu einer hoch angesehenen Vertretung der unternehmerischen Wirtschaft in der Domstadt herangewachsen ist.

Wer jeden Tag so viel mit Wirtschaft zu tun hat, der braucht einen Ausgleich. Dr. Jürgen Neuhaus fand ihn in der Förderung von Kunst und Kultur. Bereits in den achtziger Jahren knüpfte er enge Bande zu Kunstvereinen der Stadt Köln. Auch hier war sein Sachverstand hoch begehrt. Dem Förderverein „Pro Arte Medii Aevi, Freunde des Museums Schnütgen e.V.“ diente er fast 20 Jahre lang als Schatzmeister. Überdies wurde er Mitglied der „Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig“ und des Kölnischen Kunstvereins. Auch zu den „Freunden des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig“ zählt er sich.

Bankern haftet manchmal der Ruf an, die Wirklichkeit nur im Kondensat von Zahlen wahrzunehmen. Dr. Jürgen Neuhaus hat jahrzehntelang eindrucksvoll bewiesen, dass dies keineswegs so sein muss. Und das Schöne ist, dass davon ungeheuer viele Menschen profitiert haben. Dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet.

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Dietmar Schneider, Köln (Verdienstkreuz am Bande)
„Der Überredenskünstler“, so nannte der Kölner Stadt-Anzeiger Dietmar Schneider im Dezember 2006 zu seinem 40jährigen „Berufsjubiläum“. 1966 hatte er mit drei Kölner Künstlern seine erste Ausstellung organisiert. Schaut man auf das Jahrzehnte währende Engagement dieses Kunstvermittlers zurück, so gibt es kaum einen besseren Titel für ihn.
 
Der gelernte Versicherungskaufmann begeisterte sich schon früh für Kunst. Er überredete zahlreiche, gerade auch junge Künstler dazu, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Gerhard Richter, Siegmar Polke oder Günther Uecker förderte er bereits, als noch kaum jemand von ihnen Notiz nahm. Außerdem überredete Dietmar Schneider kunstsinnige Menschen in der Wirtschaft dazu, für außergewöhnliche Ausstellungen die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen. Und mit alledem überredete er am Ende uns alle dazu, die Auseinandersetzung mit der modernen Kunst zu suchen, gerade auch in ungewohnten Lebenssituationen. Wer erwartet schon Kunst, wenn er in Köln in der Hohe Straße in ein Schaufenster schaut? Genau dort platzierte Schneider moderne Kunstwerke. 1968 gewann er zunächst 13 Geschäftsleute für die Aktion „Aktuelle Kunst Hohe Straße“, fünf Jahre später waren es bereits 70.

Über die Jahre hat sich Dietmar Schneider in der Kunstszene einen Ruf erarbeitet, der weit über Köln und Nordrhein-Westfalen hinausreicht. Der Stadt stand er sowohl im Kölnischen Kunstverein wie auch im Kunstbeirat beratend zur Seite. Dieses Engagement ist auch deshalb bemerkenswert, weil Dietmar Schneider weder Museumsmann noch Mitarbeiter irgendeiner Kunstinstitution war.

Kunst und Kultur stiften Identität. Kunst und Kultur animieren uns dazu, die Wirklichkeit aus immer neuen Blickwinkeln zu schauen. Deshalb ist der Zugang zu Kunst und Kultur von elementarer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Solche Zugänge hat Dietmar Schneider geschaffen, in dem er Künstler, Ausstellungsmacher und Finanziers zusammenbrachte. Damit hat er den Menschen in unserem Land große Dienste erwiesen.

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Thomas van den Valentyn, Köln (Verdienstkreuz am Bande)
Durchwandert man deutsche Städte, dann drängen sich dem Betrachter viele schmerzende Bausünden der Vergangenheit auf. Dann gewinnt man nicht selten den Eindruck, dass Schönheit in der Architektur und im Städtebau lange Jahre nichts zählten, dass sich alles nur um reine Funktionalität drehte. Heute ist das glücklicherweise anders. Heute indes gibt es mehr Architekten und Stadtplaner denn je, die Funktionalität und Schönheit zum Wohle aller gekonnt zu verbinden wissen.

Einer, der aus diesem Kreise herausragt, ist Thomas van den Valentyn. Zu Recht hat sich der international hoch angesehene Architekt, der Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, in der neuen deutschen Baukunst den Ruf eines „Genussmenschen“ und „Ästheten“ erworben. Warum, das wird deutlich, wenn man das neue Haus der Konrad Adenauer-Stiftung in Berlin betritt. Oder wenn man um den Neubau des Musikgymnasiums Schloss Belvedere bei Weimar herumspaziert.

Auch bei uns in Nordrhein-Westfalen zeugen aufregende Bauwerke von der großen Kunst van den Valentyns. Die Brühler zum Beispiel sind nicht nur stolz auf das Weltkulturerbe Schloss Augustusburg, sondern auch auf ihr neues Max-Ernst-Museum. Das gläserne Victoria Ensemble in der Kölner Innenstadt gewinnt auch heute noch jeden Tag neue Bewunderer. Und die Bürgerinnen und Bürger von Neuss heben seit dem vergangenen Jahr überrascht den Blick, wenn Sie am Rosellenturm vorbeigehen. Trutzig wie ein mittelalterlicher Turm überragt er die Stadt.

Ästhetisch ansprechende und funktionierende Architektur wirkt geradezu magnetisch. Sie belebt unsere Städte und gibt ihnen ein Gesicht. Sie inspiriert dazu, Neues zu denken und auszuprobieren. Sie stiftet Identität. Mit diesen Qualitäten ist sie heute wichtiger denn je. Der Architekt Thomas van den Valentyn hat unserem Land Baukunst auf höchstem Niveau geschenkt. Immer wieder gelingt es ihm, Bauherren davon zu überzeugen, dass Praktisches auch geistreich, phantasievoll, schön sein kann. Davon profitieren wir alle. Dafür gebührt ihm höchste Wertschätzung.

[ag; Quelle: Staatskanzlei NRW]