Düsseldorf/Köln | Konfetti, Kamelle und Schunkeln im Dreivierteltakt: In den rheinischen Karnevalshochburgen Düsseldorf und Köln gibt es Viele, die dem jecken Treiben nichts abgewinnen können. Den Brauchtumsmuffeln bleibt während der Tollen Tage die Flucht ins Umland.

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„Das Sauerland ist als Region für Karnevalsflüchtlinge bekannt“, sagt Anna Galon von Sauerland Tourismus. Es sei deutlich bemerkbar, dass in diesen Tagen besonders viele Gäste aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet zu Wintersport und Wellness kämen. Viele Hotels haben über die Karnevalstage ein spezielles Angebot für Ruhesuchende. Der Sauerländer Hof in Hallenberg zum Beispiel wirbt auf seiner Internetseite mit dem Spruch „Wir geben Karnevalsflüchtlingen Asyl!“. Und das Landhotel Püster in Warstein verspricht: „Bei uns kommt Ihnen garantiert keine Pappnase entgegen.“

Köln ist fest im Griff der Karnevalisten

„Die Kölner, die keine Lust auf Karneval haben, fahren weg oder gehen in die Therme“, sagt die Sprecherin von Köln Tourismus, Brigitte Obel. Kulturell sieht es für Karnevalsmuffel von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag in Köln schlecht aus: Selbst in der Oper wird mit „Cäcilia Wolkenburg“ ein humoristisches Stück geboten und in der Philharmonie gibt es eine Karnevalsshow mit Helge Schneider. Und auch der Dom öffnet nur für die Gottesdienste. Die großen Museen seien geschlossen, sagt Obel. „Es gab mal Versuche, diese über die Karnevalstage zu öffnen, aber der Zuspruch war zu gering.“

In Düsseldorf sind das Museum Kunstpalast und die Kunstsammlung NRW zu den regulären Öffnungszeiten eine Zuflucht für alle Karnevalsflüchtlinge. Im Schauspielhaus der Landeshauptstadt gibt es von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag keine Vorstellung, aber dafür bietet die Düsseldorfer Oper Freitag und Samstag mit „Tosca“ und „Rigoletto“ ein jeckenfreies Programm. Nur an einem Tag gibt es auch in Düsseldorf keine kulturellen Ausweichmöglichkeiten: „Am Rosenmontag regiert ausschließlich der Karneval die Stadt“, erklärte der Sprecher von Düsseldorf Marketing und Tourismus, Roman von der Wiesche.

Einkaufsbummel ohne Pappnasen

Eine beliebte Möglichkeit der Ablenkung von Schunkeln und Straßenkarneval ist auch ein ausgedehnter Einkaufsbummel. „In den Innenstädten der Karnevalshochburgen werden die Geschäfte wohl geschlossen sein“, sagt die Sprecherin des Handelsverbands NRW, Anne Linnenbrügger-Schauer. In den Nachbarstädten herrsche aber Normalbetrieb. „Ins Centro Oberhausen kommen am Rosenmontag sogar mehr Kunden als an regulären Montagen“, sagt der Pressesprecher des Centro, Jens Knetsch und ergänzt: „Dann sind gerade auch viele Düsseldorfer und Kölner bei uns.“ Und das vielleicht gerade deshalb, weil das Einkaufszentrum bewusst nicht närrisch dekoriert ist.

Auch Sport ist eine Alternative zum Helau- und Alaaf-Rufen. Der Ruderverein Blankenstein-Ruhr in Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis) lädt seit mittlerweile 20 Jahren zu einer „Wanderfahrt für Karnevalsmuffel“ auf der Niers ein. „Für Luftschlangen und Pappnasen ist da kein Platz“, sagt Sportwart Jörg Giesen, der selbst kein großer Freund vom Winterbrauchtum ist. Am Tag vor Rosenmontag können Vereinsmitglieder und die Mitglieder befreundeter Vereine dem närrischen Trubel davonrudern. Ab und zu trinken die Sportler auf dem Wasser auch einmal Glühwein, aber wohl nur deshalb, um sich zu wärmen. Denn der Karneval spiele bei diesen Ausflügen überhaupt keine Rolle, meint Giesen.

Die beste Nachricht für alle Karnevalsflüchtlinge ist und bleibt: Auch die fünfte Jahreszeit währt nicht ewig. Am Aschermittwoch ist alles vorbei, heißt es in einem bekannten rheinischen Karnevalslied. Spätestens wenn in Düsseldorf der Hoppeditz beerdigt und in Köln der Nubbel verbrannt ist, können auch Karnevalsmuffel beruhigt an den Rhein zurückkehren.

Autor: Kathrin Aldenhoff, dapd
Foto: Symbolfoto – Eröffnung des Straßenkarnevals in Köln auf dem Alter Markt