Von Köln nach London geht es mit dem Zug in knapp fünf Stunden. Foto: Eppinger

Köln | Für viele Menschen ist das Fliegen bei Reisen oft nicht mehr die erste Wahl, da es in Zeiten der Klimakrise massiv in der Kritik steht. Dazu kommen deutlich gestiegene Ticketpreise und teils Chaos bei den Sicherheitskontrollen. Trotzdem wollen viele nicht auf eine Städtereise verzichten. Zu den angesagtesten Ziele zählt hier die britische Metropole London, die man bequem auch mit dem Zug erreichen kann. Report-K hat dies für Sie einmal getestet.

Großer Vorteil für die Zugreisenden auf die Insel ist die Tatsache, dass Thalys und Eurostar seit 2022 zu einer Unternehmensgruppe verschmolzen sind. Während es wohl noch etwas dauern wird, bis die Züge komplett in einem einheitlichen Design unterwegs sind, wird es bereits ab Oktober einen gemeinsamen Webauftritt geben, wo ein Ticket für die gesamte Reise gebucht werden kann. Wer früh dran ist, kann dann ab 60 Euro für einen Weg in der zweiten Klasse nach London fahren.

Bis Ende 2023 sollen auch alle 51 Züge mit dem neuen Eurostar-Logo, dem Stern, unterwegs sein. Waren es 2022 noch 14,8 Millionen Fahrgäste auf den Thalys- und Eurostar-Strecken, strebt die Eurostar Group bis 2030 die 30-Millionen-Marke an.

Der Thalys am Kölner Hauptbahnhof. Foto: Eppinger

Los geht es bei unserer Testreise am Kölner Hauptbahnhof. Alternativ ist der Zustieg aber auch in Dortmund, Essen, Duisburg, Düsseldorf und Aachen möglich. Knapp zwei Stunden dauert die Fahrt in den im Vorjahr neu gestalteten Zügen zur belgischen Hauptstadt Brüssel. Am Bahnhof Brüssel Midi befindet sich das Terminal für den Eurostar. Dort findet ähnlich wie am Flughafen die Sicherheits- und die Passkontrolle statt, die an diesem Tag ziemlich flott und problemlos erfolgt.

Die etwas längere Wartezeit auf die Abfahrt des Eurostars kann man vor Ort zum Beispiel im gut sortierten Duty-free-Shop verbringen. Für Reisenden in der ersten Klasse findet sich eine elegante Lounge mit freien Getränken. Auch das Boarding läuft zügig. Die Fahrt, die über die französische Stadt Lille durch den Tunnel unter dem Meer führt, dauert noch einmal zwei Stunden, sodass man die gesamte Distanz in etwa knapp fünf Stunden bewältigen kann.

Ankunft in London an der St. Pancras International Station. Foto: Eppinger

Ankunftsbahnhof in London ist die St. Pancras International Station. Das schlossartige Gebäude ist zumindest für Harry-Potter-Fans direkt das erste Highlight der Reise – die rötliche Fassade ist in den Filmen zu sehen, wenn sich der junge Zauberer und seine Freunde mit dem fliegenden Auto zum Hogwarts-Express begeben. Gleich nebenan befindet sich im Bahnhof King’s Cross das berühmte Gleis 9 3/4, das real zwischen den Gleisen 4 und 5 liegt.

Das berühmte Harry-Potter-Gleis 9 3/4 in King’s Cross. Foto: Eppinger

Noch mehr Harry-Potter-Schauplätze sind bei speziellen Themenführungen durch London zu entdecken. Aber auch andere Führungen zeigen Motive aus den Filmen. Sehr zu empfehlen ist eine Tour mit “Withlocals”. Zu den Guides zählt hier der gebürtige Kanadier Chris MacNeil, der zum Beispiel einen Rundgang durch Covent Garden anbietet. Dort kommen die Gäste in eine Gasse, Goodwings Court, wo Hagrid mit dem jungen Harry Potter durch London streift.

Der Pub The Salisbury ist mehr als 200 Jahre alt. Foto: Eppinger

Auch sonst hat MacNeil, der seit 22 Jahren in London lebt, zahlreiche Plätze parat, die selbst erfahrene London-Fans wohl noch nie besucht haben. Das reicht von uralten Pubs wie The Salisbury, in dem seit über 200 Jahren Pints bestellt werden, über ein Wandgemälde (Neal’s Yard) des berühmten Künstlers Banksy, das Lady Di als Mary Poppins zeigt, bis zu einem Fish-and-Chips-Shop (Rock and Sole Plaice) aus dem Jahr 1871. Auch sein Friseur Peter und ein Spezialist für vier besondere Chai-Varianten stehen auf dem Programm.

„Little Venivce“ liegt mitten in London. Foto: Eppinger

Bei einer anderen Tour geht es zu den “Secret Spots” in London. Dazu zählt der ruhige Holland Park mit seinem japanischen Garten unweit des berühmten Viertels Notting Hill genauso wie “Little Venice”, wo alte Kanäle unweit der Bahnstation Paddington sich zu einem grünen und auch quirligen Ausflugsziel für die Londoner entwickelt haben. Von dort geht vorbei am St. Marys-Hospital, wo fast alle englischen Königskinder zur Welt gekommen sind, zu einer edlen Wohngegend in der Nähe des Hyde Parks. Dort haben sich die alten Stallungen für Pferde und Kutschen, in ein stilles und grünes Wohnparadies verwandelt.

So gedenken die Fans in London der Musikerin Amy Winehouse. Foto: Eppinger

Zum Programm von MacNeil gehört zudem ein Rundgang durch Camden, dem heute sehr touristischen Viertel, wo einst berühmte Musiker wie The Who, Madness oder Amy Winehouse ihre Karriere gestartet haben. Der Künstlerin wurde mit einem großen Wandgemälde ein Denkmal gesetzt. Bei der Tour gibt es reichlich Hintergrundinfos zur Geschichte des bunten Viertels.

Zurück ins Rheinland geht es wieder von der St. Pancras International Station, die unweit von Camden liegt. Dort sollte der Reisende genügend Vorlauf einplanen, da er im Terminal wieder die Sicherheits- und Passkontrolle passieren muss. Gerade jetzt in der Ferienzeit kann vor Ort etwas mehr los sein. Aber auch hier kann die Wartezeit mit Shops oder einem Imbiss verkürzt werden.

Fazit: Der Reise mit dem Zug von NRW nach London ist eine gute und umweltfreundliche Alternative zum Flug. Klarer Vorteil ist, dass sich Reisende die Anfahrt zum Flughafen sparen und dann in London mitten in der City ankommen. Außerdem ist das Sitzen im Zug deutlich angenehmer als im engen Flieger. Bei den Preisen kann am meisten gesparten werden, wenn frühzeitig gebucht wird.


Service

Reise Tickets gibt es für die einfache Fahrt von Köln nach London schon ab 60 Euro. Auf der Eurostar-Homepage können schon jetzt zwei Einzeltickets (Köln-Brüssel, Brüssel-London) gebucht werden. Das soll mit der gemeinsamen Website ab Oktober noch einfacher werden.
www.eurostar.com

Tour Den Stadtführer Chris MacNeil kann man auf der Homepage von Withlocals für verschiedene Touren buchen:
www.withlocals.com

Zu Besuch in der National Portrait Gallery. Foto: Eppinger

Kulturtipp Gerade wurde die National Portrait Gallery am St. Martin’s Place nach einer umfangreichen Renovierung wieder neu eröffnet. Zu sehen sind Porträts von bekannten englischen Persönlichkeiten von Elton John bis zur Queen. Aktuell gibt es eine Sonderausstellung mit privaten Fotografien von Paul McCartney. Öffnungszeiten: täglich von 10.30 bis 18 Uhr. Der Eintritt zur Sammlung ist frei, Sonderausstellungen kosten dagegen Eintritt.

Restaurant-Tipp Der Cinnamon Bazaar an der 28 Maiden Lane präsentiert im schönen bunten Ambiente moderne indische Küche. Sehr zu empfehlen ist das Teilen der leckeren Vorspeisen und Desserts.
www.cinnamon-bazaar.com