Köln | Um sich auf die sich ändernden Bedürfnisse bei der Verkehrsmittelwahl anzupassen, planen die Stadt Köln und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), längerfristig einen Drittelmix aus Kfz-Verkehr, ÖPNV und Rad- und Fußgängerverkehr nach dem Vorbild von Kopenhagen oder Zürich zu erreichen. Hierzu soll eine „urbane Mobilitätsvernetzung“ für den Großraum Köln geschaffen werden. 

Dies bekräftigten Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der KVB und Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sowie  Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik der Stadt Köln am Rande der dritten Deutschen Konferenz zum Mobilitätsmanagement (DECOMM) am 14. März 2014 im Spanischen Bau des Kölner Rathauses. Laut einer Erhebung der Stadt im Jahre 2008 hätten nur noch rund 38 Prozent der Kölner das eigene Auto als Hauptverkehrsmittel genutzt, so Harzendorf. Der Trend gehe weg vom Auto, hin zu alternativen Verkehrsmitteln, so Fenske. Dabei sieht er Rad und ÖPNV nicht als Konkurrenten sondern als sich ergänzende Fortbewegungsmittel.

Ziel: bessere Pendlerverflechtung

„Eine regionale Betrachtung des Gesamtsystems Verkehr ist aufgrund der Pendlerverflechtungen unerlässlich. Dies ist insbesondere durch ein enges Zusammenspiel zwischen Kommunen, Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbund zu erreichen. Verkehrsverbünde müssen sich zu Mobilitätsverbünden entwickeln. Unsere Kunden benötigen ein Angebot aus einer Hand“, so Fenske. Um eine bessere Verzahnung der einzelnen Verkehrsmittel zu erreichen, planen Stadt Köln und KVB bis Sommer 2014 die Einführung eines Leihfahrrad-Systems. Außerdem soll die bereits seit geraumer Zeit angekündigte KVB-App mit integriertem E-Ticketing-System ebenfalls im Sommer an den Start gehen. Man habe sich im KVB-Vorstand darauf geeinigt, so Fenske, die strategische Ausrichtung der KVB nicht auf den von ihr bedienten ÖPNV zu begrenzen, sondern stattdessen auf eine „Urbane Mobilitätsvernetzung“ zu bauen, bei der alle Verkehrsmittel einbezogen werden soll.

Als gute Modell für ein jetzt schon gute Verzahnung der Verkehrsmittel nennt Harzendorf das Verkehrskonzept in Weiden-West, wo Stadtbahn, S-Bahn und Individualverkehr an einem Punkt aufeinanderträfen. Auch habe man seitens der Stadt festgestellt, dass auch immer mehr Radfahrer Weiden-West zum Umstieg auf ÖPNV nutzten und verstärkt dort ihr Rad abstellten. Man werde darauf reagieren.

Minister Groschek: Startschuss für Koordinationsstellen in NRW

Anlässlich der dritten DECOMM  gab NRW-Verkehrsminister Michael Groschek heute den Startschuss für die landesweite Einrichtung von regionalen Koordinierungsstellen zum Mobilitätsmanagement nach dem Vorbild des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS).

Landesweit sollen zusätzlich zu einer bereits seit 2008 existierenden Koordinationsstelle des VRS noch drei weitere solcher Einrichtungen entstehen, personell besetzt jeweils mit zwei Stellen. Das Land stelle hierfür die Summe von 500.000 Euro zur Verfügung, so Groschek.  Die Landesregierung will damit die Möglichkeit für die Kommunen auf den Weg bringen, gemeinsam neue Verkehrskonzepte zu entwickeln und Kooperationen zu initiieren. Als weitere Unterstützung für die Kommunen will der VRS zusammen mit dem Verkehrsministerium noch in diesem Jahr eine Weiterbildung von kommunalen Vertretern zum Mobilitätsmanager anbieten. Die Koordinationsstellen seien als „Meisterschulen“ für Kommunalpolitiker in Sachen  Mobilitätsmanagement zu begreifen, so Groschek. „Weder Bus und Bahn, noch das Auto werden alleine künftigen Anforderungen gerecht werden.“, so der Verkehrsminister. In ein ganzheitliches Konzept müssten auch Fußgänger- und Radverkehr sowie Angebote wie Car Sharing integriert werden. Hierbei komme den Kommunen ine Schlüsselrolle zu. Unterstützt werden soll die Ausarbeitung neuer Konzepte durch  Beratung und Motivierung zu neuen Verhaltensmustern in der Bevölkerung. Mobilität sei immer eine Gemeinschaftsaufgabe von Kommunen, Land, und Verkehrsbetrieben, so der Minister.

Mobilitätsmanagement ist für Groschek das Knüpfen eines Verkehrsgeflechtes, das einem die Wahl lasse, verschiedene Verkehrsmittel nach seinen individuellen Bedürfnissen nutzen zu können. In diesem Zusammenhang betonte Groschek auch den Aspekt der Verkehrssicherheit: „Jede nicht stattfindende Autofahrt ist ein Beitrag zur Verkehrssicherheit.“

VRS-Chef betont Klima-Aspekt

Klimawandel und Energiewende sind laut VRS-Geschäftsführer Wilhelm Schmidt-Freitag nur mit einem Mix der Verkehrsmittel zu bewältigen. Mit einer Fixierung nur auf das Auto sei dies nicht zu schaffen. Dazu bedürfe es intelligenter Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln zur Sicherung der Mobilität von morgen.

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Die Deutsche Konferenz zum Mobilitätsmanagement (DECOMM) veranstaltet jährlich bundesweite Tagungen, bei denen Fachleute aus Kommunen, Verkehrsunternehmen, Planung und Wissenschaft diskutieren, vortragen oder in Workshops praxisorientierte Handlungsansätze entwickeln. Veranstalter der DECOMM sind die Deutsche Plattform für Mobilitätsmanagement sowie das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS).

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Autor: dd
Foto: Symbolfoto