Köln | Das Museum für Ostasiatische Kunst, das bis Mitte Mai wegen Umbau- und Sanierungsarbeiten geschlossen war, präsentiert anlässlich seines 100-jährigen Bestehens erstmalig eine Auswahl seiner Sammlung historischer Fotografien. Unter dem Titel „Von Istanbul bis Yokohama“ ist die Ausstellung vom 17. Mai bis 7. September 2014 zu sehen.

Die Museumsgründer Adolf Fischer (1856-1914) und Frieda Fischer-Wieruszowski (1874-1945) hatten die Kollektion, die bis vor einem Jahr noch nicht inventarisiert war, auf ihren Ankaufsreisen nach Ostasien zusammengetragen. Aus rund 1.000 seltenen historischen Fotografien von europäischen und einheimischen Fotografen wählte die Gastkuratorin Dr. Carmen Perez-Gonzalez 350 Fotos aus,  die die Reiserouten der Globetrotter nach Asien lebendig werden lassen.

Nach der Öffnung des Suez-Kanals 1869 etablierten sich in den großen Hafenstädten kommerzielle Fotostudios. Sie deckten den Bedarf der Touristen und Globetrotter nach Reisefotografien, die ihre Erinnerungen an Sehenswürdigkeiten und Menschen fremder Länder und Kulturen festhielten. Ausgehend von London oder Southampton führten die populärsten Dampferrouten von Istanbul am Bosporus über Alexandria, Port Said, Aden, Bombay, Colombo, Madras, Kalkutta, Singapur und Hongkong bis nach Yokohama.

Touristen inmitten Enthaupteter

Die malerische Anmut der ausgestellten Fotografien zeugt von dem damals schon stark ausgeprägten künstlerischen Niveau der frühen Fotopioniere. Gleichzeitig macht sie aber auch den unwiederbringlichen Verlust alter, gewachsener Kulturen deutlich. Ebenso verdeutlich die Schau, wie das Auge der europäischen Kamera im 19. Jahrhundert die arabisch-islamische Welt, aber auch die Länder des Fernen Ostens eroberte. Teilweise auf recht sensationsheischende Art und Weise. So zeigten einige der Fotografien etwa öffentliche Hinrichtungen oder zeigten europäische Touristen neben Enthaupteten, die teilweise als Postkartenmotiv Vewendung fanden, so Museumsdirektorin Dr. Adele Schlombs. Jedoch, so Kuratorin Perez-Gonzalez, würden in der Ausstellung beinahe genauso viele heimische wie westlichen Fotografen ausgestellt. So etwa der iranische Fotograf Abdoll Ghassem Nuri oder auch der ägyptische Fotograf Sadiq Bey.

Zusätzlich präsentiert das Museum im Kontext der Fotoausstellung die Collage „Paper and Memory 2012“ des iranischen Künstlers Alireza Darvish. Dieser hatte anhand von Kopien der ausgestellten Fotografien die Collage eines Fotografie-Globus erstellt, auf dem einige der insgesamt 35 vertretenen Fotografen der Ausstellung sowie einige besonders markante Fotos herausragen. Das quadratisch angeordnete Tetraptychon ist eine Leihgabe des Künstlers an das Museum im Rahmen der Ausstellung.

Die Eröffnung des Museums für Ostasiatische Kunst (MOK) in Köln am 25. Oktober 1913 war ein Zeichen des Aufbruchs, mit dem sich die Rheinmetropole zum Zeitgeist der Moderne bekannte. Die Botschaft der Museumsgründer Adolf Fischer und seiner Frau Frieda lautete: Die Kunst Ostasiens ist der europäischen Kunst ebenbürtig, mehr noch, es gibt so etwas wie „Weltkunst“, die sich an ein und denselben Maßstäben messen lässt. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte diesen modernen, weltoffenen Impuls zum Erliegen.

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„Von Istanbul bis Yokohama“
Fotoausstellung
17. Mai bis 7. September 2014
Museum für Ostasiatische Kunst
Eintritt: neun Euro, ermäßigt fünf Euro.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog in deutscher und englischer Sprache.

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Autor: dd
Foto: Kleiner Einblick in die Fotoschau „Von Istanbul bis Yokohama“