Auf den Spuren Carl Rottmanns
Anfang 1829 reist Carl Rottmann im Auftrag von König Ludwig I. nach Italien. Er soll dort Landschaftsmotive für 28 Wandgemälde für die Hofarkaden in der Münchener Residenz sammeln. Ein Motiv scheint es Rottmann und später auch Ludwig dabei besonders angetan zu haben: Eine harmonische Landschaft rund um Cefalù. Zu sehen der hoch aufragende Berg hinter dem Dorf, eine sanfte Bucht  und Vegetation aus Buschwerk, Bäumen und Agaven. Von dem Motiv zeigt das Wallraf-Museum nun in einer Sonderausstellung im Graphischen Kabinett die Werkgenese. Möglicht wird dies, da von dem Motiv insgesamt sieben Werker erhalten sind.

Noch während der Reise scheint Rottmann so eine erste Zeichnung des Motivs angefertigt zu haben. Auf ihr hält er zwar mit grobem Strich, jedoch genauer Aufteilung die Szenerie fest. Teile des Bildes – den Berg, in Teilen das Meer und die Stadt – coloriert er dabei bereits. Kaum in München wieder angekommen, fertigt er ein Öl-Gemälde des Motivs an. Wie Kurator Thomas Klinke vermutet, diente es wohl als erste Darstellung für König Ludwig I. Die Farben sind hier noch deutlich kräftiger gezeichnet als bei dem späteren Wandbild. Zudem fehlen zunächst der ruhende Jüngling und ein pflückender Knabe, die im Wandbild zu sehen sind. Wie Klinke feststellte, wurde der ruhende Jüngling erst nachträglich in das Gemälde eingefügt.

Zwei Jahre später schließlich fertigt Rottmann ein weitres Aquarell an, bis er 1833 schließlich eine Kohlezeichnung malt. Sie entspricht der Originalgröße des späteren Wandgemäldes und wurde quadriert und nummeriert. Die Zeichnung diente wohl vor allem der späteren Übertragung des Motivs auf die Wand in den Hofarkaden. Von dem Wandgemälde ist in der Sonderschau nur eine Reproduktion zu sehen. Die einzelnen Schritte der Werkgenese können Besucher auf einem Bildschirm nachvollziehen. Dabei erklärt Klinke hier auch die verschiedenen Untersuchungen, die er an den Bildern durchgeführt hat – etwa um erkennen zu können, dass der ruhende Jüngling erst später hinzugefügt wurde.

Aquarell als Fälschung enttarnt
Spannend ist auch ein weiteres Aquarell zu diesem Motiv, dass das Wallraf erst kürzlich erwarb. Es stammt wie Klinke zeigen konnte, jedoch nicht aus der Hand von Rottmann selbst. Deutlich werde dies etwa dadurch, dass in dem Bild Titanweiß verwendet wurde – eine Farbe, die erst nach 1900 entwickelt wurde, als Rottmann bereits verstorben war. Dennoch sei das Aquarell durchaus spannend, betonte Klinke, denn es schärfe den Blick für die Originale Rottmanns. Die Sonderausstellung ist Teil der Reihe „Der un/gewisse Blick“. Die Ausstellungs-Reihe umfasst insgesamt sechs Ausstellungen im Graphischen Kabinett. Wie zu den vorherigen Schauen wurde auch für die Ausstellung zu Rottmann ein eigener kleiner Katalog konzipiert, der für 6 Euro an der Museumskasse erhältlich ist.

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