Köln | Am 12. Juni findet in Köln die „Nacht der Technik“ statt. Zahlreiche unternehmen und Institutionen öffnen dann wieder ihre Pforten und lassen die Besucher „hinter die Kulissen“ blicken. Auch die Rheinische Fachhochschule in Köln beteiligt sich seit Jahren an dem Event. In diesem Jahr erstmalig dabei ist der Fachbereich Medien. Interview mit report-K berichtet Fachbereichsleiter Prof. Frank Reichow, was die Besucher erwartet und skizziert  aus seiner Sicht Zukunft und Herausforderungen der Medienbranche.

Profesor Reichow, neben Robotern, die alkoholfreies Weizenbier zapfen, Antworten auf die Frage, wie ein 3D-Drucker funktioniert oder wozu Laser eingesetzt werden können, ist in diesem Jahr auch der Fachbereich Medien der Rheinischen Fachhochschule bei der „Nacht der Technik“ mit dabei. Weil Medien immer technischer werden?

Eigentlich waren Medien immer technisch. Zur Erstellung der Inhalte, zur Produktion und Vervielfältigung brauche ich Technik genauso wie zum Vertrieb oder besser gesagt zur Zugänglichmachung der Inhalte. Kameras und Filme werden in erster Linie entwickelt, um Medien zu machen. Sende- und Empfangseinrichtungen sind grundsätzliche Voraussetzungen für Radio und Fernsehen. Und heute eben auch für das Internet. Außerdem: Ohne die Gutenberg’sche Druckerpresse gäbe es keine Zeitung und keine Belletristik. Also Technik und Medien waren von Anfang an untrennbar miteinander verbunden.

Ein Schwerpunkt ist die Manipulation von Realität mit ein paar Mausklicks. Was genau werden Sie den Besuchern zeigen?

Wir aus dem Fachbereich Medien haben drei Programmpunkte vorbereitet: Über Greenscreen „beamen“ wir Besucher in andere Welten, indem wir die Hintergründe austauschen. Dann haben wir ein Eye-Tracking-System installiert, bei dem man den PC über Augenbewegungen steuern kann, anstelle der Maus. Und als dritten Programmpunkt haben wir das Covershooting. Hier geht es aber nicht darum, eine Styling-Show zu veranstalten, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Sondern es geht um den Prozess, wie ein solches Shooting abläuft. Dazu gehört neben dem Erstellen der Bilder auch die Postproduktion inklusive Beauty-Retusche. Wir erstellen ein Artwork, schauen uns letztendlich an, wie sich ein Porträt in das Layout für ein Titelcover einfügt. Nicht nur technisch, sondern auch in Bezug auf seine Wirkung.

Die Manipulation von Realität ist ja in der Werbung seit Jahren Standard. Kaum mehr ein Model, das nicht nachretuschiert wird, ein Auto, das in eine andere Realität eingesetzt wird. Auf der anderen Seite gibt es Strömungen wie airbnb, die mit immer realistischeren und dennoch konstruktiven Fotosettings arbeiten. Gibt es für Sie hier Grenzen, die die Werbung nicht überschreiten sollte, etwa um unerreichbare Schönheit vorzugaukeln?

Zunächst geht es nicht um die Manipulation von Realität, sondern um die Manipulation von Wahrnehmung. Und das haben Medien ja schon immer getan. Es scheint heute vielleicht offensichtlicher und jeder Rezipient sollte sich damit beschäftigen oder darüber reflektieren. Die Grenzen sind fließend, wenn wir uns künstliche Realitäten anschauen etwa bei „Findet Nemo“ oder „Toy Story“ – und auch bei Computerspielen, wo die Charaktere immer menschlicher werden und zur Identifikation mit der Figur beitragen. Es ist auch immer die Frage, welche Absicht der jeweilige Sender verfolgt. Dass Werbung für ihre Zwecke manipuliert, ist klar und weiß auch jeder. Die Intention ist hier eindeutitig. Ich sehe eher die Schwierigkeit darin, wenn die Intention unklar bleibt, was wir z. B. in digitalen oder sozialen Medien haben, wo oftmals versucht wird sich oder etwas anders darzustellen.

Selbst Laien können heute mit ihrem Smartphone und entsprechender Software Bilder in Sekundenschnelle verändern. Sind wir hier am Anfang einer Entwicklung?

Die Grenzen verschwimmen zunehmend. Ich kann natürlich grundsätzlich mit der Kamera manipulieren, indem ich etwa Dinge, die sich im Hintergrund befinden, nicht zeige oder den Eindruck erwecke, gerade im Urlaub zu sein, obwohl ich in Wirklichkeit vor einer Fotowand stehe. Allein durch den gewählten Ausschnitt, durch die Brennweite, den Lichteinsatz findet bereits eine Manipulation statt. Ich kann aber im Text genauso manipulieren, indem ich schreibe, dass ich gerade im Urlaub bin oder die Welt anders darstelle, als sie tatsächlich ist. Die Frage ist eigentlich, ob ein Foto überhaupt die Abbildung von Realität ist und nicht vielleicht die Konstruktion von Realität. Wenn man jetzt mit Photoshop beginnt, sind das oft nur Kleinigkeiten wie Helligkeit oder Unreinheiten, die retuschiert werden.. Das könnte man unter Umständen auch ohne Photoshop bewerkstelligen. Und wenn wir eine allzu starke Bildmanipulation betreiben, fällt es schnell auf, weil die meisten handwerklich gar nicht dazu in der Lage sind. Die technischen Möglichkeiten bestehen im Übrigen schon, seit es Fotografie gibt. Aber das Vermögen ist bei dem meisten Anwendern doch sehr begrenzt. Hinzu kommt auch die Zeit, die man in eine professionelle Bildbearbeitung stecken muss. Wenn man eine solche Bildbearbeitung macht, fängt man eigentlich schon vor dem Shooting an, die Postproduktion zu planen. Wenn ich etwa zwei Bilder hinterher zu einem zusammensetzen möchte, brauche ich das gleiche Licht, die gleiche Farbtemperatur, den gleichen Schattenwurf. Dieser ganze Themenkomplex ist ja den meisten Anwendern gar nicht zugänglich. Daher glaub ich, dass sie auch von der Community schnell entlarvt würden.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Augmented und Virtual Reality? Werden wir uns in Zukunft per Video zu Hause auf dem Sofa in einen Online-Katalog beamen lassen, um zu sehen, ob die Möbel zu mir passen? IKEA hatte ja einen solchen Katalog bereits aufgelegt?

Das ist keine ferne Zukunft mehr. Augmented Reality gibt es schon sehr lange, etwa in der Medizin oder Industrie. Und dass der Consumer-Bereich sie nutzt, war auch eine absehbare Entwicklung. Ikea hat das auch sehr schön vorgemacht, auch dass man die Objekte direkt in sein Wohnzimmer einspiegeln kann. Und das bietet auch direkt einen Mehrwert. Man kann beurteilen, ob es räumlich und farblich passt. Damit ist ein großer Consumer Benefit verbunden. Man merkt: diese Anwendung macht Sinn. Aber Ikea liefert ja auch ein schönes Gegenbeispiel, weil sie kürzlich einen Spot produziert haben, der sich gerade darüber lustig macht und mit dem „BookBook“ den klassischen Printkatalog wieder lobt. Und der Ikea-Katalog ist mit rund 211 Millionen Stück das auflagenstärkste Printprodukt und in dieser Hinsicht auch sicherlich sehr wichtig für Ikea. Es gibt aber auch ein ganz anderes Beispiel: Bei Google Glasses hatten viele große Erwartungen. Das Produkt scheint jedoch vom Kunden nicht angenommen zu werden und auch teilweise nicht sinnvoll.

Derzeit scheitern viele dieser Projekte noch an den Kosten. Wie sehen Sie hier die Entwicklung?

Generell sehe ich das Kostenproblem hier nicht. Wenn ich ein professionelles klassisches Medienprodukt entwickle, habe ich auch große Kosten, so etwa für ein Fotoshooting. Und für Medienprodukte wird eigentlich zunehmend mehr Geld in die Hand genommen. Die Filme werden immer aufwendiger, sowohl in Hollywood als auch im Fernsehen. Spiele werden immer aufwendiger und teurer. Da sind gerade solche IT-Lösungen in der Regel recht günstig, weil man sie in kleinen Entwicklerteams herstellen kann, auch weil es vorgefertigte Bausteine gibt, die man dann in das neue Produkt implementieren kann.

Sie zeigen auch, wie man sich digital in einen Cover-Star eines Hochglanzmagazins verwandeln kann. Was macht diese Entwicklung mit uns und unseren Schönheitsidealen und unserer eigenen Darstellung in der Realität?

Wir haben diese Problematik immer schon gehabt. Ich kann da zahlreiche Beispiele benennen. Es gab einmal den Fall, dass für den südeuropäischen Markt blonde Haarfärbeprodukte produziert wurden, bei denen man extra südländische Models gecastet hat, um der Zielgruppe vermeintlich entgegenzukommen. Zur großen Überraschung ist daraufhin der Absatz gesunken, weil Südländer, wenn sie ein blondes Haarfärbemittel kaufen, den nordischen Typ auf der Packung bevorzugen. Weil sie eben glauben oder glauben wollen, dass sie dann auch so aussehen. Der Wunsch, etwas anderes zu sein, ist immer schon dagewesen. Das kommt durch Bilder vielleicht offensiver, aber ich glaube dass das auch durch die Schriftsprache geschieht: Eine Romanfigur kann vielleicht nachhaltiger beeinflussen, weil das Bild in meinem eigenen Kopf entsteht und dann vielleicht noch mehr meinen eigenen Erwartungen entspricht, als wenn ich das Bild von jemand anderem sehe. Diese Beispiele sind teilweise schon sehr alt. Deshalb glaube ich gar nicht, dass sich heute so viel verändert, weil die Technik immer besser wird und dadurch auch die handwerkliche Qualität steigt. Das sind wir gewohnt. Wir sehen heute im Fernsehen Bilder, die eine viermal so hohe Auflösung haben wie früher. Aber deshalb ändern sich nicht unsere Wünsche oder unsere Emotionen. Unser Auge hat mindestens die sechsfache Auflösung von HD-TV und damit ist dieses hochauflösende Fernsehen immer noch nicht an dem dran, was wir sehen können. Was in diesem Zusammenhang auch noch interessant ist: Wir machen heutzutage in einem Jahr mehr Fotos als in den 190 zurückliegenden Jahren der Fotografie zusammen. Und deshalb gibt es viel mehr spontane Fotos, die alles andere als perfekt sind und die auch allgegenwärtig sind. Und diese bestimmen unser Leben oder unsere Wahrnehmung viel mehr, als es jetzt ein Cover tut, das irgendwo als einzelnes ikonografisches Werk für teures Geld in einem Zeitschriftenstand steht. Und um noch einmal auf unser Projekt zurückzukommen: Uns geht es stärker um die didaktische Dimension des Prozesses. Was machen Medienleute? – Wie machen Medienleute so etwas? – Und: Was macht und lernt man im Studium Mediendesign? Ich glaube, dass die Menschen wissen, wie sie aussehen, gerade durch die flüchtige Dokumentation durch die Bilderflut der Selfies. Vielleicht bewirkt unsere Veranstaltung auch das genaue Gegenteil von dem, was Sie anfangs fragten: Sie demontiert diesen Mythos und man erkennt dadurch vielleicht selber, dass man gut aussehen kann, und läuft dann nicht mehr irgendwelchen Schönheitsidealen hinterher. Insofern gaukeln wir in unserem Projekt keine Schönheit vor, sondern entzaubern sie.

Wie weit darf Journalismus in der Medienmanipulation gehen? Das aktuelle Nachrichtenmedium gar nicht, das Magazin, wie etwa der „Stern“, schon?

Ich denke, da sind wir uns alle einig: Der Journalismus darf Bilder nicht manipulieren. Und dieser Verantwortung ist sich auch jeder Journalist bewusst. Das macht eigentlich auch keiner. Der Stern hatte ja – deutlich erkennbar – eine Collage gefertigt.

Als die Bildmanipulation begann, Photoshop feiert ja in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum, gab es eine Diskussion darüber, ob manipulierte Bilder gekennzeichnet werden müssen. Diese flammte kurz auf und erlosch vollständig. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Bilder zu kennzeichnen, dass sie manipuliert sind, davon halte ich gar nichts. Gerade das würde dann bei den anderen Bildern eine Authentizität vorspielen, die sie nicht besitzen, und gezielte Fälschung würden wir dann vielleicht nicht mehr hinterfragen. Außerdem sind die Grenzen fließend.. Früher habe ich ein anderes Filmmaterial benutzt oder das Licht gefärbt. Heute mache ich das nachträglich. Das Ergebnis ist aber das gleiche, nur das eine soll ein manipuliertes Bild sein und das andere nicht? Allein durch die Wahl der Brennweite – mit einer langen Brennweite sehen unsere Gesichter schöner aus, mit einer kurzen Brennweite bekomme ich mehr Hintergrund ins Bild und der Raum sieht größer aus. Wenn ich eine kleine Blende nehme, ist alles scharf, bei einer großen Blende nur ein Teil, auf dem dann scheinbar der Fokus liegt. Alles das manipuliert ein Bild. Aber wir benutzten hier eigentlich nicht den Begriff Manipulation, sondern vielmehr Gestaltung. Wir gestalten ja das Bild, durch das Licht, durch die Inszenierung. Mit Photoshop geht diese Gestaltung dann eben weiter. Und keiner würde mit Photoshop unnatürliche oder unwirkliche Bilder produzieren, ,wenn es gut oder authentisch aussehen soll. Wir stauchen ja noch nicht einmal Personen, um sie schmaler oder höher erscheinen zu lassen, weil das schon unnatürlich aussieht. Und das würden Journalisten auch nicht mit der Schrift machen, weil es ebenfalls unnatürlich aussieht und unfunktional ist.

Als Professor an der Rheinischen Fachhochschule bilden Sie junge Menschen im Fachbereich Medien aus. Wo sehen Sie die Zukunftschancen und Felder für die nächste Generation der Mediengestalter? Mehr auf der technischen Ebene?

Zunächst einmal ist der Markt relativ groß. Die Produktion wandert vielleicht nach Asien ab, aber das Design entsteht weiterhin hier. Und mittlerweile ist es ja so, dass wir in der Medienbranche in Deutschland genauso viele Arbeitsplätze haben wie im Ingenieurbereich. Und der Bereich wächst weiter, weil immer mehr Medien entstehen, die gestaltet werden wollen und weil mediale Kommunikation immer stärker genutzt wird. Im Printbereich hat sich eigentlich auf der technischen Ebene nicht viel getan. Wir arbeiten, wie Sie sagten, seit 25 Jahren mit Photoshop und ich sehe da mittelfristig keinen Wandel. Auf der gestalterischen Ebene schon: Moden und Trends ändern sich stetig. Neue gestalterische Ansätze und Lösungen zu finden ist eine Frage von Kreativität und nicht von Technik. Die Technik verschwindet immer mehr, sie „versmartet“ sich in der Cloud. Früher musste ich wissen, wie ich eine Festplatte formatiere, wie viele Sektoren und Zylinder diese hat. Heute weiß ich gar nicht mehr, ob überhaupt eine Festplatte vorhanden ist. Die Technik wird immer unsichtbarer, aber gleichzeitig immer ubiquitärer. Sie ist einfach da, sie funktioniert einfach. Und das bietet dem Designer besonderes Potenzial, weil es darum geht, die Inhalte zu gestalten. Aber auch Interaktionskonzepte, z. B. Benutzeroberflächen, bei denen es immer neue Eingabegeräte gibt. Auch Augmented Reality-Interfaces müssen gestaltet werden, in dem Raum, in dem sie bedient werden. Das sind alles ganz neue Herausforderungen für den Designer, denen man sich stellen muss und denen wir uns mit unserer Ausbildung auch stellen. Vor etwa 10 Jahren war es so, dass etwa Flash unglaublich nachgefragt war, das wollte jeder machen. Daraufhin haben wir extra ein Fach eingeführt. Heute will das keiner mehr. Und so kommen und gehen auch immer wieder Dinge. So wie etwa der Bereich App-Entwicklung, der komplett neu entstanden ist. Das sind große Herausforderungen, weil diese Medien noch nicht ihre Form gefunden haben. Deshalb erleben diese Medien eine radikale Änderung, z. B. bei den Interfaces. Bei Apple wurde das Design immer skeuomorphischer und stofflicher. Es hat reale Strukturen, Licht und Schatten bekommen und reale Funktionen nachgeahmt. Das verschwindet jetzt plötzlich mit dem Flat-Design hin zu dem, was wir früher hatten, nämlich dass die Interfaces abstrakt und grau waren. Sie werden jetzt noch abstrakter und haben noch weniger Grautöne und Schattierungen. Und ich glaube, der Trend geht dahin, dass das Interface als separate, grafisch gestaltete Interaktionsfläche, die ja auch den Content eher stört, völlig verschwindet. Wenn ich z. B. viele Webseiten sehe, erscheint mir das Interface als ein störendes Element, das irgendwo positioniert wurde, gesucht werden muss oder irgendwo darüber liegt. Hier liegen die großen Herausforderungen. Was auffällt, ist, dass sich klassische Medien wie das Fernsehen heutzutage immer stärker an digitalen Medien orientieren. Bei der Tagesschau etwa sieht das Logo wie eine App aus und das On-Air-Design von RTL und Pro Sieben orientiert sich stark am Windows-Kachel-Interface und bei der Typografie an Apple. Ich sehe darin weniger einen Trend als vielmehr die Suche nach neuen Gestaltungsformen. Das sehen wir sehr viel im Screendesign, aber auch im Printbereich: Designs werden medienübergreifend antizipiert. Auf der anderen Seite erleben wir, dass neue Medien sich zunächst unglaublich stark am Bekannten orientieren. So sahen Blogs zuerst wie IT-Formulare aus, orientierten sich dann mehr und mehr an der klassischen Tageszeitung und finden erst jetzt ihre eigene Gestalt. Das ist alles unheimlich spannend.

Nimmt einem die Technik heutzutage die Kreativität ab? Muss man heute als Design-Student andere Talente mitbringen?

Was man braucht, um etwas gestalten oder konzipieren zu können, ist nach wie vor das kreative Talent – und das muss man mitbringen. Das Programm ist ja nur ein Werkzeug. Ob ich jetzt einen realen Malerpinsel oder den in Photoshop nutze, diese Tools machen nichts von alleine. Der Umsetzungsprozess ist heutzutage deutlich schneller, man kann schneller technische Qualität produzieren, weshalb es mehr auf die Ideen ankommt. Das ist auch ein demokratischer Prozess, den wir erleben, dadurch, dass diese Tools heutzutage jedem zugänglich sind. Seitdem sich das Desktop Publishing in den 1980ern entwickelt hat, kann heute jeder etwas publizieren in Schrift und Bild, was in den 500 Jahren davor nur technischen Fachleuten mit proprietären Systemen vorbehalten war. Diese Demokratisierung haben wir in allen Medienbereichen und da überlappen sich die Disziplinen. Früher musste ich mich vielleicht entscheiden, ob ich eher Print will oder Film. Früher gab es da keine Berührungspunkte, heute gibt es diese. Heute sind die Übergänge von Film zu Foto, aber auch von Farbe zu Schrift fließend. So ist es zwischen interaktiven und zeitbasierten Medien letztendlich auch. Die Medien verschmelzen immer mehr. Es entstehen neue, interdisziplinäre Betätigungsfelder und die Studenten haben die Möglichkeit, zu sehen, was ihnen mehr liegt. Sie müssen sich nicht von vornherein auf eine Disziplin festlegen.

Professor Reichow, vielen Dank für das Interview.

Autor: Daniel Deininger | Foto: RFH
Foto: Seit 12 Jahren lehrt Prof. Frank Reichow an der Rheinischen Fachhochschule Köln im Fachbereich Medien.