„Prävention ist der beste Opferschutz“, sagte Innenminister Ralf Jäger. „Kein Kind wird als Krimineller geboren. Dahinter steht eine Entwicklung in die falsche Richtung.“ Es gelte die Signale frühzeitig zu erkennen und mit Hilfe individueller Maßnahmen gegenzusteuern. Köln ist eine von acht Modellregionen in NRW, in der die Initiative an den Start geht. Mit dem „Haus des Jugendrechts“ verfügt die Stadt bereits über eine Einrichtung, die sich intensiv um jugendliche Straftäter bemüht. Die Projektphase läuft in Köln schon seit dem 1. September 2011.


Netzwerk von Polizei und Jugendarbeit

Die Initiative stützt sich auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz und Jugendamt. Diese Kooperation, die nicht von jedem unkritisch gesehen wird, soll eine rasche und effektive Anwendung ganz individueller Maßnahmen ermöglichen. Vor zehn Jahren habe es noch Berührungsängste gegeben, die die Zusammenarbeit in dieser Form kaum ermöglicht hätten, erinnerte Oberbürgermeister Roters, der selbst einmal das Amt des Polizeipräsidenten bekleidete. Die Zustimmung zur Initiative verdeutlicht jedoch, wie sehr sich die Bemühungen zur Kooperation auszahlen. Die Teilnahme der betroffenen Familien erfolgt freiwillig. Die Sorge um die Entwicklung des Kindes sei dabei die treibende Kraft, die zu einer weitestgehenden Akzeptanz bei vielen Betroffenen geführt habe.

Im Augenblick nehmen 17 Familien teil, die von Diplom Sozialpädagoge Christof Kolb individuell betreut werden. Es gehe vor allem darum eine Vertrauensbasis zu den Kindern aufzubauen. Dies helfe die Gründe für das Verhalten zu erfahren, die problematischen Lebensumstände zu verstehen und entsprechend gegenzuwirken. Dabei komme es aber stets auf den einzelnen Fall an, so der Pädagoge. Rollenspiele oder ein „Coolness-Training“, die für den Umgang mit der eigenen Aggressivität für manche Kinder angewendet werden, müssen nicht zwangläufig für jeden Jugendlichen geeignet sein.

Prävention auf lange Sicht günstiger

Das Budget für die Initiative beträgt 4,5 Millionen Euro und soll im Laufe des kommenden Jahres auf 9 Millionen erhöht werden. Innenminister Jäger verwies auf die jährlichen Kosten von 36.000 Euro, die ein Platz im Jugendstrafvollzug jährlich verursacht. Dabei seien die anschließenden sozialen Folgekosten noch gar nicht berücksichtig. Auch die hohe Rückfallquote von 70 Prozent spreche für den verstärkten Einsatz von Präventionsmaßnahmen .„Wir sind davon überzeugt, ein Bruchteil des Geldes früh investiert, spart später viel Geld. Und schützt Menschen davor, Opfer zu werden.“  

[bb]