Köln | Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres appellierte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) an die Hotels und Gaststätten in Köln, Jugendliche qualifiziert und tarifgerecht auszubilden. Hierzu gehöre ein qualifizierter Ausbilder im Betrieb, der den Azubis gutes fachliches Know-how vermittle. Darüber hinaus sei es notwendig, die Arbeits- und Urlaubszeiten der Jugendlichen einzuhalten und ihnen die festgesetzte Vergütung zu zahlen.

„Unser Appell zum Start des neuen Lehrjahres hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Unter Berufsanfängern genießen die Ausbildungsqualität und die Ausbildungsbedingungen in der Gastro-Branche nämlich keinen guten Ruf.“, erklärte  Ernst Busch, Geschäftsführer der NGG Köln. Im NRW-Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes hätten die befragten Jugendlichen ihre Ausbildungen zum Hotelfachmann und zur Restaurantfachfrau mit am schlechtesten bewertet, . Busch fordert die Gastro-Betriebe in Köln auf, hier ein klares Gegensignal zu setzen. In puncto fairer und guter Ausbildung sollten sie mit gutem Beispiel vorangehen. Lehrlinge dürften nicht als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden.

„Für Chefs, die aus Kostengründen sogar soweit gehen, ‚Alibi-Azubis’ als Aushilfskräfte zu beschäftigen, kann es richtig teuer werden“, sagt Busch und verweist dabei auf ein aktuelles Urteil des Hammer Arbeitsgerichtes. Danach bekomme eine Jugendliche über 15.000 Euro Schadensersatz. Obwohl sie mit der Betreiberin einer Kaffeehaus-Kette einen Ausbildungsvertrag zur Systemgastronomin geschlossen hatte, habe keinerlei Ausbildung stattgefunden. Es habe weder einen Ausbilder gegeben, noch sei der Ausbildungsvertrag bei der IHK eingetragen worden. Das Gericht habe die Tätigkeit der Jugendlichen vor diesem Hintergrund nicht als Ausbildungsverhältnis, sondern als einen regulären Job auf der Basis einer Aushilfskraft gewertet, worauf der Betrieb nun einen deutlich höheren Stundenlohn nachzahlen müsse.

„Solche krassen Fälle sind natürlich die Ausnahmen. Allerdings haben wir immer wieder Fälle, in denen Arbeitszeiten nicht eingehalten werden und von Azubis zig Überstunden ohne Bezahlung geleistet werden müssen. Auch das geht nicht. Genauso wie dauerhaft stupide Arbeiten ohne Lerneffekt“, so Ernst Busch. Neben der Einhaltung der Arbeitszeiten hat für den NGG-Geschäftsführer die Vermittlung von Fachwissen oberste Priorität. Angesichts des Fachkräftemangels würden sich alle Chefs, die ihren Nachwuchs schlecht ausbildeten, ins eigene Fleisch schneiden.

Autor: dd