Das Pressefoto zeigt den Kölner Grünen Bundestagsabgeordneten Sven Lehmann.

Köln | In einem Beitrag in der Zeitung „Welt“ sagte der Kölner Bundestagsabgeordnete und Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann, dass die Zweigeschlechtlichkeit eine „quasi kreationistische“ Behauptung sei. Dem widerspricht die Medizin-Nobelpreisträgerin Prof. Christiane Nüsslein-Volhard in einem „Emma“-Beitrag und nennt die Aussage Lehmanns unwissenschaftlich. Der hätte wohl den Grundkurs Biologie verpasst.

In seinem Gastbeitrag in der „Welt“ schrieb Lehmann eine Antwort auf einen Artikel von fünf Autor:innen mit dem Titel „Sexualisierung und Umerzeihung“ von Kindern durch ARD und ZDF. Lehmann führte aus: „Die Autor*innen sprechen in ihrem Text von einer „bestätigte(n) wissenschaftlichen Erkenntnis der Zweigeschlechtlichkeit“. Spätestens hier kann man den Text eigentlich weglegen und als quasi-kreationistisches Erzeugnis ignorieren.“ Lehmann führt in seinem Gastbeitrag die Weltgesundheitsorganisation ins Feld. Diese habe die Transgeschlechtlichkeit aus der Liste der Erkrankungen gestrichen. Daraus folgert Lehmann: Transgeschlechtlichkeit ist ebenso wie Intergeschlechtlichkeit oder Nicht-Binarität eine Variante der geschlechtlichen Entwicklung. Und er verweist auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2017. Das Gericht stärkte die geschlechtliche Identität als schützenden Kernbereich der eigenen Persönlichkeit.

Nüsslein-Volhard: Ein Gesetz kann keine Geschlechtsumwandlung ermöglichen

Die Ampelkoalition plant ein Selbstbestimmungsgesetz. Dann soll es möglich sein im Personenregister sein Geschlecht ohne Gerichtsverfahren und Sachverständigengutachten zu wechseln. Auch hier kritisiert die Medizinnobelpreisträgerin und stellt klar, dass die Bundesregierung keine Geschlechtsumwandlung ermöglichen könne. Als Gesetzgeber sei es möglich den Bürger:innen zu ermöglichen zu behaupten, dass eine Frau behaupten könne jetzt ein Mann zu sein oder ein Mann eine Frau.

Die Medizin-Nobelpreisträgerin weist darauf hin, dass die biologischen Grundlagen absolut nicht zu ändern seien. Prof. Christiane Nüsslein-Volhard nennt die Möglichkeit mit 14 in Zukunft sein Geschlecht selbst zu bestimmen „Wahnsinn“. Dabei spricht die Wissenschaftlerin Menschen nicht ab, dass sie sich sozial und psychologisch im jeweils anderen Geschlecht finden. Zwar könnten Hormone eingenommen werden und damit äußerliche Merkmale verändert werden können. Die Wissenschaftlerin weist darauf hin, dass durch Hormongabe Mädchen keine Hoden wüchsen und sie Spermien produzieren könnten oder junge Männer Eier produzieren und Kinder gebären. Zudem warnt die Medizinerin davor, dass es gefährlich sei, Hormone zu nehmen.

Nüsslein-Volhard erhielt 1995 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Forschungen über die genetische Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung. Nüsslein-Volhard war von 2001 bis 2007 Mitglied im Nationalen Ethikrat.