NS-Zeit als Tabu
Die eigene Geschichte während der Zeit des ist vielen Jugendlichen mit osteuropäischem Hintergrund weitgehend unbekannt. „Viele waren bei Massakern in den besetzten Gebieten vor Ort. Die Erlebnisse haben eine ganz andere Qualität, als die hier in dieser Zeit. In den Familien wird kaum darüber gesprochen“, sagt Museumspädagogin Barbara Kirschbaum. 2006 lebten fast 56.000 Menschen in Köln, die als Aussiedler in die Domstadt gezogen waren. Das neue Arbeitsheft „Der andere Blick und seine Chancen“ des NS-Dokumentationszentrums für Schüler und Lehrer soll nun den Zugang zur eigenen Geschichte erleichtern.

Berufskollegslehrer berichtet über seien Erfahrungen
Auf 62 Seiten berichten Betroffene etwa, wie der Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht etwa in der ehemaligen Sowjetunion gestaltet wurde. Beispielsweise wurde Erich Kästners  „Kristallnacht“ über die Reichspogromnacht im Deutschunterricht gelesen. Mittlerweile sei man in Russland dazu übergegangen, „Das fliegende Klassenzimmer“ zu lesen. Erlebnisberichte dokumentieren aus den Tagen der Umsiedlung von Polen. „Aus ihnen kann man lesen, welche Kraft die nationalsozialistische Ideologie auf junge Menschen damals ausgeübt hat. So etwa kommt im Unterricht meist zu kurz“, sagt Kirschbaum.  Ein Bericht eines Berufskolleglehrers über seine Schwierigkeiten bei der Arbeit mit  Schülern mit osteuropäischem Hintergrund ergänzt den Band.

Rundgänge im NS-Dokumentationszentrum im Unterricht
Ein weiteres Kapitel widmet sich verschiedenen Rundgängen im NS-Dokumentationszentrum. So gibt es etwa eine Führung auf Russisch: „Es ist einfacher, in der Muttersprache über die Erlebnisse zu sprechen“, weiß Kirschbaum. „Für viele ist es schon etwas besonderes, mitten in einem Kölner Gebäude kyrillische Schrift auf einer Gedenktafel zu lesen“, erklärt Kirschbaum weiter. In Schulklassen sorgten die Rundgänge auch dazu mehr über die Mitschüler zu erfahren. „Mit dem Heft hoffen wir, dass nicht nur die Schüler etwas über ihre Geschichte lernen können, sondern auch Lehrer und Sozialpädagogen und somit die Blickweise auf ihre Schüler ändern“, sagt Herausgeberin Barbara Kirschbaum. Das Arbeitsheft ist ab sofort erhältlich im Buchhandel sowie im NS-Dokumentationszentrum.

Infobox
“Der andere Blick und seine Chancen“
Jugendliche mit osteuropäischem Migrationshintergrund und die Zeit des Nationalsozialismus
Herausgegeben von Babara Kirschbaum
Arbeitsheft 3 des NS-Dokumentationszentrums
62 Seiten

Preis : 3 Euro

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung