Köln | Behutsam schneidet Fabia Telkmann einen kleinen Pfeil aus Silber zurecht. Er ist Teil ihres Karnevals-Ordens, der im Rahmen des alljährlichen Wettbewerbs zum  Kölner „Fest in Gold“ in mühevoller Kleinarbeit entsteht.

Dabei ist der Pfeil, den die dreizehnjährige Schülerin der Kölner Ursulinenschule mit einem Werkzeug, dass an eine Laubsäge im Werkunterricht erinnert, gerade einmal  halb so groß wie ihr eigener Daumennagel. Für die Herstellung des Ordens, der das Motto der kommenden Karnevals-Session „Mer spingkse, wat kütt“, thematisch aufgreifen soll, wird Fabia rund 100 Arbeitsstunden aufbringen. In die Planung des Ordens und die Ausarbeitung der einzelnen Komponenten des Ordens hat sie bereits gut 25 Stunden investiert.

Die Achtklässlerin, die gerade ein Praktikum in der väterlichen Goldschmiede-Werkstatt in Köln-Lindenthal absolviert, arbeitet mit ihrem Orden an einer Apparatur, mit der sich die Zukunft ihres Lieblingsvereins vorhersagen lassen soll. Auf die Idee dazu kam sie, als im Geschichtsunterricht das Orakel von Delphi besprochen wurde, das die Menschen in der Antike aufsuchten, um in die Zukunft zu „spingksen“.

Neben Silber verwendet Fabia auch Teile aus Messing und Kupfer, die später teils miteinander verlötet, teils zusammengesteckt werden, um sie am Ende – mit einem Band am oberen Ende versehen  – als fertigen Orden um den Hals tragen zu können . Dabei wird der Orden sowohl aus festen als auch aus beweglichen Teilen bestehen, damit dadurch Vorhersagen zum Schicksal von Fabias liebstem Verein  für die kommenden Jahre gemacht werden können.

Am 30. November ist Abgabetermin für die Orden. Anfang nächsten Jahres werden diese dann einer Jury vorgelegt und in der Kreissparkasse Köln am Neumarkt ausgestellt. Die besten drei Exemplare werden schließlich beim „Fest in Gold“ in der Handwerkskammer an Kölner Persönlichkeiten überreicht und sind aufgrund ihrer Exklusivität  heiß begehrt.  Zwar findet Fabia es ein wenig schade, dass sie den Orden – kaum fertiggestellt – aus den Händen geben muss, jedoch freut sie sich auch, dass sie damit auch andere erfreuen kann, die ihre Arbeit zu schätzen wissen.

Für die Arbeit am Orden sind die Teilnehmer in der Regel von anderen Aufgaben freigestellt. Auch das benötigte Material stellen die Betriebe zur Verfügung. „Im Prinzip ist der Wettbewerb eine Art Fördermaßnahme für den Nachwuchs, der dadurch auch einmal die Gelegenheit bekommt, eigene Ideen entwickeln und umsetzten zu können, was während der Ausbildung eher selten der Fall ist.“, erklärt Ingo Telkmann, Red Dot-prämierter Schmuckdesigner und Inhaber der Schmuckmanufaktur Sotos.

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Infobox zur Entstehung des Wettbewerbs

Das „Fest in Gold“ wurde erstmals 1949 gefeiert. Gold- und Silberschmiedegesellen organisierten eine Karnevalsfeier. Um in den kargen Nachkriegsjahren die auftretenden Künstler entlohnen zu können, fertigten sie Karnevalsorden an. Später behielt man die Tradition des Ordensverleihens im Rahmen des Fests in Gold bei, die Ordensherstellung gestaltete man zu einem Wettbewerb für den Nachwuchs um.  Jährlich nehmen an dem Wettbewerb zwischen 10 und 15 Azubis und Praktikanten aus Gold- und Silberschmieden im Kammerbezirk Köln teil.  

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Fabia Telkmann bei der Arbeit an ihrem Orden zum „Fest in Gold“.