Köln | Kölns Bürgerinnen und Bürger sind als Verkehrsexperten gefragt: Sie sollen mitentscheiden, wie die KVB-Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Rudolfplatz in eine U-Bahn verwandelt werden soll. Mit 60.000 Flyern und 3.000 Plakaten werben Stadt und KVB gemeinsam für diese Bürgerbeteiligung. Wie das genau geplant ist, stellten jetzt Stadt und KVB vor.

Für den KVB-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fenske ist diese Strecke das „Herzstück der KVB“ – 30 Prozent des Gesamtverkehrs werden auf ihr Abgewickelt, drei Linien – 1, 7 und 9 – teilen sich die Gleise. Schon jetzt fahren hier die Bahnen im 2-Minuten-Takt. Mehr sei nicht drin – trotz steigender Nachfrage.

Schon jetzt steht an den Kreuzungen zwischen Heumarkt und Neumarkt auch der Autoverkehr, wenn es an den beiden Haltestellen zu Stauungen der Bahnen kommt. Längere Straßenbahnzüge könnten eine Lösung sein, so Fenske. 90 statt 60 Meter lang, böten sie 540 statt 360 Sitz- und Stehplätze. Dafür müssten aber die Bahnsteige verlängert werden. Hinzu kommt, so klagt der KVB-Chef, ein grundsätzliches Problem: auf dem KVB-Netz fahren sowohl dass Niederflur- wie Hochflurwagen.

Das zweite Problem: Kölns Straßenbahnen fahren sowohl unter wie oberirdisch (nicht überirdisch!). Ein separates U-Bahn-Netz gibt es nicht. „Für eine Millionenstadt ein Unding“, findet Kölns Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Trotzdem soll eine Untertunnelung jetzt die Lösung bringen.

Verwaltung verwirft „Kurztunnel“ zwischen Heumarkt und Neumarkt

Diese Varianten für die Untertunnelung stehen zur Diskussion. Grafik: Stadt Köln

Angedacht war zunächst lediglich eine „U-Bahn“ zwischen Heumarkt und Rudolfplatz. „Das bringt nichts“, konstatiert Blome, diesen Plan werde die Verwaltung nicht mehr der Politik vorlegen. Stattdessen gibt es die Variante eines Tunnels zwischen Heumarkt und Rudolfplatz, für die Linie 9 bis zum Zülpicher Platz. Hierfür gäbe es Stadt Zuschüsse von 90 Prozent. Würde der Tunnel bis zur Kreuzung Aachener Straße/Universitätsstraße oder gar bis zum Melatenfriedhof verlängert, müsste die Stadt – so der gesetzliche Stand jetzt – die Mehrkosten selber aufbringen.

Wie viel die Untertunnelung kostet, lässt sich nicht sagen. „Ganz grobe Schätzungen“ liegen – je nach Streckenlänge – zwischen 300 Millionen für die abgesagte Kurzstrecke und 1,5 Milliarden Euro. „Nur für die Baukosten“, betont Blome, nicht für die Planung oder notwendige Begleitmaßnahmen. Immerhin könnten dann endlich die betroffenen Plätze nutzerfreundlich umgestaltet werden, verspricht die Dezernatschefin. Zeitlich geht sie davon aus, dass nach EU-weiter Ausschreibung frühestens 2020 mit der Planung, mit dem Bau dann 2027 begonnen werden kann. Am Dienstagnachmittag war die Vision „unterirdische Straßenbahn“ dann Thema im Verkehrsausschuss.

Diese Termine sieht die Bürgerbeteiligung vor

Und so soll die Bürgerbeteiligung aussehen: Zum Auftakt wird am Samstag, 17. März (11-15 Uhr) zu einem Dialog-Forum in die eingeladen. Dem schließen sich Veranstaltungen für Wünsche und Kritik spezieller Zielgruppen an. Für Anwohner und Anrainer der Ost-West-Achse ist sie am 13. April (15-21 Uhr, Auswertung am 21. April, 11-17 Uhr), Nutzern des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) werden am 20. April eingeladen (15-21 Uhr, Auswertung am 5. Mai, 11-17 Uhr), der „motorisierte Individualverkehr“ ist am 12. April an der Reihe (15-21 Uhr, Auswertung am 4. Mai, 15-21 Uhr) diskutiert werden.

Anschließend wird die Verwaltung die Anregungen prüfen, bewerten – auch hinsichtlich des Speer-Masterplans – und zusammenfassen. Diese Ergebnisse werden in der „Auswertungskonferenz“ am 30. Juni vorgestellt (Historisches Rathaus, 11-15 Uhr). Anmeldungen zu allen Veranstaltungen sind erwünscht.

Mehr Informationen: www.stadt-koeln.de/ost-west-achse, E-Mail: 66-buergerbeteiligungstadt-koeln.de, Tel. 0221 / 221-278 03.

Autor: ehu
Foto: Wird’s auf dem Rudolfplatz künftig noch eine überirdische Straßenbahnhaltestelle geben? Oder geht’s ab in den Untergrund. Die Bürger sollen mitentscheiden.