Köln | Was wird aus dem „Otto-Langen-Quartier“? Es gibt Ratsentscheide, Verkäufe an Investoren und den Auszug von „raum13“. Nutzt die Stadt Köln, also der Rat, sein besonderes Vorkaufsrecht oder verstreichen Fristen?

Der Initiativkreis Otto+Langen Quartier sieht für die kommende Ratssitzung am 24. Juni einen dringlichen Handlungsbedarf und stellt die Frage, ob die Verwaltung der Stadt Köln dem Rat für seine Sitzung am Donnerstag einen Beschlussvorschlag zur Ausübung des besonderen Vorkaufsrechts für die ehemalige KHD-Verwaltung an der Deutz-Mülheimer-Straße vorlegt. Sollte sie dies nicht tun befürchtet der Initiativkreis, dass die Zweimonatsfrist für die Wahrnehmung des Vorkaufsrechts einfach verstreicht. Denn das Gelände wurde im Mai bereits verkauft und der Verkauf notariell beglaubigt. Die städtische Verwaltung soll, so Informationen, die dem Initiativkreis vorliegen sollen, den Rat erst am 19. Juli über den Hauptausschuss einbinden.

Der Initiativkreis kommt in seiner rechtlichen Bewertung zu dem Schluss, dass auch der Erwerb des landeseigenen Grundstücks von der NRW.Urban rechtlich möglich sei, wenn der Rat den politischen Willen zeigen und die Verwaltung eindeutig beauftragen würde. Dabei müsste die Stadt Köln eine Planung vorsehen, die sich am Gemeinwohl orientiert und der Rat dies als politisches Gremium beauftragen.

So schlägt der Initiativkreis unter anderm vor, dass der Rat die Verwaltung der Stadt mit folgendem Vorgehen beauftragt: „mit der Änderung des geltenden städtebaulichen Vorgabenbeschlusses vom 01.02.2018 zu einem gemeinwohlorientierten städtebaulichen Planungs- und
Nutzungskonzept mit folgenden Schwerpunkten: Bis zu 500 Wohnungen, davon mindestens 70% öffentlich gefördert, weiteren sozialen Projekten wie z.B. Housing First, einem relevanten Anteil nicht kommerzieller vielfältiger Nutzungen, darunter Kita, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Ateliers, und gewerbliche Nutzungen, wie z.B. Gastronomie, Veranstaltungslocations, Einzelhandel für das Quartier, Handwerkerhöfe, Manufakturen, Kreativwirtschaft, kleinem und mittelständischem Gewerbe, in einem weitgehend autofreien Quartier mit vernetzten Grün- und Freiflächen sowie Nutzung der denkmalgeschützten und erhaltenswerten baulichen Substanz des historischen Industrieareals.“

Um die Zukunft des „Otto-Langen-Quartier“ wird lange schon gerungen. Es dürften die entscheidenden Momente sein, wie sich das Gesamtareal an der Deutz-Mülheimer Straße entwickelt, nachdem schon viel historische Substanz herausgebrochen wurde. Die Frage ist: Was bleibt von der ehemaligen Industriestadt Köln übrig, wenn nur noch Solitäre, Fassadenbruchstücke an die Industralisierung 1.0 als schicke Deko-Elemente eines vordergründigen Modernismus erinnern? Stadtweit wird dieser Teil der Stadtgeschichte seit mehreren Jahrzehnten geschliffen.

Autor: red