“ Gute Kunst altert nicht.“
Karsten Greve

Das Interview führte Christoph Mohr

Report-k.de: Ihre erste Galerie in Köln eröffneten Sie 1973 mit einer Einzelausstellung des französischen Künstlers Yves Klein. Deutete sich da bereits eine Affinität zu Frankreich an?
Karsten Greve: Nein, es ging um europäische, internationale Kunst gleichbedeutend wie die amerikanische Kunst.

15 Jahre nach der Eröffnung in Köln, haben Sie in Paris eine zweite Galerie eröffnet. Was hat Sie, in einem Moment, in dem so mancher Kölner Galerist sich entschied, nach Berlin zu gehen, bewogen, ausgerechnet in Paris, wo man ja nicht gerade auf einen deutschen Kunsthändler gewartet hat, eine Galerie zu eröffnen?
Karsten Greve: Wir haben 1987 angefangen, die Räume in Paris umzubauen, nachdem wir uns gegen eine Dependence in New York entschieden haben. Das Thema Berlin existierte damals gar nicht.

In der Zwischenzeit hat sich das Epizentrum des internationalen Kunstmarktes deutlich von Paris nach London verlagert. Wäre es nicht logisch gewesen, auch eine Galerie in London zu eröffnen?
Karsten Greve: Ich bin nicht Ihrer Meinung. Der Londoner Kunstmarkt ist ein Ableger des Londoner Finanzmarktes. Falls der Finanzmarkt London deutlich zurückgeht, wird auch die Präsenz der Londoner Galerien deutlich einbrechen. Paris ist das kulturelle Herz Europas.

Sie zeigen nicht einfach zeitversetzt diegleichen Ausstellungen in Köln und Paris, Mailand und St. Moritz. Was zeigen Sie in Köln, was in Paris?
Karsten Greve: Die Schwerpunkte liegen in Paris anders als in Köln. Die Künstler sind die gleichen. Allerdings ist Soulages in Paris wichtiger  als in Köln und Beuys ist wichtiger in Köln als in Paris.

Wie unterscheiden sich das Publikum in Köln und Paris, die Besucher, die Käufer und die Sammler ?
Karsten Greve: Paris hat ein internationales Publikum und ist vielleicht die einzig wahre Weltstadt in Europa. Köln hat leider heute ein nationales und regionales Publikum.

Was würden Sie als Ihren größten Erfolg in den 20 Jahren in Paris ansehen?
Karsten Greve: Unsere Ausstellungen sind auch nach Jahren bekannt. Aufbau einer jüngeren französischen Sammlerschicht. Die Pariser Galerie hat mindestens 20.000 Besucher im Jahr.

Umgekehrt: Gibt es Künstler, mit denen Paris, das Publikum und die Käufer, überhaupt nichts anfangen konnten?
Karsten Greve: Ja, mit nicht französischen Künstlern gibt es zum Teil Anfangsschwierigkeiten.

Zwischenzeitlich haben Sie die Leitung der Pariser Galerie an Ihre Tochter Judith abgegeben. Wir darf man sich das konkret vorstellen?  Heißt das, Sie mischen sich da überhaupt nicht mehr ein?
Karsten Greve: Meine Tochter macht ein eigenes Ausstellungsprogramm und ist für das Tagesgeschäft zuständig. Ich mache lediglich zwei Ausstellungen pro Jahr.

Sie sind jetzt mit 63 Jahren vielleicht in einem Alter, wo man auch schon einmal über die Nachfolge nachdenkt?
Karsten Greve: Gute Kunst altert nicht.

Sie haben kürzlich angekündigt, auch auf der nächsten Art Cologne wieder vertreten zu sein, nachdem Sie die Messe in den vergangenen Jahren „boykottiert“ hatten.
Wie kam es zum Meinungsumschwung?
Karsten Greve: Wir haben mehrere Jahre nicht mehr an der Art Cologne teilgenommen. Ich halte den vormaligen Herbsttermin immer noch für besser. Auf der anderen Seite haben wir seit 40 Jahren eine Galerie in Köln.
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In Köln
Galerie Karsten Greve, Drususgasse 1-5, 50667 Köln
Di-Fr 10h-18h30; Sa 10h-18h
Kontakt: galerie.greve@t-online.de
Ab 19.02.2010: Yiorgos Kordakis (Vernissage 19.02.2010; 18h-20h)

In Paris
Galerie Karsten Greve
5,  rue Debelleyme
F-75003 Paris, France
Tel : +33-(0)1-42 77 19 37
Noch bis 25.02.2010: Claire Morgan: „Life.Blood“.


Mehr Infos: www.galerie-karsten-greve.com

Das Gespräch führte Christoph Mohr / Foto: PR