Köln | Am heutigen Dienstag hat sich die Polizei mit viel Material auf dem Rudolfplatz aufgebaut. Es geht um Prävention für Radfahrer und Fußgänger sowie um Aufklärung, ob toter Winkel, das richtige Sicherheitsschloss oder das große Thema Ablenkung, Das Interesse könnte größer sein.

Seit dem heutigen Dienstag 10 Uhr befindet sich der Rudolfplatz fest in Polizeihand. Ein großer Polizei-Lkw mit einem neongelben Dreieckstuch, das den toten Winkel markieren soll, mehrere Fahrzeuge mit Infoständen und Material sowie einige Einsatzfahrzeuge sind vor Ort, um über die Gefahren für Radfahrer und Fußgänger sowie deren Prävention aufzuklären.

Sensibilisierung statt Schuldzuweisung

„Wir haben in diesem Jahr schon acht tote Radfahrer, davon drei, die im toten Winkel unter die Räder schwerer Fahrzeuge gerieten. Das sind acht zu viel“, betonte Ernst Klein, Leiter der Verkehrsinspektion I der Kölner Polizei. So sind Lkw ab 7,5 Tonnen weiterhin extrem gefährdet, haben sie doch gleich zwei gefährliche Bereiche. Neben dem toten Winkel, der als Tuch auf den Boden gespannt ist, ist auch der Bereich unmittelbar vor einem Lkw für den Fahrer nicht einsehbar. So geschehen bei einem tödlichen Verkehrsunfall mit einer Seniorin, wie sich Dieter Pelka, Verkehrssicherheitsberater aus dem Bereich Verkehrsunfallprävention, erinnerte.

Auch vor dem Lkw ist ein gefährlicher toter Winkel, hier in grün markiert.

Eine Lösung sind die Segnungen moderner Technik. So werden nach einem Vorfall mit einem Lkw der AWB in Köln-Widdersdorf diese Fahrzeuge nun mit Sensoren ausgestattet, die Radler und Fußgänger anzeigen, die für den Fahrer nicht sichtbar sind, nach meinung der Experten eine „wirkungsvolle Maßnahme“. Aber bis alle Fahrzeuge so ausgerüstet sind, wird es wohl noch etwas dauern. Und so sollten auch die betroffenen Radler und Fußgänger trotz des technischen Fortschritts Umsicht walten lassen und sich im Straßenverkehr vorsichtig bewegen. „Das ist keine Schuldzuweisung, uns geht es um Sensibilisierung auf beiden Seiten“, betonte Klein.

30 Prozent der Unfälle gehen auf Ablenkung zurück

Ein weiterer Baustein des heutigen Sicherheitsparcours der Stadt ist das Thema Ablenkung. Vor allem das Smartphone und seine Segnungen, ob als Musikspender, Kommunikationskanal oder Filmarchiv, sind hier zu nennen. Dabei hat die Polizei einen kleinen Parcours aufgebaut, um das so genannte „Dunkelfeld“ zu verdeutlichen. Damit gemeint ist der nicht im Fokus befindliche Bereich, wenn man den Blick auf andere Sachen als den Straßenverkehr lenkt. Der ist zwar beim Pkw deutlich größer als bei Radfahrern. Aber auch hier wird der Griff zum Handy empfindlich bestraft. Wer als Autofahrer mit Handy in der Hand oder am Ohr erwischt wird, muss 100 Euro zahlen und erhält einen Punkt in Flensburg. Für Fahranfänger in der Probezeit kann es richtig teuer werden, sie müssen sogar zu einer kostenpflichtigen Nachschulung. Radfahrer kommen mit einem Verwarngeld und ohne Punkte davon. Das ist mit 55 Euro ebenfalls recht empfindlich. „Wir schätzen, dass 30 Prozent aller Unfälle auf Ablenkungen der Fahrerinnen und Fahrer zurückzuführen sind“, schätzt Pelka.

Nach einem Urteil des OLG Köln vor Jahresfrist habe man schließlich auch den § 23, 1a der StVO neu gefasst. Demnach gilt der Verstoß schon dann, wenn man das Smartphone nur in die Hand nimmt, führte Klein aus. In Kraft getreten ist diese Neuregelung am 19. Oktober vergangenen Jahres, nachdem die Kölner Richter einer Klägerin Recht gaben. Sie wurde freigesprochen, nachdem sie argumentierte, dass sie das Smartphone lediglich in der Hand hielt, es aber nicht nutzte. Mit der Neufassung dieses Paragrafen gilt auch dieses Verhalten bereits als Verstoß.

Sicherheit für die eigenen zwei Räder

In einer weiteren Station geht es um das Thema der richtigen Sicherung des Fahrrads. Schlösser sollten in jedem Fall VdS-geprüft sein. Die Preise für solche Schlösser beginnen bei 25 Euro und gehen bis in den dreistelligen Bereich. „Das teuerste Fahrradschloss ist nicht automatisch das sicherste“, so der Tipp von André Tabert, Berater in der Abteilung Kriminalprävention/Opferschutz.

Traditionell liegt die Zahl der Fahrraddiebstähle in den Sommermonaten deutlich oberhalb der Zahl der gemeldeten Fälle in der kalten Jahreszeit. Die hochsommerliche Witterung der vergangenen Wochen dürfte die Zahl der Diebstahlsdelikte sogar noch weiter in die Höhe getrieben haben, genaue Zahlen aber lagen nicht vor. Hinzu kommt, dass viele Betroffene den Diebstahl ihres Drahtesel auch deshalb nicht melden, weil das Fahrrad nicht versichert und ihnen der Aufwand zu hoch ist. Das aber will die Polizei nicht gelten lassen. „Betroffene haben die Möglichkeit, den Diebstahl ihres Rades auch online zu melden“, versicherte Beraterin Ewa Bedkowski.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Der tote Winkel in gelb markiert. Immer wieder sterben Radfahrer, weil sie in diesem Bereich nicht sichtbar sind.