Dynamik, Kontrast, Geschichten und Ressource
Insgesamt wird es vier Portale zur Wahner Heide geben, die alle unter einem anderen Motto stehen. Denn die Gebietskörperschaften, die alle an der Wahner Heide liegen, haben sich gemeinsam mit Naturschutzverbänden, Unternehmen und Institutionen mittlerweile zu einem Forum zusammengefunden und wollen nun gemeinsam die Wahner Heide für Erholungssuchende der Region erschließen. Denn nachdem die belgischen Streitkräfte das Gelände geräumt hatten, war vor allem bei den Naturfreunden die Sorge groß, dass durch die nahe gelegenen Siedlungen der Druck von Erholungssuchenden auf das einmalige Naturschutzgebiet ungeordnet groß werde. So wurde zunächst ein Landschaftsplan erstellt, den die Gebietskörperschaften formulierten und dann von Regierungspräsident Lindlar alle Akteure an einen Tisch gebracht und das Forum gegründet. Dieses widmet sich der Thematik wie man die Erholung der Bevölkerung eines Ballungsraumes und den Naturraum in Einklang bringen kann. Immerhin wurde die Wahner Heide seit 1817 militärisch genutzt. Ein Planungsarchitekturbüro siedelte vier Eingangsportale an den den Rändern der Heide an. Das sind Gut Leidenhausen, Burg Wissem, der Turmhof und das Forsthaus Steinhaus. Alle diese Portale sind unterschiedlichen Themenfeldern zugeordnet. So steht Leidenhausen für den Begriff „Kontrast – Natur ist anders“, Burg Wissem für „Natur erzählt Geschichten“, der Turmhof für „Dynamik – Natur lebt“ und das Forsthaus Steinhaus für „Ressource – Natur nutzt“. In der Heide selbst sind dann wieder Punkte den Themenbereichen zugeordnet, wie etwa „Panzerpisten“, „Plainspotting“, „Geisterbusch“ oder „Stadt vs Natur“, um nur einige Beispiele zu nennen.

Vereine sind für die Angebote verantwortlich
Neben der strategischen Ebene des Forums wird der Prozess vor Ort, von den Vereinen die die Portale tragen, organisiert. Dabei sind die Vereine vor allem für die Bildungsarbeit, also Führungen und Workshops verantwortlich. In Köln gehören dem Portal Gut Leidenhausen an: Interkommunaler Arbeitskreis Wahner Heide, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln, der Freundeskreis Haus des Waldes, die Kölner Jägerschaft, der Naturschutzbund Deutschland Köln und Rhein-Sieg, der Bienenzuchtverein Porz, der Flughafen Köln Bonn und die Stadt Köln an. Dem Trägerverein Heideportal Gut Leidenhausen haben sich noch das Konsortium Kölner Beschäftigungsträger und der Internationale Bund angeschlossen. Dieser Trägerverein wählte heute einstimmig den Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters zu seinem Vorsitzenden.

Ausbau der Tenne zur Multifunktionsausstellung und Veranstaltungsraum
Die Regionale 2010 macht es nun möglich eine alte Tenne, die die Jäger auch schon mal „Mistkuhle“ nannten, zu einem Ort für die ständige Ausstellung und Veranstaltungen umzubauen. Neben dem Umbau der Tenne mit einer Multimediaausstellung über die Wahner Heide, deren Konzept gerade erarbeitet wird, wird es auch ein Cafe geben mit Aussengastronomie. Die Kosten für den Umbau und die Gestaltung der Außenbereiche werden von der Regionale getragen und belaufen sich mit den Umbauten im Außenbereich auf rund 2,3 Millionen Euro. Zudem wird eine Wegeverbindung mit Allee zwischen dem Gut Leidenhausen und den Parkplätzen an der Wahner Heide Hirschgraben/Grengeler Mauspfad geschaffen. Die Kosten für die Ausstellung sollen bei rund 210.000 Euro für die Einrichtung der Schau liegen und derzeit gehen die Macher davon aus, dass die Nordrhein-Westfalen-Stiftung einen Teil dazu beitragen wird. Die laufenden Betriebskosten schätzt man auf rund 53.000 Euro im Jahr für die man noch Finanzierungsmodelle sucht. Das Cafe soll vom Konsortium Kölner Bildungsträger und dem Internationalen Bund betrieben werden. Um die laufenden Kosten zu finanzieren soll ein aktives Veranstaltungsmanagement betrieben werden. Im kommenden Jahr will man die Planungen konkretisieren und verfeinern, so dass 2011 mit dem Bau begonnen werden könne. Die Fertigstellung ist für 2012 geplant.

Roters fühlt sich inspiriert
Michael Jäger, Planungsdezernent des Rhein-Sieg-Kreises schwärmte, dass man nun zumindest zunächst auf der Informationsebene die beiden großen Gebiete Königsforst und Wahner Heide wieder zusammenbringt, die die Autobahn A3 geteilt hat. Jürgen Roters der Kölner Oberbürgermeister nannte das Projekt „inspirierend“, was ihn dazu bewogen habe den Vorsitz über den Trägerverein zu übernehmen. Diesen Vorsitz übernehme er aus innerer Überzeugung gerade an dem Tag, an dem er seinen Posten als Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Eifel abgebe, erklärte der Kölner Oberbürgermeister auf Gut Leidenhausen.

Offene Fragen bei der Querung des Grengeler Mauspfades und der Anbindung an den ÖPNV
Jetzt gibt es erst einmal viel Arbeit, die Planungen müssen konkretisiert werden, aber auch der Verkehr muss geplant werden. Gerade der Überweg Hirschgraben und Grengeler Mauspfad dürfte schwierig werden. Dort werden hohe Geschwindigkeiten gefahren und es herrscht dort dichter Verkehr. Aber hier müssen die Besucher des Portals kreuzen, wenn sie in die Wahner Heide wollen. Ungeklärt dürfte auch sein, wie Menschen die nicht mit dem Auto anreisen wollen oder können, das neue Portal erreichen.

Infos zur Wahner Heide
Die Wahner Heide ist auf europäischer Ebene durch die Flora-Fauna-Habitat Richtlinie geschützt und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Immer noch warnen große Hinweistafeln davor die markierten Wege, wegen Altmunitionsrückständen, zu verlassen. Denn seit 1817 war und ist die Wahner Heide militärisch genutzt. Zuletzt durch die Streitkräfte der belgischen Armee, heute durch die Bundeswehr. Die sperrt immer wieder mal temporär Gelände und Kernbereiche sind dauerhaft unzugänglich. Allerdings so die Verfasser einer Schrift ergänze sich hier Naturschutz mit den Zielen der Bundeswehr . Die Wahner Heide ist aber nicht nur Naturschutzgebiet, sondern beherbergt auch den Kölner Flughafen, auf dessen Gelände selbst es wieder viele Biotope gibt. Über 7.000 gefährdete Tier- und Pflanzenarten befinden sich in der Wahner Heide. Das Gelände ist vor allem in Offenlandbereichen Moor, Heide und Sumpf. Die Wahner Heide liegt im Naturraum Bergische Heideterrasse, die den Übergang zwischen Rheinebene und dem Bergischen Land darstellt.

[ag]