Köln/Düsseldorf | Die Kölner Formation „Urban Homes“ erhielt den diesjährigen mit 10.000 Euro dotierten „Pop Up NRW-Preis“, der vom NRW-Kultursekretariat zum zweiten Mal für eine erfolgreiche Band aus NRW auf ihrem Weg zu nationaler und internationaler Präsenz vergeben wurde. Report-k standen die Gewinner für ein Interview zur Verfügung.

Report-k: Herzlichen Glückwunsch. Wie fühlt man sich nach dem Gewinn eines solchen Wettbewerbs?

Urban Homes: Es fühlt sich gut, aber immer noch unwirklich an. In der Tonhalle spielen zu können war toll. Die Nominierung durch Klaus Fiehe und die Tatsache, dass unsere Musik in dieser Form wertgeschätzt und gefördert wird, haben uns sehr gefreut. Das mit dem Gewinn verbundene Preisgeld könnte wohl so ziemlich jeder in der heutigen Zeit aktive Musiker gut gebrauchen, ist in unserer chronisch leeren Bandkasse aber besonders willkommen. Vielen Dank an Pop NRW und die Jury für die Anerkennung!

Gab es schon konkrete neue Anfragen/Angebote nach Bekanntwerden der Erstplatzierung?

Es gab bis dato ein paar Interview-Anfragen und sehr nette Emails von verschiedenen Menschen, die in der Tonhalle zum ersten Mal auf uns aufmerksam geworden sind.

Die Formation „Urban Homes“ existiert seit 2008. POP NRW beschreibt Sie folgendermaßen: „Die Band ist dem Kölner Elektro-Stil zwar verhaftet, geht aber mit zwei Gitarren, Baß, sparsamen Vocals und viel Elektronik einen hörbar eigenen Weg zwischen Krautrock und Dub.“ Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Die Beschreibung passt ganz gut, schließt aber gleichzeitig wiederum sehr viel aus, das ebenfalls einen Weg in unsere Musik findet oder gefunden hat. Jedoch muss man letzten Endes auch Schubladen öffnen, um RezipientInnen eine Einordnung zu erleichtern. Grundsätzlich möchten wir uns musikalisch nicht limitieren, was natürlich auch ein Grund ist für die sehr vielen verschiedenen Einflüsse, die bei Urban Homes zusammen kommen. Wir vier hören alle sehr viel und dabei teilweise höchst unterschiedliche Musik, wir entdecken ständig Neues oder neues Altes. Der Stil unserer Band ist dann eben das Resultat der Zusammenkunft vier unterschiedlicher musikalischer Biographien und hat uns selbst auch ein wenig überrascht. Einer bestimmten Kölner Tradition fühlen wir uns hierbei nicht verbunden, auch wenn wir die musikalische Entwicklung der Stadt natürlich kennen und zu schätzen wissen. Besonders schmunzeln mussten wir übrigens über die von Klaus Fiehe in der Laudatio geäußerte Bezeichnung „Neohippies“ und „so vier Typen“. Sehr schmeichelhaft.

Wie kam es zur Gründung von Urban Homes? Welche Philosophie steckt hinter Ihrer Musik?

Wir kennen uns zum Teil schon seit 13-14 Jahren, damals eben noch in dem Kontext, dass wir alle in anderen Bands spielten und gegenseitig Konzerte für einander organisierten, bzw. zusammen spielten. Vor der Gründung von Urban Homes hatte ein Teil der heutigen Bandmitglieder bereits in diversen Formationen über einen längeren Zeitraum zusammen musiziert, es gab mehrere Besetzungswechsel, 2011 dann eine erste Demo-Kassette sowie ein paar wenige Konzerte, alles noch sehr geprägt durch unsere Punk- bzw. Hardcore-Sozialisation. Richtig als Band „gefunden“ haben wir uns dann erst im vergangenen Jahr, das geprägt war von der intensiven Arbeit an unserem Debüt-Album „Centres“, welches im März diesen Jahres auf dem Label Altin Village & Mine erschienen ist und vermutlich eher als elektronisch und poporientiert einzuordnen wäre.

Es steckt keine ausgesprochene Philosophie hinter unserer Musik, wobei schon gesagt werden kann, dass sich das, was wir machen für alle gut anfühlen muss und wir uns nicht gegenüber neuen Einflüssen in unserer Musik verschließen. Ebenfalls ist es uns sehr wichtig, auf Live-Instrumente nicht zu verzichten. Wir verwenden auf der Bühne keine Computer, die Playbacks oder Backing-Tracks abspielen, sondern arbeiten mit (teilweise sehr altem) Hardware-Equipment, welches dann im Moment selber bedient wird. Alles passiert live und kann dementsprechend auch in die Hose gehen. Das mag dem einen oder anderen (insbesondere im Hinblick auf die zunehmend komplizierter werdende Transport- und Aufbaulogistik) übertrieben und anachronistisch erscheinen. Für uns fühlt es sich jedoch definitiv besser und natürlicher an und schließt wiederum den Kreis zu unserer Herkunft als (eher klassisch besetzte) Rockband.

Vielen Dank für das Interview.

Autor: Daniel Deininger | Foto: Urban Homes
Foto: Gewinner des diesjährigen „Pop Up NRW-Preises“: Die Kölner Band „Urban Homes“.