Der Rhein als Wasserstraße im Sommer 2022 mit Niedrigwasser bei Köln. | Foto: Bopp

Köln | RIWA-Rijn ist der Verband der niederländischen Rheinwasserwerke und der fordert deutlich und umissverständlich: Es muss mehr getan werden, um die Wasserqualität des Rheins zu verbessern. Zu viele Stoffe im Rhein überschreiten die Zielwerte des European River Memorandum (ERM).

Bei mehr als 60 Stoffen wurden die Zielwerte überschritten, so der Jahresbericht 2022 der Rheinwasserwerke, die Oberflächenwasser aus dem Rhein für die Trinkwasseraufbereitung nutzen. Es finden sich Industriechemikalien und Arzneimittelrückstände. Unter den Industriechemikalien finden sich 14 Stoffe und unter den Arzneimittelrückständen 25 Stoffe. Die RIWA-Rijn greift einen Stoff besonders heraus, der zur Herstellung von Autoreifen verwendet wird:  Hexa(methoxymethyl)-melamin (HMMM). Ein Anstieg von 80 Prozent pro Jahr seit 2018 sei nachweisbar. Bei den Arzneimittelrückständen finden sich vor allem große Mengen an Kontrastmittel und hier vor allem Röntgen und MRT-Kontrastmittel, sowie Schmerzmittel und blutdrucksenkende Mittel.

RIWA-Rijn prüft die Rheinwasserqualität auf drei Ziele: die Zielwerte des ERM, Artikel 7.3 der Wasserrahmenrichtlinie und das 30-prozentige Reduktionsziel der Rheinministerkonferenz. Für Aufbereiter von Trinkwasser bedeuten die Belastungen einen steigenden Aufbereitungsaufwand. Vor allem sieht RIWA-Rijn einen steigenden Bedarf nach Trinkwasser in den Niederlanden und damit wird die Wasserqualität des Rheins noch wichtiger für das Land. Das ERM legt die Zielwerte so fest, dass Trinkwasserversorger mit einfachen und natürlichen Reinigungsverfahren sauberes und gesundes Trinkwasser herstellen können. Durch die höheren Werte können die Wasserversorger nicht wie in der Wasserrichtlinie vorgesehen ihren Aufbereitungsaufwand reduzieren.

Die Forderungen

RIWA-Rijn bringt konkrete Forderungen auf den Tisch. Für eine Verringerung von industriellen Einleitungen müssen bei den Einleitungsgenehmigungen strengere Auflagen gelten. Die Kritik: Den Auswirkungen auf die Trinkwasserfunktion des flussabwärts gelegenen Flusses wird oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Das Kölner Trinkwasser setzt sich aus zwei Dritteln Grundwasser und zu einem Drittel aus Uferfiltrat zusammen. Dazu schreibt der Kölner Energieversorger Rheinenergie: „Das von der RheinEnergie gelieferte Trinkwasser ist frisch aus der Region. Die Kölner Bucht wird von einem stetigen Grundwasserstrom durchzogen, der von versickertem Niederschlag und Oberflächenwasser gespeist und auf natürliche Weise gefiltert wird. Die RheinEnergie fördert das Rohwasser in eigenen Brunnenanlagen, das dann in den insgesamt acht Wasserwerken aufbereitet und in die beiden voneinander getrennten links- und rechtsrheinischen Trinkwassernetze eingespeist wird.“ Die Menge des täglich genutzten Trinkwassers gibt die Rheinenergie mit 186.000 Kubikmetern an.

RIWA-Rijn stellt zudem eine wachsende Trinkwassernachfrage fest und sagt die Versorgungssicherheit stehe unter Druck. Gefährdet sei die Wasserversorgung durch Wetterextreme in Folge des Klimawandels, eine zunehmende Umweltverschmutzung und die wachsende Bevölkerung. Es werden neue Fördergebiete erkundet von denen viele im Rheineinzugsgebiet lägen. RIWA-Rijn Direktor Gerard Stroomberg: „Unser Jahresbericht ist eine Scorekarte für Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität des Rheins, und das Ergebnis stimmt nicht optimistisch. Und dass, obwohl der wachsende Trinkwasserbedarf in den Niederlanden die Wasserqualität des Rheins für die niederländische Trinkwasserversorgung noch wichtiger macht, als sie es schon immer war.“

In den Niederlanden sind 5 Millionen Menschen auf den Rhein als Trinkwasserquelle angewiesen. RIWA-Rijn setzt sich national und international für eine gute Qualität des Rheinwassers ein, damit daraus mit natürlichen, einfachen Aufbereitungsmethoden sauberes und gesundes Trinkwasser gewonnen werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelt, sammelt und verbreitet RIWA-Rijn Kenntnisse im Rheineinzugsgebiet und in Europa. RIWA-Rijn kooperiert mit 120 Trinkwasserunternehmen aus den sechs Rheinanliegerstaaten Deutschland, Frankreich, Schweiz, Liechtenstein, Österreich und den Niederlanden in der Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet (IAWR).

ag