Haare verrieten Agrippina
Ein Privatsammler hatte das Kölner Museum auf die Bronzefigur aufmerksam gemacht. Ihm war aufgefallen, dass die Figur nur auf den ersten Blick eine Darstellung der Glückgöttin Fortuna zu zeigen schien. Mehrere Experten untersuchten nun die kleine Figur und stellten fest: In der Figur ließ sich Agrippina selbst mit dem Füllhorn als Symbol des Glücks als Göttin darstellen. Dass es sich bei der Figur tatsächlich um ein Abbild Agrippinas handelt, verriet ihre Frisur. Jede römische Frau, so erklärte Werner Eck vom Institut für Altertumskunde an der Universität zu Köln machte ihre ganz spezielle Frisur zum Markenzeichen. Agrippina trug ihr Haar vorne in drei bis vier Reihen gelockt und hinten als Zopf gebunden. Zwei weitere Korkenzieherlocken hingen ihr seitlich am Kopf herunter. Genau diese Frisur trägt auch die kleine Bronzefigur, die darüber hinaus in ein kompliziertes Gewandt gekl3eidet ist, was ebenfalls für eine Darstellung der Fortuna unüblich sei.


Münze mit dem Abbild Agrippinas


Statuette für Werbezwecke
Welchen Zweck die Figur hatte, ist derzeit noch völlig unklar. Friederike Naumann-Steckner stellvertretende Direktorin des Römisch-Germanischen Museum vermutet, dass es sich um ein Werbegeschenk handeln könnte, dass Agrippina verdienten Bürgern überreichte. Die Figur könnte jedoch auch in einem so genannten Lararium, einem kleinen Hausheiligtum, gestanden haben. Ungewöhnlich ist die Figur in jedem Fall. "Mir ist sonst keine Figur bekannt, in der sich eine römische Frau als Göttin darstellen ließ", so Naumann-Steckner. Dass Agrippina sich gerne inszenierte, sei bereits überliefert. So wurde sie dank ihres Mannes, Kaiser Claudius, auch als erste Frau auf einer römischen Münze gezeigt. Und auch sie selbst ließ Münzen mit ihrem und Neros Abbild prägen, um sich selbst zu mehr Macht zu verhelfen. Letztlich scheiterte sie selbst zwar, jedoch wurde ihr Sohn Nero zum berühmt berüchtigten Kaiser Roms ernannt.

Zu sehen ist die Agrippina-Statuette nun in einer Sonderausstellung vom 17. August bis zum 31. Dezember 2011 im Römisch-Germanischen Museum. Dort wurde rund um die Figur eine Schau für die Kölner Namensgeberin konzipiert. Gezeigt werden neben Porträts von Agrippina und ihrer Familie auch Büsten, Münzen und weitere Figuren aus der römischen Zeit. Ergänzt werden die Objekte durch mehrere Texttafeln, die das Leben der Agrippina und ihre Bedeutung für Köln erläutern.


Das Poträt zeigt vermutlich Agrippinas Mann Claudius oder ihren Sohn, den Kaiser Nero


Agrippina: Glück für Köln?
Die Domstadt verdankt der römischen Kaiserin tatsächlich viel. Weil sie in Köln geboren wurde, ließ sie die Gemeinde von ihrem Mann zur römischen Kolonie ernennen. Keine andere Gemeinde der Region konnte diesen Status aufweisen. Als Kolonie mussten mindestens die römischen Bürger in Köln keine Grund- und Kopfsteuer an Rom entsenden. So hatten sie genügend Geld und konnten den wirtschaftlichen Aufschwung der Siedlung forcieren. Agrippina überzeugte ihren Claudius sogar davon, ihren Namen in den Namen der Stadt einfließen zu lassen – ungewöhnlich für die damalige Zeit. So wurde Köln vom dritten bis sechsten Jahrhundert kurz "Agrippina" genannt, danach setzte sich der Status der Gemeinde als Namen durch und der heutige Name Colonia (Köln) war geboren.

"Agrippina als Göttin des Glücks"
27. August bis 31. Dezember 2011
Römisch-Germanisches Museum
Roncalliplatz 4, 50667 Köln

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag  10 – 17 Uhr
jeden ersten Donnerstag im Monat 10 – 22 Uhr
Eintritt: 7 Euro


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