Moskau | aktualisiert | Russland will sein Erdgas ab sofort nur noch gegen Vorkasse in die Ukraine liefern. Das teilte der russische Gasriese Gazprom am Montag in Moskau mit. Die Verhandlungen im Gasstreit zwischen Moskau, Kiew und der EU waren bislang ohne Erfolg geblieben.

Nach dem Scheitern der Gespräche hatte Gazprom das russische Ultimatum erneuert und die Begleichung der Schulden für frühere Gaslieferungen Moskaus an die Ukraine in Höhe von 1,95 Milliarden US-Dollar gefordert. Das Ultimatum lief am Montagmorgen aus. Neben der Schuldenbegleichung ging es in den Gesprächen auch um den künftigen Gaspreis.

Zuletzt hatte die russische Seite 385 US-Dollar pro Tausend Kubikmeter Gas verlangt, was Kiew als zu hoch ablehnte. Die Ukraine bezieht die Hälfte ihres Gases vom Nachbarn Russland. Zudem werden 15 Prozent des in der Europäischen Union verbrauchten Gases aus Russland durch die Ukraine geleitet, weshalb ein russischer Lieferstopp nach Ansicht von Beobachtern auch Auswirkungen auf die EU haben könnte.

Nach russischem Lieferstopp: Gasversorgung laut DIW-Expertin sicher

Trotz des russischen Gas-Lieferstopps müssen sich die Deutschen nach Ansicht von Claudia Kemfert, Energie-Expertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), keine Sorgen machen. „Die Gasversorgung ist sicher“, sagte die DIW-Expertin der „Rheinischen Post“ (Dienstagausgabe). Kemfert erwartet vorerst auch keine steigenden Gaspreise.

„Derzeit ist die Nachfrage nach Gas aufgrund des milden Wetters gering, die Gasspeicher sind gut gefüllt. Zudem kann Gas aus anderen Quellen und Transportrouten nach Europa transportiert werden. Somit ist mit keinen großen Auswirkungen zu rechnen, auch nicht beim Gaspreis.“

Zur Absicherung im Winter fordert Kemfert jedoch eine nationale Gasreserve. „Derzeit haben wir ausreichend Reserven, in den Wintermonaten ist die Nachfrage jedoch höher. Eine nationale Gasreserve wäre sinnvoll, da wir uns genauso wie beim Öl zu 90 Tagen mit Gas selbst versorgen könnten. Das würde die Versorgungssicherheit erhöhen.“

Autor: dts