Das Foto zeigt den Schriftzug des Römisch-Germanischen Museums am 19. März 2022. | Foto: go

Köln | Das Römisch-Germanische Museum in Köln wird saniert. Im Jahr 2015 schätzte die Stadt die Kosten auf 41,7 Millionen Euro in einer wie die Verwaltung dies nennt: „Vorab-Kostenprognose“. Jetzt gibt die Stadt die erste Kostenschätzung für das Gesamtprojekt mit 91,2 Millionen Euro an. Damit steigen die Kosten um mehr als das Doppelte. Dabei gibt es weiter große Risiken.

Die Stadt begründet die mehr als Verdoppelung mit mehr Aufgaben und einer unter Denkmalschutz-Stellung des Gebäudes am Roncalliplatz im Jahr 2016. Das Gebäude steht nur zum Teil leer, auch wenn das Museum im Jahr 2018 umgezogen ist, da die Betriebserlaubnis erlosch. In dem Gebäude befinden sich noch viele Exponate, die jetzt in ein Interim umziehen müssen, damit sie durch die Sanierung nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Parallel mit der Sanierung des Museumsbaus soll nun auch die Decke zur Dombauhütte und eine Trafostation saniert werden.

Nicht umziehen werden das Dionysos-Mosaik, das Poblicius-Grabmal und der große Torbogen. Diese bleiben auch während der Bauphase im Museum und müssen dort geschützt werden. Die Stadt will die Objekte dauerhaft mit Videoüberwachung sichern.

Die Zeitschienen

Die Abdichtung an der Dombauhütte soll noch in diesem Sommer beginnen. Die Hauptbaumaßnahme der Sanierung des Museumsgebäudes ist für 2023 geplant. Die Fertigstellung wird sich um ein Jahr nach hinten verschieben. Hier plant die Stadt Köln jetzt mit dem Jahr 2026. Aktuell wird der Rat nun die Kosten für die Weiterplanung bis Ende der Leistungsphase 3 – der sogenannten Entwurfsplanung – genehmigen müssen. Dann soll mit Leistungsphase 4 begonnen werden, der den Bauantrag beinhaltet, der dann gestellt werden soll. Baubeginn ist übrigens in Leistungsphase 8. In den gestiegenen Kosten sei ein Risikoaufschlag von 25 Prozent enthalten. Dabei kennt die Stadt noch nicht den Zustand der Kernbausubstanz. Denn die abgehängten Decken und die Verkleidungen der Stützpfeiler werden jetzt erst entfernt, um dann zu prüfen, in welchem Zustand sich die Kernsubstanz dahinter befindet.

Die Kölner FDP zeigt sich entsetzt

Die Kölner Liberalen stellen fest: Ebenso spektakulär ist die Verzögerung des Projektes. 2017 hatte die Verwaltung eine Planung bei geschlossenem Haus von 46 Monaten und eine anschließende Bauzeit von 2 ½ Jahren angekündigt. Danach müsste also aktuell eigentlich schon gebaut werden. Stattdessen wird die Verwaltung nun eine Vorlage einbringen, die einen „erweiterten Planungsbeschluss“ beinhaltet. Weniger verlässlich, können Ankündigungen der Stadtverwaltung wohl nicht mehr werden!

Dazu erklärt der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion Lorenz Deutsch: „Es ist ein Trauerspiel, wie in Köln mit unseren Kulturbauten umgegangen wird, und die aktuelle Entwicklung am RGM ist ein neuer Tiefpunkt. Dass das Haus wegen erloschener Betriebserlaubnis schließen musste, war schon ein Armutszeugnis. Dass nun aber nach angekündigter vierjähriger Planungsphase keine Planung vorliegt, sondern weitere „Erkundungen“ angekündigt werden, ist bestürzend. Dieses Debakel weist auf eine grundlegende Überforderung der Stadtverwaltung hin. Wir werden das Thema Kulturbauten grundsätzlich neu denken müssen.“

Die baupolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Stefanie Ruffen ergänzt: „Es ist schlimm genug, dass man so ein wichtiges Gebäude mangels Betriebserlaubnis schließen muss, ohne die Sanierungsplanung fertig zu haben; dass aber 4,5 Jahre nach der Schließung noch immer keine Vorplanung abgeschlossen ist, ist einfach nicht mehr nachvollziehbar. Bei aktuellen Kostensteigerungen im Bauwesen zwischen 2-6% pro Quartal verbrennen wir hier sehenden Auges Geld, wenn wir länger für die Planung brauchen als andere für Planung und Bau. Der Einsatz eines von uns schon 2017 geforderten Totalunternehmers hätte uns wie im Schulbau vermutlich viel Zeit und damit Geld gespart.“