Köln | Die Kölner SPD will eine/n „Nachtbürgermeister/-in“ – eine Art Ombudsmann/frau – für den Dialog zwischen Klubbetreibern, Anwohnern, Nachtschwärmern, städtischer Verwaltung und Politik. Dafür wird die SPD einen entsprechenden Antrag in die kommende Ratssitzung einbringen und um Zustimmung der Oberbürgermeisterin und anderen Ratsfraktionen werben.

Martin Börschel, Fraktionsvorsitzender der Kölner SPD, stellte die besondere Situation in Köln heraus, einer der dicht besiedelten Innenstädte Europas mit einem besonderen urbanen Flair. Dies bedeute aber auch Konflikte zwischen Anwohnern, Nachtschwärmern, Verwaltung oder Klubbetreibern. Das Beispiel des Brüsseler Platzes zeigt dies seit Jahren überdeutlich. Die SPD denkt bereits über einen langen Zeitraum über eine Art „Moderator“ mit Akzeptanz in der Szene nach, hat etwa den Amsterdamer Nachtbürgermeister Mirik Milan zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch eingeladen und auch der Kölner SPD-Chef Jochen Ott hatte das Thema in seinem Oberbürgermeisterwahlkampf auf der Agenda.

Mirik Milan hat die Idee hinter dem „Nachtbürgermeister“ in einem Interview mit der Zeit so erläutert: „Es ist kein Job, sondern ein Ehrenamt, um das man sich bewirbt! Die Idee stammt von einem Rotterdamer Dichter, der jahrzehntelang die Nacht zum Tag gemacht hatte und so auch für die Regierung zu einer Autorität geworden war. 2003 haben auch die Amsterdamer Stadtväter beschlossen, dass sie jemanden brauchen, der ihnen erzählt, was in der Stadt los ist, wenn sie längst im Bett sind.“ Eine ähnliche Rolle und ein Ehrenamt stellt sich die Kölner SPD vor und weist darauf hin, dass Amsterdam schon lange kein Einzelfall mehr ist, auch in London oder Berlin gibt es ähnliche Institutionen, um nur zwei weitere Städte zu nennen. Die Kölner SPD trägt mit ihrem Antrag die Diskussion jetzt in die politischen Gremien.

Eva Bürgermeister, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion sieht die Rolle eines Nachtbürgermeisters als Vermittler und verbindlichen Ansprechpartner in der Szene der Probleme entschärfen, der aber auch die Sprache der Ämter kennt und als Übersetzer zwischen den Welten fungieren kann. Zudem könnte seine Expertise und Zugang zur Szene auch in Planungsprozessen als Interessenvertretung der Community eingebracht werden. Wichtig sei, dass der oder die Nachtbürgermeister/-in von der Politik und Verwaltung unabhängig sei und eine breite Akzeptanz in der Szene habe.

Rechtsanwalt Stephan Benn, Justiziar des Veranstaltervereins Klubkomm – dem rund 100 Veranstalter angehören, begrüßt die SPD-Initiative. Er machte deutlich, dass neben dem Kulturfaktor, auch ökonomische Gesichtspunkte eine Rolle spielten und Klubs und Veranstalter erfolgreiche Wirtschaftsbetriebe führten und vielen Menschen in der Stadt Jobs bieten. Diese haben auch eine positive Außenwirkung für die Stadt. Auch Köln-Tourismus habe erst kürzlich festgestellt, dass das Nachtleben für Köln eine große Rolle spiele, so Benn. In anderen Bereichen der Verwaltung seien diese Erkenntnisse noch nicht angekommen und dort herrsche oft eine falsche Vorstellung von den Clubbetreibern vor. Genau hier könne ein „Nachtbürgermeister“ vermitteln, sieht auch Benn, der feststellt, dass nach Jahren eines Ausgleichs durch Dialog etwa zwischen Anwohnern und Veranstaltern, jetzt wieder stärker juristische Auseinandersetzungen gesucht würden. Benn: „Die Spannungen nehmen wieder zu.“

Martin Börschel verdeutlichte, dass man von einem „Nachtbürgermeister/-in“ auch keine Zaubereien erwarten dürfe, gerade bei der Lösung lange gärender Konflikte, wie etwa des Brüsseler Platzes.

Autor: Andi Goral
Foto: Stellten die Idee für eine/n „Nachtbürgermeister/-in“ vor Marco Malavesi, Forum Veranstaltungskultur SPD, Martin Börschel, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kölner Rat, Eva Bürgermeister, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion und Stephan Benn, Justiziar des Klubkomm e. V.