Symbolbild Polizei

Köln | Es geht um die Raser- und Poserszene in Köln Poll auf der Alfred-Schütte-Allee. Wer einen Eindruck davon bekommen will, der muss sich nicht vom Sofa wegbewegen, sondern kann sich die nächtlichen Exzesse am Rhein und der Poller Wiese auf Social Media „reinziehen“. Eindrucksvoll werden dort die staatlichen Ordnungsbehörden in Videos vorgeführt. Etwa Einsätze der Polizei werden mit Songs von KRS-One – „Sound of da Police“ unterlegt. Der Kölner SPD platzt der Kragen.

Wer den Song von KRS-One nicht kennt, hier ein kleiner Textausschnitt:
„Woop-woop, that’s the sound of da police
Woop-woop, that’s the sound of da beast (yes indeed)

Stand clear, Don man’ll talk
You can’t stand where I stand, you can’t walk where I walk
Watch out, we run New York
Policeman come, we bust him out the park”

Der Text ist übrigens lesenswert.

Die Poller SPD ist von der Situation auf der Alfred-Schütte Allee alles andere als begeistert und mahnt an, dass die Lage dort seit 3 Jahren bekannt und in der öffentlichen Diskussion sei. Die SPD ist der Auffassung, dass weder Stadtverwaltung noch Ordnungsbehörden die Lage dort beruhigt hätten. Vor allem würden ordnungsrechtliche Maßnahmen nicht umgesetzt. Auch Bürger:innen berichten über haarsträubende Szenen, bis hin zu Gewaltdrohungen gegen Radfahrende.

Da die Situation bekannt ist wurde der Kölner Verkehrsdezernent Ascan Egerer von der Bezirksvertretung beauftragt eine Reihe von Maßnahmen einzuleiten, um die Lage zu entspannen. Die Straße sollte temporär gesperrt, ein Zebrastreifen eingeführt und die Missachtung der Verkehrsregeln strenger kontrolliert werden. Es gab eine Reihe von Vorschlägen und die Kontrollen sollten verstärkt werden.

Die SPD wirft der Stadtverwaltung vor zurückzurudern. So habe die Verwaltung der Porzer Bezirksbürgermeisterin mitgeteilt, dass eine temporäre Sperrung der Straße nicht möglich sei und für einen Fußgängerüberweg fehle die rechtliche Grundlage.

Enttäuschung bei der SPD

Der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksvertretung Simon Bujanowski in einem deutlichen schriftlichen Statement: „Mir fehlt jegliches Verständnis für diese Ausreden. Das grenzt an Staatsversagen. In den Fachgesprächen behaupten alle öffentlichen Stellen, dass ihnen mit ihren Mitteln nicht mehr tun können – Verkehrsdezernat, Polizei und Ordnungsamt gleichermaßen. Deshalb haben wir als SPD die Sperrung der Straße in die Bezirksvertretung eingebracht und dort fast einstimmig beschlossen. Mit der Sperrung wäre die Straße für die Raser und Poser sofort uninteressant.

Im Fachgespräch hatte uns das Verkehrsdezernat noch in Aussicht gestellt, die Sperrung umsetzen zu können. Und jetzt ziehen sie sich hinter Paragraphen zurück, statt endlich zu handeln. Ich bin über diese Ignoranz maßlos enttäuscht. Die Menschen verlieren das Vertrauen in unseren Staat, wenn Wochenende für Wochenende Lärm, Müll und Raserei die Szene an der Alfred-Schütte-Allee bestimmen und niemand etwas dagegen tut. Ganz offensichtlich hat die Stadtverwaltung den Ernst der Lage nicht erkannt. Ich erwarte, dass angesichts der kritischen Situation die städtischen Dienststellen endlich zusammenarbeiten, kreativ sind und vor allem handeln! Für alle Anlieger wie auch besonders für die Bewohner*innen des frisch bezogenen Flüchtlingswohnheims an der Schütte-Allee ist der allabendliche Lärm bis tief in die Nacht und die Raserei eine Zumutung. Die Kinder können nicht schlafen und trauen sich erst recht nicht auf die Straße. Unser Gemeinwesen versagt so vor der Rücksichtslosigkeit von einigen wenigen. Das dürfen die Stadt und die Polizei nicht hinnehmen.“

Auch SPD-Bezirksvertreterin Bettina Jureck hält die jetzt genannten Hinderungsgründe für die Umsetzung baulicher Schritte für vorgeschoben und fühlt sich genervt: „Die zeitweise Sperrung von Straßen erfolgt in dieser Stadt vor jedem FC-Spiel und richtigerweise auch vor Schulen. In Poll wird die Mendener Straße schon seit 25 Jahren als Schulweg für zwei Stunden am Morgen für Pkw gesperrt. Meine Frage: Handelte die Verwaltung hier vielleicht illegal, weil das Straßen- und Wegegesetz das nicht hergab? Oder was ist mit der Drehbrücke? Dort wurden vor deren dauerhaften Sperrung ebenfalls vor jedem Wochenende Absperrpfosten gesetzt. Auch ein temporärer Fußgängerüberweg sei nicht möglich, da er ‚regelkonform‘ nur mit ‚baulichen Maßnahmen und einer normgerechten Beleuchtung (sic) hergestellt‘ werden kann. Ja, dann stellt doch einfach eine Lampe auf! Vielleicht erfindet man mal eine Baustelle, dann scheint es ja zu funktionieren. Aber beweglich wie eine Eisenbahnschwelle scheitert sie vermutlich an so viel Kreativität. Wenn der Rheinboulevard betroffen wäre, stünde die Oberbürgermeisterin vermutlich schon vor Ort.“

ag