Köln | Die Stadt Köln wird dem 1. FC Köln einen Teil der Stadionpacht erlassen. Das finden nicht alle Bürger*innen in Köln richtig. Report-K fragte bei einigen Kölner Ratsfraktionen nach, ob sie für die Reduzierung der Pacht stimmen werden. CDU und SPD antworteten nicht.

Die Stadt Köln wird dem 1. FC Köln für die Saison 2019/20 und 2020/21 die Pacht für das Rheinenergiestadion reduzieren. Darauf hatten sich die Stadt Köln, die Kölner Sportstätten und der 1. FC Köln geeinigt. Der Grund für die Reduzierung sei die Corona-Pandemie und dass der Verein seine Spiele ohne Zuschauer austragen müsse. Die Pacht wird um 50 und die Betriebskostenpauschale um 15 Prozent reduziert. Die Pacht für das Stadion beträgt rund 7,9 Millionen und die Betriebskostenpauschale rund 1,5 Millionen Euro im Jahr. Der 1. FC Köln spricht von harten Verhandlungen. Jetzt muss die von Stadtkämmerin Diemert erzielte Lösung noch durch den Rat bestätigt werden.

Mehrere Kölner*innen finden diese Lösung ungerecht, so Maria F., die sich an die Ratsfraktionen wandte und unter anderem fragte: „Können Sie sich wichtigere Verwendungszwecke für 4,75 Millionen Euro vorstellen, als die Unterstützung eines Unternehmens 1. FC Köln, das über 100 Millionen Euro Umsatz generiert?“ Sie bewegt unter anderem, dass in Köln Schulen vergammeln oder aber Schwimmbäder geschlossen werden, aber Geld einem Unternehmen geschenkt werde, dass einen Geschäftsführer entlässt und hohe Abfindungen bezahlt. Andere fragen, ob die Stadt auch allen anderen ihrer Mieter*innen gleiche Angebote machte, wie dem 1. FC Köln, also Mieten und Pachten zu reduzieren? Der 1. FC Köln nahm zudem ein Darlehen mit einer Laufzeit von 6 Jahren in Höhe von 20 Millionen Euro bei der Sparkasse Köln Bonn auf, für dessen Absicherung unter anderem das Land Nordrhein-Westfalen gerade steht. Der Verein nannte Einnahmeausfälle von rund 65 Millionen Euro für die beiden Spielzeiten. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle in einer offiziellen Pressemitteilung des Vereins: „Neben der Landesbürgschaft bringen wir noch weitere, eigene Sicherheiten ein. Wir sind uns der zusätzlichen Verantwortung durch die Bürgschaft bewusst und werden das Darlehen selbstverständlich in voller Höhe zurückzahlen.“

Das sagen die Ratsfraktionen

Report-K fragte bei einigen Kölner Ratsfraktionen nach, wie sie zur Reduzierung der Pacht für den 1. FC Köln stehen und wie sie im Kölner Rat abstimmen werden. CDU und SPD antworteten nicht.

Güldane Tokyürek, Fraktionssprecherin der Linken im Kölner Rat: „Seit Beginn der Pandemie setzt sich die Linke dafür ein, dass die Stadt Köln auf Mieteinnahmen verzichtet, wenn die Nutzung durch Vereine, Institutionen und ähnliches nur noch eingeschränkt möglich ist. Wir haben auch Privatvermieter aufgefordert, lieber auf die langfristigen Mieterinnen zuzugehen, als auf die komplette Mietzahlung zu bestehen. Die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA ist ein mittelständisches Unternehmen, das durch die Einschränkungen der Seuche in finanzielle Schwierigkeiten gekommen ist. Hier ist Hilfe angesagt, auch wenn wir die eigenmächtige Mietreduktion durch den FC ablehnen. Gleichzeitig erwarten wir von Bund und Land, die Kommune wirtschaftlich bei den finanziellen Aufgaben zu entlasten, die insbesondere durch Bundes- und Landesverordnungen eintraten.“

Manfred Richter, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kölner Rat: „Das ist aus unserer Sicht ein sehr gutes Verhandlungsergebnis und deutlich mehr als das, was der FC ursprünglich als Pachtzahlung angeboten hat. Die Stadt Köln darf einen fairen finanziellen Beitrag des kommerziell arbeitenden FC Köln erwarten. Gleichzeitig muss der FC mit schweren finanziellen Einbußen durch die Corona-bedingten Einschränkungen im Spielbetrieb umgehen. In langen Verhandlungen, durch die ein teures Schiedsverfahren vermieden werden konnte, hat die Stadtverwaltung aus unserer Sicht eine gute Einigung erreicht. Die berücksichtigt sowohl die wirtschaftlichen Interessen der Kölner Sportstätten als auch des 1. FC Köln. Unter anderem konnte die Stadtkämmerin erreichen, dass der Verein die jährlichen Betriebskosten, anders als zunächst geplant, fast vollständig zahlen wird.“

Die Pressesprecherin der Volt-Fraktion Pia Waldhof schrieb: „Als Volt Fraktion wollen wir den 1. FC Köln genauso wie alle anderen von der Coronakrise hart getroffenen Bereiche in der Krisenbewältigung unterstützen. Der ohnehin wirtschaftlich angeschlagene Verein, wie auch die zusätzlichen Veranstaltungen im Rhein Energie Stadion liegen vielen Kölnerinnen und Kölnern am Herzen. Hier wurde eine Lösung gemeinsam mit dem 1. FC Köln gefunden, der auch Hauptnutzer des Stadions ist, die für alle Beteiligten funktioniert. Denn ein Stadion in der Größe des Rheinenergiestadions bietet durch Sport und kulturelle Veranstaltungenen einen Mehrwert für alle Kölnerinnen und Kölner.“

Ulrich Breite, FDP-Fraktionsgeschäftsführer, erklärte: „Die FDP-Fraktion wird für die Einigung mit dem 1. FC Köln stimmen. Nach Aussage der städtischen Beteiligungsverwaltung zeigen neueste Rechtsprechungen, dass sich Pächter und Verpächter das Risiko durch Corona teilen müssen. Durch die fehlenden Zuschauer im Stadion hatte der FC massive Einnahmeneinbußen, gleichzeitig nutze er das Stadion für die Bundesliga und für die Einnahmen aus Fernsehrechten. Die FDP meint, hier ist ein guter Kompromiss gefunden worden.“

Autor: Andi Goral