Der Deutsche Bundestag hat am 28. Mai 2009 mit großer Mehrheit in zweiter und dritter Lesung die rechtlichen Voraussetzungen für die Übertragung der heroingestützten Behandlung in die Regelversorgung beschlossen. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat nun auch der Bundesrat das entsprechende Gesetz gebilligt. Damit hat eine zehnjährige kontroverse Diskussion ihren Abschluss gefunden. Die Stadt Köln, die am Modellprogramm zur heroingestützten Behandlung von Schwerdrogenabhängigen teilgenommen hatte, begrüßt die Entscheidung.

Beschluss bringt Köln finanzielle Entlastung
„Zwar ist dies nur der erste Schritt in einer Reihe von weiteren notwendigen gesetzlichen Änderungen und Leistungsvereinbarungen, aber es ist der entscheidende“, betont Gesundheitsdezernentin Marlis Bredehorst. Nicht sofort, jedoch in absehbarer Zeit wird die Behandlung mit Heroin – oder richtiger mit dem synthetischen Heroin „Diamorphin“ – eine verschreibungsfähige und von den Krankenkassen bezahlte Leistung sein. Für die schwerstabhängigen Patienten, denen nachgewiesener Weise mit keiner anderen Behandlung und keinem anderem Medikament geholfen werden konnte, sei damit eine Behandlungsform sicher, die bisher nur mit Sondererlaubnis und jeweils zeitlich befristet durchgeführt werden konnte. Für die Stadt Köln, die in den letzten Jahren das Diamorphinbehandlungsprogramm ausschließlich auf eigene Kosten weitergeführt hat, bedeute die Entscheidung eine finanzielle Entlastung. Marlis Bredehorst hofft nun, dass das Bundesinstitut für Arzneimittelprüfung, der gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen, die Bundesärztekammer und die Länder den Beschluss für die praktische Handhabung zeitnah konkretisieren.

In Köln existiert seit zwei Jahren als Fortsetzung des Modellversuchs eine sogenannte Integrierte Suchtambulanz, in der für verschiedene Patientengruppen sowohl Methadonsubstitution wie auch Diamorphin-gestützte Behandlung stattfindet. Behandelt werden dort zurzeit 40  Diamorphinpatienten. Damit wird die zugelassene Zahl von 45 möglichen Plätzen noch nicht voll erreicht.

Ossi Helling, sozialpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion erklärt dazu: „Ich bin froh und erleichtert, dass dieses wichtige Angebot durch die Erstattung der Krankenkassen finanziert werden kann und der gute Standard in Köln erhalten bleibt. Besonders in Zeiten schwieriger Haushaltslagen sind freiwillige Leistungen gefährdet. Diese Entwicklung kommt nur 40 Patientinnen und Patienten zu Gute. Aber diese 40 sind gerade die  Langzeit- Schwerstabhängigen, die besonderen Gefahren an ihrer Sicherheit und ihrer Gesundheit ausgesetzt sind. Die kontrollierte Abgabe des synthetischen Heroins bringt ihnen enorme Entlastung.“

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