Köln | Nur noch 15 Tage, dann ist nicht nur Sonntag, sondern ganz Köln raderdoll. Denn dann wird das designierte Dreigestirn den Vertrag mit dem Oberbürgermeister unterschreiben und um 11:11 auf dem Heumarkt zum ersten Mal, noch im kleinen Schwarzen, sich den Jecken präsentieren. Heute waren die drei zukünftigen Oberjecken beim Vorstellabend des Stammtisch Kölner Karnevalisten im Hotel Maritim, dass sich schon ganz karnevalistisch – einen Tag nach dem Kölnball – präsentierte. Der Stammtisch präsentierte sich exzellent.


Fotoreportage: Impressionen vom Vorstellabend des Stammtisch Kölner Karnevalisten auf der Facebook Seite von report-k.de >

Die Embleme kölscher Fröhlichkeit prangen schon im großen Saal des Hotel Maritim, die Roten Funken, die Kölschen Grielächer und all die anderen großen Gesellschaften, die hier Karneval feiern. Heute eröffnete der Stammtisch Kölner Karnevalisten mit Samba de Cologne seinen Vorstellabend. Jürgen Blum, Baas des Stammtisches begrüßte die Gäste und übergab an Bruno Eichel. Die Minis und das Tanzcorps der Rheinmatrosen der Großen Mülheimer KG eröffneten den Abend, bevor Knubbelefutz un Schmalbedaach mit „Dat Implantat“ und dem Hunde Lied „Dä deit doch nix“, den Reigen der Redner und Zwiegespräche eröffneten. Botz un Bötzje, die Kölschen Bengels mit einem Medley aus den Titel Uns/Bengel sin/Fummele und Ahle kölsche Leeder, sowie dem Song „Alle wollen tanzen“, der Tuppes vum Land und De Huusmeister vum Bundesdach bestritten den ersten Teil des Abends.*

Kölsch Hänneschen – ausgefeilte Choreografie mit schauspielerischen Elementen

Die Tanzgruppe Kölsch Hänneschen blüht auf. Schauspielerischer und tänzerischer präsentiert sich die Tanzgruppe wie befreit in dieser Session. Die Tänze voller Leben und kölschem Gefühl das überschwappt, dabei aber auch moderat modernisierter. Mit dabei hatte man auch eine riesige Schar Kids, bzw. Kölsche Pänz. Die ganz kleinen Mädels wollen zwar nicht Bärbelchen werden, sondern Polizistin auf einem Pferd, aber sie kennen noch den kölschen Begriff Pääd. Insgesmant ein prima Auftritt.

Schlabber & Latz und die Sehnsucht nach dem richtigen Genitiv

Schlabber & Latz haben das Literarische Komitee verlassen und gehen jetzt für den Stammtisch pötisch auf die Bühne mit Paarungsreimen. Die Herren beschäftigen sich weiter mit dem Genitiv, Reimformen, Limericks und Uschi aus Witten. Aber glauben Sie nicht dass die Herren auf das reimen, was sie jetzt glauben. Sie haben ihr Programm ein wenig überarbeitet und erweitert. Sie kamen gut an.

Kölschraum – ist jetzt beim Stammtisch zu Hause

Auch Kölschraum findet den Weg vom Literarischen Komitee zum Stammtisch. Getragener Kölschpop im klassischen Polka-Takt ist die Spezialität der Gruppe. Texte in Kölscher Mundart, astrein vorgetragen. Da merkt man das man einen Hintern wie ein Pferd hat – „Fott wie e Päd“ und zum Schunkeln bietet man eine klassische Flirtnummer an, mit dem Versprechen ewiger Liebe „Nur met Dir janz allein“. Der dritte Titel „Brav sin“ kommt druckvoller in den Saal und stellt die Frage „Wer will schon brav sin… …und in den Himmel“. Der Song erinnert in den langsameren Passagen an den Höhner-Klassiker „Ich bin ene Räuber“ und im schnelleren Teil an Brings.

Blom un Blömcher knüpft an die große Scheißejal, Hahn und Hohn-Tradition an

Herr Blum als Hahn hat Zoff am Höhnerhoff, weil er als Hahn eine Ente vernascht hat. Damit beginnt ein tierischer Persiflage-Reigen. Die Sessionsnummer 2013 von Blom un Blömcher wird von großer Oper über Klamauk pur um das liebe Federvieh gestrickt. Auch den Kirmeshighwaysong der Toten Hosen persiflieren Blom un Blömcher auf den Höhnerstall und in der Nacht stempelt der Alte Hahn, dann Eier an Tagen wie diesen. Mit „mer trecken an die Theke“ präsentierte man zum Abschluss einen neuen Song.  Da gab es viel Applaus.

Kammerkätzchen und Kammerdiener mit Gruß ans designierte Dreigestirn

Mit perfekt vorgetanzten klassischen Kammerkätzchen und Kammerdienerfigurinen begeisterte die Tanzgruppe der Alten Kölner Karnevalsgesellschaft Schnüsse Tring, die in dieser Session das Dreigestirn stellen wird. Die Tanzgruppe hat wieder aufgeschlossen zu den Top-Gruppen und kann sich in dieser Session mit diesen messen. Ein perfekt gelungener Auftritt mit viel Lob aus den Reihen den Fachpublikums

Lutz Kniep verblüffte mit Laserharfe – die allerdings elektronisch immer wieder hakte

Die einzige echte Laserhow im Kölschen Fasteleer bietet Lutz Kniep. Der hat die Zeit zwischen den Sessionen genutzt und viel programmiert und führt jetzt zu „Ich bin ne kölsche Jung“ eine Lasershow-Harfe vor. Das heißt Kniep erzeugt auf den Laserstrahlen mit Hilfe von Elektronik-Töne. Nicht nur ein Hingucker, sondern eine echte Sensation, die man so bislang im Kölner Karneval nicht gesehen hat. Allerdings spielte die Technik dem Musiker immer wieder übel mit, so dass es immer wieder Hänger in einem total verfinsterten Saal gab. Dies sollte Kniep noch zum Sessionsstart in den Griff bekommen.

44 Jahre Höppemötzjer – brilliant

Die Höppemötzjer werden in dieser Session schwer zu toppen sein. Nicht nur was tänzerisches Vermögen und Freude angeht, sondern auch in der Choreografie. Klassische Elemente mixt man mit modernstem Jazz-Dance, komprimiert Figuren, so dass sie eine eigene Dynamik entwickeln und gibt den filigranen Hebefiguren weiten Raum über die gesamte Bühne und holt diese rasant auf die Bühne und ins Tänzerische zurück. Klasse gemacht und mit einer faszinierenden Fröhlichkeit auf die Bühne gebracht. Eine Top-Leistung, die vom Publikum als solche belohnt wurde. Ach ja und für lange Jahre Treue im Stammtisch Kölner Karnevalisten gab es auch noch eine Urkunde für 40 Jahre Mitgliedschaft.

Knacki Deuser kommt mit James Bond Melodie auf die Bühne und sahnt Standing Ovations ab

Mit einem Witz aus der Studenten-WG beginnt Deuser harmlos, aber von Anbeginn an druckvoll. Dann nimmt er Köln und Kölner Themen aufs Korn und das perfekt, ohne in allzu tiefe politische Gewässer zu kommen. Will heißen, Themen die einem breiten Publikum zugänglich und verständlich sind. Etwa zu schnell fahrende Fahrradfahrer in Spielstraßen Nachts um halb zwei in Nippes und nahkämpfende Polizeibeamte mit Knöllchen. Endlich einer der sich mit Köln beschäftigt und dies kann. Alleine dieser Teil des Auftrittes verdient das Prädikat „wertvoll“. Und dann geht es rund um den FC, absolut brilliant, mit Leidenschaft, die auch dem ersten Teil des Wortes gerecht wird. Der Mann fehlte im Karneval und muss raus aus dem Sülzer Waschsalon auf die großen Bühnen im Kölner Karneval. Wer den nicht bucht ist selbst Schuld. Und er ist der einzige Redner, der zum musikalischen Zwischenspiel der Saalkapelle, tanzt. Tanzen zeigt er allerdings auf wundervolle Weise auch ohne Musik, mit herrlichen Beobachten zum Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Tanzstilen. Standing Ovations. Knacki Deuser ist übrigens ganz neu beim Stammtisch Kölner Karnevalisten.

Die Krageknöpp – mit Sambagruppe auf die Bühne

Erst einmal gab es einen brasilianischen Einmarsch mit „Katachichi Colonia“ einer kölschen Sambagruppe in das die Krageknöpp einstimmten und zu ihrem Song Fastelovendsfieber. Zum dritten Song, einer Liebeserklärung an Köln mit dem Titel „Colonia“, holte man sich optische Unterstützung das Hänneschen und Bärbelchen und Tanzpaare der Höppemötzjer. Die schwächste Nummer an diesem Abend.

Der Hausmann top – hat Ehe- und Möbelprobleme

Beckers liebt Candlelight-Dinner bei Mc Donalds, unfassbar, Stylingfragen, Möbel- und Stuhlprobleme. Jürgen Beckers hat auch in der aktuellen Session eine Toprede im Programm. Hörenswert, freuen sie sich auf die erste Sitzung mit ihm (Sollte er auf dem Programm stehen, hat sich der Eintrittspreis bereits gelohnt!). Natürlich hat er auch wieder neue rheinische Sprachspezialitäten ausgegraben, die er nicht nur perfekt vorträgt, sondern auch witzig interpretiert. Mehr sollte man nicht verraten. Das Publikum begeistert.

Das Finale bestritten die Domstädter, die übrigens auch eine Sambagruppe, allerdings aus den eigenen Reihen auf die Bühne brachten. Mit ihrem letzten Auftritt hatten sie damit nach bereits mehreren Sambanummern am Abend ein nicht ganz ein glückliches Händchen. (Wofür sie aber auch nichts konnten). Ansonsten lieferten die Domstädter in bekannter Qualität orchestrale Qualitäten ab.

Ein Extra-Lob muss man dem Moderator Bruno Eichel aussprechen, der mit seinen kurzweiligen Moderationen nicht nur den Tanzgruppen immer wieder Luft verschaffte, sondern auch mit seinen improvisierten kleinen Interviews das Publikum auf unterhaltsame Art und Weise informierte. Das macht seine Moderationen einmalig.

Der Stammtisch Kölner Karnevalisten zeigte einmal mehr seine Extraklasse. Nicht nur, dass man hier den Mut hat neue und gute Künstler auf die Bühne zu holen, sie haben alle die Region fest im Blick, auch wenn viele in der kommenden Session natürlich auch nach Rio schielen und dies einbauen. Kölsch, modern, Traditionen bewahrt und weitergeführt. Der konsequente Weg neue und frische Talente einzubinden und zu fördern, trägt Früchte, die man auch jetzt sieht. Mit Knacki Deuser und dem Hausmann hat der Stammtisch zwei Extraklasse Redner im Programm.

*Hinweis zur Berichterstattung: Diese Darbietungen hat die Redaktion nicht gesehen und erlaubt sich daher kein Urteil.

Autor: Andi Goral
Foto: Knacki Deuser – niegelnagelneu beim Stammtisch Kölner Karnevalisten – begeisterte mit seinen sprachlichen, humoristischen und tänzerischen Fähigkeiten