Das Logo der Initiative "Tatort Porz"

Köln | Der Kölner CDU-Politiker Hans Josef Bähner steht seit gestern in Köln vor Gericht. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft gefährliche Körperverletzung, illegaler Waffenbesitz und Beleidigung vorgeworfen. Am gestrigen Freitag verlas Bähners Anwalt Mutlu Günal die Sicht des Angeklagten auf die Nacht des 29. Dezember 2019 in Porz. Die Initiative „Tatort Porz – Keine Ruhe nach dem Schuss“ wirft Bähner vor nicht zu seiner Tat zu stehen.

Der 29. Dezember 2019 in Porz

Fakt ist, dass Bähner in der Nacht des 29. Dezember 2019 in Köln-Porz mit einer unregistrierten Waffe geschossen hatte und dabei einen 20-Jährigen traf. Der Schuss traf den jungen Mann im Oberarm und das Projektil trat im Bereich der Schulter wieder aus.

In der Darstellung die Anwalt Günal für Bähner vor Gericht vorliest, stellt sich der 74-Jährige als Oper dar, spricht von einem Angriff aus der Gruppe derer, zu denen der 20-Jährige gehörte, und einem Bruch des linken Mittelfingers, der ihm zugefügt worden sei. Zudem schildert er sich als gebrechlichen alten Mann mit kaputtem Knie und einer Gicht-Erkrankung. Bähner lässt mitteilen, dass er die Situation für sich als brenzlig einschätzte und daher zur Waffe griff und diese durchlud, da er mit einem Angriff rechnete. Die Waffe habe er griffbereit, da er im September des gleichen Jahres bereits von einem Mann mit Messer bedroht worden sei. In der weiteren Schilderung weichen die Aussagen Bähners von den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft ab. Zudem spricht der Angeklagte von einem Schuss der sich gelöst habe und dass er einen Warnschuss abgeben wollte. Bähner bestritt, dass er rassistische Ausdrücke nutzte. Rassistische Ausfälligkeiten in sozialen Netzwerken seien ihm nicht bewusst gewesen.

Die Initiative „Tatort Porz“ zum ersten Prozesstag

Die Aktivist*innen der Initiative „Tatort Porz – Keine Ruhe nach dem Schuss“ werfen Bähner vor nicht zu seiner Tat zu stehen und dass er sich selbst zum Opfer stilisiere. In einer schriftlichen Mitteilung der Initiative heißt es: „Bähner ließ eine entsprechende Erklärung verlesen und verweigerte jede Aussage zum Tatgeschehen. So stehen seine Behauptungen nun im Raum, ohne dass sie als Ausflüchte hinterfragt und widerlegt werden können.“

„Diese Strategie einfach wie perfide, denn sie setzt auf die vorherrschenden, rassistischen Bilder der Zuhörerschaft und des Gerichts. Opfer können immer noch nicht einfach Opfer sein. Das ist genau die Täter-Opfer Umkehr, die wir aus dem NSU-Komplex kennen. Bähner soll sich für seine Taten verantworten, nicht der Geschädigte!“, fordert Berena Yogarajah von der Initiative Tatort Porz.