Rund 1.500 Menschen haben sich heute in Köln Forts, Zwischenwerke und Bauwerke aus der Zeit angesehen, als Köln die größte Festung Europas war. Insgesamt 182 militärische Werke zählte Köln in der Zeit der Preußen, darunter 12 Forts und 27 Zwischenwerke. Die Aktivisten von CRIFA (Cologne Research – Institut für Festungsarchitektur) die die Forts erkunden, dokumentieren und den Tag des Forts initiiert haben, übrigens der 6. Tag der Forts in Köln, klagen an, dass die Bauwerke nicht nur einen Dornröschenschlaf schlafen würden, sondern verfallen. Damit haben sie Recht. Das Fort IX ist zwar noch besser erhalten, als manch anderes Gebäude, auch weil das Dach mit Teerpappe geschützt wurde, aber auch hier nagt der Zahn der Zeit.

Es ist aber auch ein Ort der Rätsel aufgibt und man sich wünscht, dass die Geschichte noch lückenloser dokumentiert wird. Gebaut von den Preußen im klassischen Stil, Kehlkaserne in der dem Feind abgewiesenen Seite, Kaponiere, tiefe Wallanlagen und Spitzenkaserne dem Feind zugewandt. Geschliffen nach dem Vertrag von Versailles. Sehr schön erhalten ist auch der Eingangsbereich mit dem Wachhäuschen. Aber alles ist von dichtem Grün überwuchert, der Bau tief in der Natur versteckt. Selbst ein direkter Nachbar, der an der Führung teilnahm kannte die Anlage nicht, obwohl er seit 50 Jahren hier lebt. Auf der Vorderseite die Buchstaben „Lager“. Woher die Buchstaben kommen, keiner weiß es. Im Putz, dort wo die Kaponniere geschliffen wurde die Zahlen „1959 Hassel“ – ein Relikt aus der belgischen Zeit. Im Erdgeschoss hatten die Belgier Stallungen untergebracht, die Tränken noch sichtbar. Für den im März 2006 ausgestrahlten Zweiteiler „Dresden“ hat das ZDF die Anlagen dekoriert. Man hat die Bunkerszenen hier gedreht, daher stehen Inschriften an den Wänden, die historisch hier nicht hingehören, wie Luftschutzbunker, Rauchen verboten oder Aufgang zur Aula.

Das Fort bietet einen lebendigen Eindruck in das Leben der Soldaten. Die Latrinen etwa noch so erhalten, dass man die Löcher sieht, wo die Toiletten standen. Im Inneren herrschen kühle Temperaturen als draußen. Das Fort IX hat auch im Gegensatz zu manch anderer Festungsanlage kaum Schutt in den Räumen. Auch die Relikte der Belgier, wie Spinde, Zeitungen und Einbauten schaffen eine eindringliche Atmosphäre.

Georg Ruppert, der die Gruppe durch das Fort IX führt, wartet mit interessanten Details aus der Festungsarchitektur auf. So lernen wir, dass die linke Seite des Forts nicht verstärkt, die rechte aber schon gegen schwereren Beschuss gesichert wurde. Sogar Bauarbeiten, die nicht von den Preußen vollendet wurden sind so sichtbar. So lernte die Gruppe, dass sich die Aufgabe der Forts mit Fortschreiten der Waffentechnik verändert hat. So wurden aus den Artillerieforts, später Infanterieforts. Den preußischen Fortanlagen und Konrad Adenauer hat Köln es zu verdanken, dass es heute den Äußeren Grüngürtel gibt.

Die Forts kann man mit kompetenter Begleitung wieder am Tag des Denkmals besuchen. Die Forts sind ein wichtiger Teil der Kölner Geschichte, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

[ag]