Joel Vilangappara Karl, Jochem Falkenhorst, Alexander Mandl, und Isabell Internicola

Köln | Die Autos hupen. Die Fußgänger:innen wissen nicht, wo und ob sie sicher die Straße überqueren können. Die Ampeln sind ausgeschaltet. Das beschreibt aktuell die Lage auf der Venloer Straße im Kölner Stadtteil Ehrenfeld.

Sie gilt und galt vielen Menschen, die alle möglichen Mobilitätsformen nutzen, schon immer als nicht einfach zu bewältigender Verkehrsraum. Früher galt Temo 30, Fußgänger:innen konnten an den verschiedenen Ampeln die Straße überqueren. Seit dem 9. Dezember 2022 gilt hier Tempo 20 und die Ampeln wurden abgeschaltet. Es ist einer der der Verkehrsversuche der Stadt Köln, der selbst seinen Weg in Satiresendungen gefunden hat. Jetzt sind auf dem Asphalt, über die Straße verteilt, gelbe Kreuze zu sehen. Was hier genau gilt und was nicht, ist nicht so einfach zu durchblicken.

Nun fordert Karl Alexander Mandl, Vorsitzender der Mittelstands und Wirtschaftsunion der CDU in Köln (MIT), die Stadt Köln auf, mit allen Verkehrsversuchen in der Stadt aufzuhören. Dies schade nur den Bürger:innen sowie den Händlern, die in den Einkaufsstraßen in den Veedeln aktiv seien. An sich habe er nichts gegen Veränderung: Denn ausprobieren sei okay. Doch müsse die Reaktionszeit der Verwaltung deutlich schneller sein. „Wenn man doch merkt, dass ein Verkehrsversuch nicht funktioniert, muss sofort nachgebessert werden“, so Mandl. Zudem betrachtet er die Planung im Vorfeld kritisch: So müsse gut geplant und Simulationen durchgegangen werden. „Der Stopp der Verkehrsversuche in Köln muss her, bevor der Schaden zu groß ist“, so Mandl.

Das sagen Händler:innen vor Ort

Von dem Verkehrsversuch der Venloer Straße sind reihenweise Geschäfte betroffen. Betroffene Bürger:innen aus dem Handel, der Gastronomie und dem Dienstleistungsbereich mit Sitz an der Venloer Straße berichteten heute über ihre Erfahrungen seit dem Start des Verkehrsversuchs. Es sind die fehlenden Parkplätze, die gefährliche Verkehrslage sowie der direkte Einfluss auf das Geschäft, für die die Bürger:innen kritische Worte finden. „Keiner geht mehr spontan seinen Kaffee trinken, wenn man allein 10 Minuten zum Parkplatz finden braucht oder erlaubt den Kindern ein Eis zu kaufen bei der Gefahrenlage.“, sagte Joel Vilangappara, Gastronom auf der Venloer Straße.

Die Händler berichten von weniger Kundschaft, neue Aufträge können nicht angenommen werden und Problemen mit Lieferanten, die kaum Möglichkeit haben, die Ware in den Geschäften abzuladen. Der Verkehrsversuch macht die Straße für neue Händler:innen unattraktiv, so Jochem Falkenhorst, Geschäftsführer eines Dienstleistungsunternehmens in der Nähe der Venloer Straße. Unter diesen Bedingungen möchte keine Unternehmer:in eine Ladenfläche auf der Venloer Straße – , gebunden an einen langfristigen Mietvertrag mieten und so ein Geschäft eröffnen.

Eine Händlerin, die ebenfalls von der Verkehrssituation auf der Venloer Straße betroffen ist, ist Isabell Internicola: Sie ist selbst Anwohnerin und führt ein Geschäft in der berühmten Nebenstraße – der Körnerstraße. Die aktuelle Situation der Venloer Straße bezeichnet sie als „trauriges Chaos“. Sie selbst überraschte der Verkehrsversuch und sie hatte solche Auswirkungen nicht erwartet: „Wir sind auf die Kundschaft von außerhalb angewiesen. Die kommen schon gar nicht mehr.“

rs