Köln | Ein heute gestartetes Modellprojekt des Kölner Bündnisses für Arbeit will Studierenden, die planen ihr Studium abzubrechen oder die dies bereits getan haben, berufliche Alternativen aufzeigen, bei denen im Studium erworbene Leistung anerkannt werden kann, um in kürzestmöglicher Zeit als qualifizierte Fachkraft in Industrie, Handel oder Handwerk Fuß fassen zu können.

Kölner Studierende, die ihr Studium nicht zu Ende führen, sollen als potentielle Fachkräfte für die Region zur Verfügung stehen. Die Mitglieder des „Kölner Bündnisses für Arbeit“ haben zu diesem Zweck das Modellprojekt „Umsteigen – Fahrplan für Studierende, die sich neu orientieren wollen“ entwickelt. Man habe es bei der Zielgruppe mit leistungsorientierten Menschen zu tun, in denen viel Potenzial stecke und denen man einen Weg „zum Durchstarten“ zeigen wolle, so Roswitha Stock, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln.

Ein BWL-Studierender etwa, der in seinem Bachelorstudium mindestens 60 Credit-Points erreicht hat und über einschlägige Praxiserfahrung von mindestens einem halben Jahr vefügt, soll so die Möglichkeit erhalten, sich direkt zur IHK-Prüfung in fachverwandten Ausbildungsberufen wie etwa  Fachkraft für Lagerlogistik oder Kaufmann für Logistikdienstleistungen anmelden zu können. Im Handwerk kann ein bereits aufgenommenes Studium zu einer Lehrzeitverkürzung von ursprünglich 42 auf 18 Monate führen.

Dabei müsse jedoch immer der jeweilige Einzelfall geprüft werden, betonten Alexander Uhr, stellvertretender Geschäftsführer, Leiter Ausbildung Industrie- und Handelskammer zu Köln und Dr. Markus Eickhoff, stellvertretender Geschäftsführer und Abteilungsleiter Bildungspolitik der Handwerkskammer zu Köln. Auch finanzielle Unterstützung im Falle einer Aus- oder Weiterbildung seitens des Jobcenters Köln oder auch der Agentur für Arbeit seien möglich, müssten jedoch auch individuell geprüft werden, so Roswitha Stock.

Zur ersten Hilfestellung und als erste Anlaufstelle wurde auch eine eigene Internetplattform ins Leben gerufen, gleichzeitig soll das Projekt u.a. durch Flyer in der Stadtbahn beworben werden.

Rund 12.000 junge Menschen begännen jedes Jahr ein Studium an den Kölner Hochschulen, so Ute Berg, Wirtschaftsdezernentin der Stadt Köln.  Valide Zahlen zum Thema Studienabbruch in Köln lägen nicht vor, seien von dem jeweiligen Studiengang abhängig und unterschieden sich stark. So liege die Abbrecherquote bei Ingenieur-Studiengängen bei rund 40 Prozent, bei wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen etwa bei 16 Prozent. Insgesamt rechnen die teilnehmenden Institutionen aufgrund von Erfahrungswerten bei der bisherigen Beratung mit einer vierstelligen Interessentenzahl, die mit dem Projekt angesprochen werden könnten.

Die an dem Projekt beteiligten Akteure sind die Stadt Köln, die Agentur für Arbeit, das Jobcenter Köln, die Industrie- und Handelskammer zu Köln, die Handwerkskammer zu Köln, sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund für die Region Köln-Bonn.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Wollen Studienabbrecher die Qualifikation als Fachkräfte erleichtern: Dr. Markus Eickhoff (Handwerkskammer), Alexander Uhr (IHK), Ute Berg (Kölner Wirtschaftsdezernentin) und Roswitha Stock (Agentur für Arbeit).