Köln | Am Dienstag, 24. Januar, geht Otto-Freundlichs monumentales Mosaik „Die Geburt des Menschen“ – ein Hauptwerk der modernen Kunst in Köln – auf eine kurze Reise ins Ludwig Museum. 1954 installierte die Kölner Oper das große Mosaik in deren Seitenfoyer. Im laufe der Jahrzehnte geriet es jedoch aus dem Blick. Nun soll es als eines der Hauptstücke der Retrospektive einer Sonderausstellung im Museum Ludwig „Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus“ vom 18. Februar bis zum 14. Mai erstmals im Kontext des Gesamtwerks präsentiert werden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Zum Mosaik

Das Mosaik sei ursprünglich für die Villa des Tabakhändlers und Mäzens Josef Feinhals in Köln-Marienburg vorgesehen, seo dort aber nie installiert worden. 1954 schenkte es Feinhals`Witwe Maria der Stadt Köln, die es im Foyer des neu errichteten Opernhauses installierte. Dass das 1919 fertig gestellte Mosaik den Zweiten Weltkrieg und die NS-Kampagnen gegen die künstlerische Moderne in einem Schuppen der Kölner Mosaikwerkstatt B. Beyer unbeschadet überstanden hat, komme einem kleinen Wunder gleich, erklärt Julia Friedrich, Kuratorin des Museum Ludwig.

Als Jude, Kommunist und Avantgardist war Freundlich den Nazis verhasst. Seine Kunst wurde verfemt, und noch heute ist sein bekanntestes Werk die verschollene Skulptur Großer Kopf: weil die Organisatoren der Propagandaschau „Entartete Kunst“ (1937) sie auf das Titelblatt des Ausstellungsführers setzten. Viele von Freundlichs Arbeiten wurden zerstört. Er selbst wurde im Februar 1943 verhaftet und wenige Tage später vermutlich im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

„Die Geburt des Menschen“ stehe im Zentrum von Freundlichs Werk. Sie schließe seine erste, noch figürliche Schaffensperiode ab und nehme mit ihrer fein abgestimmten Rhythmik leuchtender Farben das abstrakte Spätwerk vorweg. Das Zusammenwirken von Detail und Ganzem – jedes Partikel der Darstellung ist auf den Zusammenhang ausgerichtet – sei ebenso charakteristisch für Freundlichs Kunst wie die motivische Verbindung von Mensch und Kosmos, so Friedrich. Von entscheidender Bedeutung sei die Technik: Aus den Steinen seiner Mosaike, und aus den einzeln umrissenen Glasstücken seiner Fenster, habe Freundlich die Farbfelder seiner späten Gemälde entwickelt. Seine abstrakte Kunst lasse sich also, das habe er selbst immer wieder betont, von seiner angewandten herleiten.

Zur Ausstellung „Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus“

Die Retrospektive „Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus“ versammelt rund 80 Exponate: Gemälde und Gouachen, Skulpturen und Mosaike. Die Ausstellung wurde von Julia Friedrich am Museum Ludwig konzipiert. Im Anschluss wird die Ausstellung vom 10. Juni bis 10. September 2017 im Kunstmuseum Basel zu sehen sein. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Musée Tavet-Delacour in Pontoise, das Freundlichs Nachlass beherbergt.

[infobox]Infobox: Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus
Eröffnung: Freitag, 17. Februar, 19 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat 10 bis 22 Uhr
Kuratorin der Ausstellung: Julia Friedrich

[/infobox]

Autor: Irem Barlin