Frankfurt/Main, Köln | Die Schulbuchverlage in Deutschland wollen ihre Lehrbücher verstärkt in digitaler Form für Computer und Tablet-PCs auf den Markt bringen. Derzeit böten erst rund 20 Verlage einige ihrer Werke in elektronischer Form an, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbands Bildungsmedien, Christoph Bornhorn, der Nachrichtenagentur dapd in Frankfurt. „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahlen schnell nach oben entwickeln werden.“ Digitale Schulbücher sind ein Schwerpunkt der Bildungsmesse „didacta“, die vom 19. bis 23. Februar in Köln ihre Pforten öffnet.

Derzeit sind etwa 7.000 Nutzer auf der Plattform digitales-schulbuch.de registriert. „Wir haben 800 verfügbare Titel – wir sind vor drei Monaten mit 500 Titel gestartet, insofern sehen wir da eine dynamische Entwicklung“, sagte Bornhorn. 40 Fächer deckt das Spektrum der Bücher ab, die auf einer gemeinsamen Plattform, dem sogenannten „digitalen Bücherregal“ abgelegt werden können. 20 Bildungsbuchverlage beteiligten sich schon daran, so Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Verbands Bildungsmedien. Bislang seien die Möglichkeiten für die Nutzer der digitalen Schulbücher allerdings noch eingeschränkt. Der Nutzer könnte zum Beispiel Notizen, Lesezeichen und Markierungen hinzufügen, Verlage könnten zudem Links, Bilder, Videos und Animationen integrieren, so Bornhorn „Im Moment sieht es aber so aus, dass diese Funktionen meist noch nicht enthalten sind.“ Das solle sich nach der Startphase aber ändern.

Der Verband beklagte, dass die technische Ausstattung der Schulen und das Budget für Lernmittel oft schlecht seien. „Vor diesem Hintergrund ist es ganz schwierig, solche Innovationen in die Schulen zu bringen“, beklagte Bornhorn. Derzeit sei der Umsatzanteil für digitale Medien bei den Verlagen verschwindend gering. Auch würden die ohnehin knappen finanziellen Mittel für die Anschaffung von Bildungsmedien durch die Schulen oft nicht sinnvoll eingesetzt werden, so Diepgrond „Leider stellen wir fest, dass gelegentlich blind in überambitionierte Hardware investiert wird und auch Budgets für Bildungsmedien in die Finanzierung von Hardware umgelenkt werden. Das ist der falsche Weg. Wenn es letztlich am Geld für professionelle Bildungs-Software fehlt, dann nützt auch die beste Hardware im Klassenzimmer nichts.“ So sei in der Vergangenheit oft in Whiteboards und Tablet-PCs investiert worden, ohne jedoch die dafür benötigte Software mitzuerwerben.

Das digitale Buch wird das gedruckte nach Ansicht von Bornhorn aber nicht ersetzen. „Wir glauben, dass auch das Printbuch nach wie vor seine Berechtigung haben wird.“ Er betonte, den Unterricht automatisch verbessern könnten die Lehrmittel in elektronischer Form nicht. „Letztendlich kommt es immer auf das didaktische Konzept an.“

Auf der ab 19. Februar stattfindenden Bildungsmesse „didacta“, der größten Messe ihrer Art in Europa, sollen nicht nur technische Neuerungen ausgestellt werden. „Die Technik ist nur als Hilfsmittel zu verstehen – entscheidend ist der Content“, so Reinhard Koslitz, Geschäftsführer der Didacta GmbH. Weitere Schwerpunkte bei der diesjährigen Bildungsmesse, die bereits zum fünften Mal in Köln stattfinden wird, sind die frühkindliche Bildung sowie die sich wandelnde Berufsbildung. Die Veranstaltung „Abschreiben unerwünscht“ soll sich ausgiebig mit dem Thema Plagiate auseinandersetzen. Dabei fordert der Wassilos Fthenakis, Präsident des Didacta Verbandes, mehr Verantwortung von Fakultäten und Professoren ein. „Plagiate sind ein systeminherrentes Problem.“, so Fthenakis, selbst Hochschuldozent und Prüfer von Doktorarbeiten. Hochschulen müssten genau prüfen, wem sie für welche Arbeit einen Doktorgrad verliehen.

Autor: dapd, dd
Foto: Das Programm der diesjährigen „didacta“ erscheint noch in analoger Form.